Raus aus dem Har(t)z IV!
in meinem Bett landen würde. Auch wenn dieser Gedanke nicht länger als wenige Sekunden dauerte, so waren die darin enthaltenen Vorstellungen doch mehr als deutlich. Es lag zwar schon ein gefühltes Leben zurück, als ich das letzte Mal das Vergnügen hatte, mich mit einem Mann dem gemeinsamen Schlaf hinzugeben – wieso heißt es eigentlich ‚zusammen schlafen‘, wenn man doch eigentlich hellwach ist in diesen Momenten, zumindest die meisten unter uns ?- aber dennoch gelang es mir, Michael im Geiste vollkommen nackt auszuziehen. Vermutlich lag es auch daran, dass er der einzige der Drei war, der keinen Bierbauch hatte und zu wissen schien, was Deodorant ist und vor allem, wie man es benutzt. Bei den anderen Beiden wäre selbst meine Vorstellungskraft nicht ausreichend, um diese einigermaßen attraktiv in ‚ nackt ‘ in meine Phantasie zu bekommen. Aber Michael schon. Gepflegtes Äußeres, ein sehr markiges und glattes Gesicht und stets lächelnd. Solange er nicht den Mund aufmachte und etwas in seinem Dialekt sagen würde, wäre er tatsächlich eine gute Partie. Ich könnte das Nachfüllen des Weines auf sein Glas konzentrieren und dann müssten die anderen Beiden alleine zurückgehen, da er zu betrunken wäre, um noch laufen zu können. Aber das brächte wieder den Nachteil, dass er dann auch vielleicht zu betrunken wäre, um noch die Dinge anzustellen, die ich mir gerade vorstellte. Es sei denn ich würde mehrere Koffeintabletten vorher in seinem letzten Glas auflösen, das könnte ihn für wenige Momente wieder zurück in die reale Welt holen und nach diesen gefühlten Jahrzehnten meiner Abstinenz würden die wenigen Augenblicke sicher für mehr als einen Höhepunkt reichen. Aber nein, was für Gedanken hatte ich da. Vermutlich war der Aperitif schon zu viel für mich, dass ich überhaupt in eine solche Richtung denken konnte. Ich wischte den sich anbahnenden Schmutz wieder fein säuberlich aus meinem Gedankengebäude, schrubbte ihn mit aller Kraft weg und machte mich in der Küche daran, den Tetra- Pack mit Rotwein in eine Glaskaraffe zu gießen. Irgendwie fand ich es stillos, einen Pappkarton auf den Tisch zu stellen, aus dem sich dann jeder einen Wein eingießen könnte. Zumal mir auch dazu die passenden Pappbecher fehlten, die dieses Volks- Gedeck dann vervollständigen würden. Stattdessen gab es die schicken Kristallgläser aus meiner Vitrine, die auf diese Weise endlich mal zum Einsatz kommen konnten. Alles fein säuberlich auf dem Tisch platziert und jetzt konnten wir zum gemütlichen Teil des Abends übergehen, auch wenn ich mir den Vorsatz fasste, niemanden mehr im Geiste auszuziehen. Aber vermutlich war das auch eine Voraussetzung dafür, dass es überhaupt gemütlich werden konnte. Alles andere wäre vermutlich ausgeartet. Nachdem jeder sein Glas gefüllt in der Hand hatte, beschloss Stefan eine kleine Dankrede zu halten und hielt dabei sein Glas in Höhe. ‚ Hoffentlich kippt er nix aus! Rotweinflecken gehen nicht mehr raus aus dem Teppich .‘ Auch wenn ich mir gar nicht sicher war, ob es für 1,39 Euro überhaupt Rotwein war in diesem Pappkarton, aber es sah sehr gefährlich aus, so wie er das Glas in die Höhe reckt. In meinen Gedanken ging ich schon den Putzmittelschrank durch, ob ich ein Fleckensalz hatte für den Fall, dass das eintritt, was mich angesichts des wie eine Fackel in die Höhe emporgehobenen Glases so nervös machte. Doch seine Worte brachten mich dazu, auch im Geiste wieder auf dem Stuhl Platz zu nehmen auf dem ich saß, denn was er sagte, versprach vielversprechend zu werden. „Diana, ich denke, ich spreche auch für meine Freunde hier am Tisch,“ – Jetzt mach schon hin, ich will endlich was trinken - „aber dieses Essen und dieser Abend war einfach hervorragend. Du bist wirklich eine dufte Freundin und ich möchte dir für dieses tolle Essen und dieses tolle Fest von ganzem Herzen danken!“ – Ach wie süß, können wir uns jetzt endlich die Brühe hinter die Binde kippen? Habe ich schon gesagt, dass ich Weihnachten hasse? – „Diana,“ – Jetzt redet der auch noch weiter, ich fass es nicht - „Du bist mir und uns in den letzten Wochen wirklich ans Herz gewachsen. Das ist wirklich ein schöner, schöner Abend.“
„Ja, danke und jetzt Prost!“ – ich übernahm das Ruder, denn vermutlich würde er noch eine halbe Stunde reden und auf solche emotionalen Ergüsse stand mir im Moment nicht der Sinn. Umgehend, nachdem ich das gesagt hatte nahm ich mein
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