Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Titel: Raumzeit - Provokation der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes von Buttlar
Vom Netzwerk:
sich durch seine fortwährende, scharfe Polemik selbst dort Todfeinde, wo man dem ptolemäischen Weltbild längst entsagt hatte. Bereits im Studium erhielt er den Spitznamen ›Zänker‹.«
    Koestler weist immer wieder auf seine zahlreichen Auseinandersetzungen hin, die es unmöglich machten, wissenschaftlich mit Galilei zusammenzuarbeiten. Seine Methode war, den Gegner lächerlich zu machen, und damit hatte er immer Erfolg, gleichgültig, ob mit Recht oder Unrecht.
    Und weiter stellt Koestler fest: »Die Persönlichkeit Galileis, wie sie uns aus populärwissenschaftlichen Werken entgegentritt, hat noch weniger Bezug auf die historischen Gegebenheiten als im Falle des Kanonikus Kopernigk. Bei Galilei aber handelt es sich nicht mehr um wohlwollende Gleichgültigkeit gegenüber dem Individuum, unabhängig von seiner Leistung, sondern um eine weitgehende parteigebundene Stellungnahme. In theologisch angehauchten Werken erscheint er als ein Störenfried, während die rationalistische Mythographie ihn als Jungfrau von Orleans der Naturwissenschaft oder als St. Georg hinstellt, der den Drachen der Inquisition erschlug. Es überrascht daher kaum, dass der Ruhm dieses hervorragenden Mannes in der Hauptsache auf Entdeckungen beruht, die er nie machte, und auf Heldentaten, die er nie vollführte. Im Gegensatz zu dem, was in den meisten Darstellungen des Werdegangs der Naturwissenschaften zu lesen steht, erfand Galilei das Teleskop nicht, ebenso wenig wie das Mikroskop, das Thermometer oder die Pendeluhr. Er entdeckte weder das Trägheitsgesetz noch das Kräfte- und Bewegungsparallelogramm noch die Sonnenflecken. Er leistete keinen Beitrag zur theoretischen Astronomie; er warf keine Gewichte vom schiefen Turm zu Pisa und bewies die Richtigkeit des kopernikanischen Systems nicht. Er wurde von der Inquisition nicht gefoltert, schmachtete nicht in ihren Verliesen, sagte nicht ›Und sie bewegte sich doch‹ und war kein Märtyrer der Wissenschaft. Hingegen war er der Begründer der modernen Wissenschaft der Dynamik und zählt somit nicht zu den Männern, die das Geschick der Menschen formten.«
    1624 reiste Galilei nach Rom und wurde von Papst Urban einige Male empfangen, der ihn ermutigte, über das kopernikanische System seine Ansichten zu veröffentlichen, solange er dies als Hypothese behandelte. Nach jahrelangen Vorarbeiten erschien endlich sein Werk »Dialogo« in italienischer Sprache und nicht wie üblich in Latein, in dem er die ersten Ansätze für das Relativitätsprinzip und Vorschläge zur Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit und Argumente für das kopernikanische System präsentierte.
    Allerdings machte er den kapitalen Fehler, dass er sich in seinem Werk über Papst Barberini-Urban versteckt lustig machte, indem er dessen Reden in den Mund des Dummkopfs Simplicio legte. Damit hatte Galilei die Protektion des Papstes verspielt. Anfang 1633 wurde er offiziell von der Inquisition verhört. Am 22. Juni 1633 fand der Prozess in der Basilika Santa Maria sopra Minerva statt. Anfänglich leugnete Galilei, das kopernikanische System gelehrt zu haben, um dann aber offiziell zu widerrufen.
    »Ich, Galilei, Sohn des verstorbenen Vincenzo Galilei aus Florenz, 70 Jahre alt, persönlich vor diesen Gerichtshof geladen und hier vor Euch auf den Knien, Hochwürdiger und Erhabener Großinquisitor der Herren Kardinäle gegen ketzerische Verderbtheit in der gesamten christlichen Welt, schwöre, vor meinen Augen die Heilige Schrift, die meine Hände berühren, dass ich stets geglaubt habe, glaube und mit Gottes Hilfe auch in Zukunft alles glauben werde, woran die Heilige Katholische und Apostolische Kirche festgehalten, was sie gepredigt und gelehrt hat.
    Aber seit der Zeit – nachdem das Heilige Amt eine rechtliche Verfügung gegen mich erlassen hat, des Inhalts, dass ich von der unwahren Behauptung, dass die Sonne der Mittelpunkt der Welt ist und sich nicht bewegt, gänzlich ablassen muss; dass ich an dieser falschen Lehre nicht festhalten darf, sie nicht verteidigen und in keiner Weise, wie auch immer, lehren darf, weder mündlich noch schriftlich; und nachdem ich darüber unterrichtet wurde, dass diese Lehre der Heiligen Schrift widerspricht – habe ich ein Buch geschrieben und gedruckt, in dem ich diese bereits verworfene Lehre verkündet und zwingende Argumente zu ihren Gunsten angeführt habe, ohne dafür eine Erklärung abzugeben. Ich wurde vom Heiligen Amt der schweren Ketzerei beschuldigt, gewissermaßen daran festgehalten

Weitere Kostenlose Bücher