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Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane

Titel: Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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das kunstvoll verglaste Südostfenster dringt vormittags das Sonnenlicht wie ein scharfer goldener Strahl. Manchmal habe ich eine meiner Gesteinsproben unter diesen Strahl gehalten. Selbst wertlose, wenn auch hübsche Stücke schienen sich dabei in Juwelen aus Ali Babas Schatzkammer zu verwandeln.«
    »Märchen!« maulte Micha. »So etwas Albernes! Denkt der Professor, ich bin immer noch so dämlich wie damals, als er mich zum erstenmal sah?«
    Auch Tati war ratlos. »Das klingt nach Erinnerung. Hm! Wirklich! Scheint weiter nichts zu sein. Aber Superhirn, du sprachst was von Ergänzung dieser angeblichen Nachricht!«
    »Lies den letzten Satz!« erklärte Superhirn ernst.
    »Vielleicht findet ihr in Monton etwas, das ihr auch in den Sonnenstrahl der kleinen Fischerkirche halten könnt«, murmelte Tati. Sie blickte auf. »Soll das etwa der ganze Hinweis sein?«, fragte sie.
    »Tja.« Superhirn zuckte die Achseln. »Ich dachte. Und wenn ich ehrlich bin: Ich denke es noch. Ein Mann wie Professor Charivari verliert keine Zeit, wie ein Urlaubsreisender in schönen Erinnerungen zu schwelgen! Andererseits ...«
    »Andererseits?« wiederholte Henri wachsam.
    »Ich war zwei Tage bei der verlassenen Kirche auf dem Felsen«, berichtete Superhirn. »Sowie an den beiden Vormittagen der erste Sonnenstrahl das bezeichnete Fenster erreichte, hopste ich wie eine Kirchenmaus an der gegenüberliegenden Wand herum. Ich habe jede Stelle abgeklopft, über die der Strahl gewandert ist – so lange, bis er verschwand.«
    »Du dachtest, der Strahl würde auf eine Ritze, ein Loch oder eine Nische weisen, in der eine Ergänzungsnachricht verborgen sein könnte!« begriff Henri.
    Superhirn nickte. »Aber ich fand nichts. Und eigentlich hatte ich auch nichts anderes erwartet.«
    »Wieso?« fragte Micha gedehnt.
    »Ha, ich weiß!« rief Tati. »Wahrscheinlich, weil ein Mann wie Professor Charivari niemals zweimal mit den gleichen Mitteln arbeitet!«
    »Du verdienst einen Orden«, erklärte Superhirn grinsend. »Du kannst nicht nur tanzen, kochen und ärgerlich sein – du kannst auch kombinieren! Sicher, ganz sicher hast du recht! Das letzte Mal benützte Charivari den Schatten eines Kamingitters, um uns auf einen verborgenen Gegenstand und ein Dielenbrett aufmerksam zu machen. Das mit dem Sonnenstrahl wäre im Grunde nichts anderes.«
    Henri rieb sich das Kinn. »So wäre der Brief an dich vielleicht doch nichts anderes als ein – hm – ein Feriengruß?« fragte er langsam.
    »Ich fürchte«, murmelte Superhirn.
    »Aber ich will keine Ferien ohne Geheimnisse!« klagte Micha. »Ich langweile mich hier grün und gelb!«
    »Und ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als mich mal eine Zeitlang gründlich zu langweilen«, murmelte Tati.
    Superhirn lächelte, als er sagte: »Langeweile ist längst nicht das, was du darunter verstehst, Tati!«
    Er wurde unterbrochen, denn am Rand des Swimmingpools läutete das Telefon: Als Tati den Hörer am Ohr hielt, richtete sie sich ruckartig auf. Ihre Augen wurden groß. »Wer ist da? Hallo!« Sie lauschte. Ihr Gesicht drückte wachsendes Erstaunen aus.
    Die anderen beobachteten das Mädchen gespannt.
    »Ja«, sagte sie verwirrt. »ja, gut! Ich werde es Superhirn sagen. Aber wer ...« Sie unterbrach sich, wackelte hilflos mit dem Hörer in der Luft und richtete ihren Blick auf Superhirn. »Aus! Der Mann hat aufgelegt!«
    »Du solltest mir was mitteilen?« fragte Superhirn.
    Tati – noch etwas benommen – legte den Hörer zurück auf die Gabel. »Ja«, erklärte sie, wobei man ihr ansah, daß sie sich bemühte, den Wortlaut der Nachricht wiederzugeben: »Er hat behauptet, Gérards Vater zu sein. Und er sagte: Superhirn soll aufpassen, daß der Wasserball nicht platzt, falls wir einen haben.«
    »Na, wir haben doch einen!« rief Micha.
    Tati sah den jüngeren Bruder von der Seite her an.
    »Meinst du, das weiß ich nicht?« fragte sie fast verächtlich. »Aber solche dämlichen Nachrichten gibt doch kein ernsthafter Mensch per Telefon durch!«
    »Außerdem ist Gérard noch gar nicht hier«, ergänzte Henri. »Aber davon mal abgesehen: Gérards Vater, genau wie Prospers, ist uns bekannt. Gérard und Prosper gehen ja in meine Klasse, und die Väter haben öfter bei uns angerufen, um nach ihren Sprößlingen zu fragen.«
    Tati nickte. »Eben! Aber die Stimme, die ich hier am Ohr hatte, war nicht die von Gérards Vater!«
    Superhirn legte sich auf den Bauch, stützte das Kinn in die Hände und betrachtete den

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