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Raus aus dem Schneckenhaus

Raus aus dem Schneckenhaus

Titel: Raus aus dem Schneckenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Morschitzky , Thomas Hartl
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Der Aspekt der Irrationalität macht das Wesen jeder phobischen Störung aus. Die ängstliche Erwartungshaltung bewirkt bei den Betroffenen trotz des Wissens, dass ihre Reaktionen unangemessen sind, einen so hohen Leidensdruck und eine so ausgeprägte Beeinträchtigung des Lebens, dass man von einem krankhaften Verhalten sprechen muss.
    Ausgeprägte soziale Ängste werden heute zunehmend als krankheitswertig erkannt. Wer früher als schüchterner Typ oder gar als »Komplexler« ohne Chance auf Veränderungsmöglichkeiten angesehen wurde, kann heute mit der Diagnose »soziale Phobie« auf Krankenkassenkosten eine ärztliche und psychotherapeutische Behandlung in Anspruch nehmen. Der Umfang der Krankenbehandlung wird damit erheblich ausgeweitet, denn die soziale Phobie gilt nach Depressionen und Alkoholproblemen als dritthäufigste psychische Störung.
    Man unterscheidet zwei Formen krankheitswertiger sozialer Ängste:
Krankhafte Furcht vor Leistungssituationen (Beobachtungs- und Beurteilungsängste) . Die Betroffenen fürchten sich übermäßig vor Situationen, in denen sie vor anderen Menschen etwas machen sollen. Es besteht eine sehr große Angst vor der Beobachtung und Bewertung des eigenen Verhaltens (vor allem bei Präsentationen und Auftritten).
Krankhafte Furcht vor Interaktionssituationen (Selbstbehauptungs- und Kontaktängste) . Es besteht eine subjektiv sehr belastende Angst vor engeren sozialen Kontakten und deren möglichen Folgen. Vor allem bestehen stark lebensbeeinträchtigende Ängste vor Gesprächen in Gruppen und Zweierkontakten.
    Die Unterscheidung von Leistungs- und Interaktionssituationen ist allerdings im Einzelfall nicht immer klar, schließlich hängt es von den Betroffenen ab, was diese als Leistung bzw. Interaktion ansehen.
    Die Sozialphobie als krankhafte Angst vor negativer Bewertung durch andere reicht von einigen wenigen, speziellen bis zu sehr vielen, allgemeinen sozialen Situationen. Man unterscheidet daher zwei Arten von krankhafter sozialer Angst: die spezifische und die generalisierte Sozialphobie.
Spezifische Sozialphobie: krankhafte Leistungsängste
    Wenn die Angst vor Auftritten und Leistungen unter Beobachtung nur in einigen wenigen Situationen ein krankheitswertiges Ausmaß annimmt, spricht man von einer spezifischen Sozialphobie . Die Angst ist bezogen auf spezielle Beobachtungs- und Beurteilungssituationen, in denen Verhaltensweisen und sichtbare körperliche Reaktionen – etwa Erröten, Schwitzen, Zittern oder Stottern – auftreten könnten, die dann möglicherweise öffentliche Kritik nach sich ziehen könnten. Entsprechende Situationen werden ängstlich vermieden oder nur mit sehr großem Unbehagen ertragen. Die Angst bewirkt eine Hemmung von Fertigkeiten, die an sich vorhanden sind, und geht mit belastenden körperlichen Symptomen einher. Bei der krankheitswertigen Variante von Beobachtungs- und Beurteilungsängsten fürchten die Betroffenen in gesteigertem Maße Auftritte und »Leistungen« in sozialen Situationen, die auch für andere Menschen nicht immer angenehm, aber dennoch mit mehr oder weniger normaler Angst bewältigbar sind:
Prüfungen jeder Art: Leistungsbeurteilungen in Schule, Universität, Fahrschule, Kursen, Beruf, Bewerbungssituationen, Sport,
vor Zuhörern sprechen: Referate in der Schule, Ansprachen und Vorträge am Arbeitsplatz, im Rahmen einer Weiterbildung oder in Freizeitsituationen,
sich in einer Gruppe zu Wort melden: bei Vorträgen, Veranstaltungen, in Schul-, Arbeits- und Freizeitgruppen etwas sagen, sich in einer Runde von unbekannten Leuten vorstellen,
an sich angenehme Mittelpunktsituationen außerhalb von Leistungsanforderungen: Feiern und Ehrungen,
vor anderen essen und trinken: in der Öffentlichkeit oder im Privaten eine Mahlzeit einnehmen,
Routinetätigkeiten: bei einer Arbeit, Freizeitbeschäftigung oder beim Sport beobachtet werden,
diverse Betätigungen vor anderen: schreiben bzw. unterschreiben, telefonieren, auf dem Pissoir urinieren, Autofahren mit kritischen Beifahrern oder inmitten ungehaltener Verkehrsteilnehmer,
Umgang mit sexuell attraktiven Personen: eine Frau zum Tanz auffordern, einen Mann im Café ansprechen,
peinliche körperliche Reaktionen: Erröten, Schwitzen, Zittern und Stottern als sichtbares Zeichen von Nervosität sowie Harn- oder Stuhldrang, Übelkeit mit Brechreiz und Ohnmacht als sichtbarer Kontrollverlust (Umfallen wäre Auffallen).
    Eine spezifische Sozialphobie wird oft ausgelöst durch ein einschneidendes

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