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Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane

Titel: Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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– und eine kleine Tonvase. Aus der werde ich trinken.«
    Er schob den Hocker mit dem sonderbaren Teegeschirr heran. »Drei von euch können auf dem Feldbett sitzen, den anderen muß die Seemannskiste genügen. Den Schaukelstuhl hätte ich gern der jungen Dame angeboten, aber ich habe leider so lange Beine ...«
    Bald unterhielten sich die jungen Gäste so lebhaft mit dem Professor, als kannten sie ihn seit Jahren, ja, als sei er ihr liebster, väterlicher Freund – und als habe sie seine Erscheinung niemals erschreckt. Wenn Marcel ein »Superhirn« war, so konnte man den Professor Doktor Brutto Charivari nur als ein »Super-Superhirn« bezeichnen. Er gab auf jede Frage eine Antwort. Doch als Micha wieder von der unsichtbaren Wand im Freien anfing, von der riesigen Glasglocke, in der er wie ein Gefangener umhergestolpert war, veränderte sich Charivaris Gesicht. Sich hastig den fadendünnen schwarzen Bart streichend, sagte er:
    »Euer Superhirn hat schon etwas Richtiges geahnt, als er von einer Winderscheinung sprach. Wind ist ja auch unsichtbar, nicht? Wind ist bewegte Luft – und Luft kann man nicht sehen! Paßt auf, für mich als Gelehrten ist das ganz einfach, ich will es euch erklären: Der Wind hat über die Klippen geweht, aber die erwärmte Luft hat einen Wirbel ausgelöst, dessen Ränder wie eine Wand wirkten. Ich könnte euch das mit Pfeilen und Wellen auf einem Stück Papier aufzeichnen, aber ihr würdet euch nur langweilen. Es muß euch genügen, daß ich mich vor solchen Selbstverständlichkeiten an dieser Steilküste nicht fürchte. Ich bin schließlich ein Wissenschaftler. Ihr könnt also beruhigt sein.«
    Der Pudel Loulou sprang auf Charivaris Schoß, als sei er für seinen Teil schon völlig beruhigt, und der alte Herr streichelte ihn.
    Das lenkte die anderen ab, so daß sie Superhirns argwöhnisches Gesicht nicht sahen. Superhirn dachte über die Erklärung des Professors nach. Und wenn einer die entdeckten Unstimmigkeiten an Superhirns Stirnfalten hätte ablesen wollen, wäre er gewiß erschrocken. Doch Tati rief munter: »Seht mal, wie zutraulich Loulou ist! Er tut, als sei der Professor sein bester Freund!«
    »Hunde haben ein feines Gespür, einen ausgezeichneten Instinkt«, lächelte der alte Herr. Superhirn griff nach einem der vielen Bücher. »Gehört das zu Ihren Arbeitsunterlagen, Herr Professor?« fragte er.
    »Gewiß, mein Sohn!« Während Charivari sich mit seinen übrigen Gästen unterhielt, nahm Superhirn ein Buch nach dem anderen von den Borden.
    Endlich sagte Tati: »Ich glaube, es ist Zeit, daß wir gehen. Es war furchtbar nett, Herr Professor, daß Sie uns eingeladen haben! Kommen Sie auch mal zu uns? Wir zelten bei der Ruine! Vielleicht besuchen Sie uns mal zum Mittagessen?«
    »Mit Vergnügen, mit Vergnügen«, erklärte Charivari. Er erhob sich mit einem Seufzer, den Pudel noch im Arm. »Seht euch nur vor, und geht nicht zu den Klippen«, mahnte er. »Wie gesagt, ich mache auch hier im Moor meine Tests. Das ist mit gewissen Gefahren für Nichteingeweihte verbunden, Wenn ihr etwas von mir wollt, bleibt jenseits des Baches und ruft nach mir, ich höre euch schon, wenn ich da bin. Also, auf gute Freundschaft, aber ich hoffe, daß ihr meine einzigen Besucher bleiben werdet!«
    »Klar, es soll Sie niemand stören, wir verraten nichts!« rief Gérard.
    »Auf gute Freundschaft – und auf Wiedersehen bei uns!« lächelte Tati.
    »Komm, Loulou«, sagte Micha. Er nahm Charivari den Pudel ab. »Das ist ein netter Onkel. Du siehst ihn ja bald wieder!«
    Prosper machte eine respektvolle Verneigung.
    Als letzter verabschiedete sich Superhirn.
    Die Freunde liefen zum Bach, nahmen ihre Sachen und schlugen den Weg zur Ruine ein.
    »Wie man sich doch in einem Menschen täuschen kann«, lachte Tati. »Dieser Herr Charivari sah aus wie'n Geist aus dem Pulverfaß. Ich hab gedacht, er verwandelt mich auf der Stelle in eine Hexe! >Dabei ist er ein Gelehrter, der Steinchen sammelt und in einem Vogelfutterhäuschen wohnt! Und daß er ein gutes Herz hat, merkte man an Loulous Verhalten. Er hat nicht ein einziges Mal geknurrt!«
    »Ja, aber davon haben wir uns ablenken lassen«, meinte Henri. Wir hätten genauer fragen sollen – der Professor hätte uns sicher noch einiges erklären können.«
    »Ja«, ging Gérard sofort darauf ein, »zum Beispiel wegen der Schlafstrahlen und wegen des Kiemenhamsters.«
    »Das alles hat bestimmt viel mit Gesteinsforschung zu tun!« unterbrach ihn Superhirn

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