Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane
Henri atmeten auf. Nach dem Frühstück setzte sich Superhirn noch einmal mit Marac in Verbindung. Er wollte das Einhängen der Schleusentür auf keinen Fall Prosper und Gérard allein überlassen.
»Gut, aber seht euch vor!« erwiderte Charivari über Bildschirm zwei. »Wenn ihr die Schwerkraft aufgehoben habt, schwebt ihr frei im Schiff, das wißt ihr doch! Stoßt euch nirgends ab, vermeidet heftige Bewegungen! Es ist dann nämlich nichts mehr da, das euch bremsen könnte; ihr würdet hart an Decken und Wände prallen! Es gibt dann kein Oben und kein Unten mehr!«
Henri rief Tati und Micha in den Befehlsraum. »Setzt euch in die Sessel, und schnallt euch an! Tati, du hältst Loulou fest!«
»Und was sollen wir machen?« fragte Gérard, der mit Prosper im Kücheneingang stand.
»Ihr geht zum Ersatzteillager«, erklärte Superhirn. »ich folge euch. Henri betätigt den Griff zur Aufhebung der Schwerkraft, und wir drei bugsieren dann die Schleusentür an ihren Platz!«
Im Lagerraum war ein Signalknopf. »Ruf – Befehlszentrale« stand in Leuchtschrift darunter. Superhirn drückte auf den Knopf. Wenige Sekunden später ging eine Erschütterung durch das Schiff, und er und die beiden Freunde vermeinten zu fallen. Den falschen Eindruck, bei Auflösung der Schwerkraft fallen, hat übrigens jeder Raumfahrtanwärter.
»So, jetzt ziehen wir die Schleusenplatte aus dem Fach«, sagte Superhirn. Aber Vorsicht! Sie ist zwar schwerelos, aber sie ist und bleibt massig! Wenn einer sie zu stark durch die Luft stößt, könnte sie den anderen rammen und an der Bordwand zerquetschen!«
Das Bugsieren der Tür und das Einhängen in die Patentscharniere zwischen Lastenraum und Gang war ein Alptraum. »Puh!« stieß Prosper hervor. »Kinder, das wünschte ich kein zweites Mal machen!«
Immer noch aller Schwere enthoben ruderten die drei durch die Luft in den Kommandoraum.
»Fertig!« meldete Superhirn. »Henri, du kannst die künstliche Schwerkraft wieder einschalten!«
Wieder gab es einen Ruck, Superhirn, Prosper und Gérard landeten unsanft auf dem Fußboden. Die anderen lösten ihre Anschnallgurte.
Micha lachte. »Haha, das war ulkig!« rief er.
»Sei froh, daß du angeschnallt warst«, murrte Prosper. Seine Augen wurden groß. »He, was flatterte da rum? Hat uns jemand Flugblätter ins Raumschiff geworfen? Oder Spielkarten? Was ist das?«
»Liegen lassen!« schrie Henri entsetzt.
Doch schon hatten sich Tatis, Michas, Gérards und Prospers Hände nach den Blättern ausgestreckt. Es waren die Bilder. Die Bilder mit den teuflischen Gesichtern der Piraten. Beim Aufheben der Schwerkraft war der Pultdeckel hochgesprungen, die Seite des Kastens war heruntergeklappt, und die Bilder hatten sich »selbständig« gemacht. Tati war starr vor Schreck. Sie blickte auf das Bild, das den ehemaligen Chef-Astro Dr. Muller darstellte. Da der Name darunterstand, begriff sie sofort.
»Dieses menschliche Ungeheuer sitzt in dem Raumschiff, dem wir die Ersatzteile bringen wollen?« stammelte sie. »Und hier – hier – Professor Viechsbrunn! So sehen die Kerle also aus? Nicht mal im Traum möchte ich die auch nur in meiner Nachbarschaft wissen!«
»Bei dem da fehlen nur noch die Hörner«, kreischte Micha, das Bild von Dr. Dr. Capuso betrachtend. Dann sah er das Bild von John Bart, warf es aus der Hand und hielt sich die Augen zu: »Sofort zurück nach Marac!« schrie er. »Ich will sofort zurück! Die brauchen keine Ersatzteile! Die sollen immer kreisen!«
»Sie sind wehrlos!« herrschte Superhirn den Kleinen an. »Kommandant Rollins und seine Besatzung würde es schließlich auch treffen, wenn wir die defekten Raumschiffe im Stich ließen!«
»Auf dem Himmelsvisor nähern sich Rotor und Meteor!« rief Henri.
In diesem Augenblick meldete sich Professor Charivari: »Monitor fertigmachen zum Ankoppelungsmanöver! Kommandant Rollins vom Raumschiff Rotor übernimmt jetzt die Leitung!«
Und schon wurde der Kommandant des Rotor auf Bildschirm fünf sichtbar.
»Hallo, Monitor! Bleibt auf eurer Bahn! Rührt kein Instrument ohne Weisung an! Wir setzen Seitenstutzen an Seitenstutzen. Ist das Manöver ausgeführt, können die Außenschleusen und Außenluken geöffnet werden! Dann ist es möglich, ohne Raumanzug vom Rotor auf den Monitor überzusteigen!«
»Verstanden!« erwiderte Superhirn.
Rollins Gesicht verschwand vom Bildschirm.
»Die Sache gefällt mir nicht!« rief Tati in höchster Angst. »Wir kennen doch diesen Rollins gar nicht!
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