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Raus aus dem Schneckenhaus

Raus aus dem Schneckenhaus

Titel: Raus aus dem Schneckenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Morschitzky , Thomas Hartl
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lebensbedrohliche körperliche Symptome wie Herzrasen, Atemnot, Brustschmerzen oder Schwindel sowie mentale Kontrollverlustgefühle, Sozialphobiker dagegen sichtbare und damit peinliche körperliche Symptome wie Erröten, Schwitzen oder Zittern. Menschen mit einer Panikstörung suchen aufgrund ihrer Todesängste häufig medizinische Behandlungseinrichtungen auf, was sozialphobische Personen mit Panikattacken aufgrund ihrer Angst vor sozialer Auffälligkeit gerade nicht tun.
Bei einer generalisierten Angststörung gehen die Sorgen und Befürchtungen weit über soziale Situationen hinaus und bestehen unabhängig davon, ob die Betroffenen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen und von anderen bewertet werden könnten. Die Angst vor Peinlichkeit oder Demütigung steht nicht so stark im Mittelpunkt der Befürchtungen wie bei einer sozialen Phobie, wenngleich sie vorhanden sein kann.
Eine Depression geht mit der stimmungsabhängigen Überzeugung einher, nichts wert zu sein und deswegen kritisiert zu werden; bei einer sozialen Phobie besteht dagegen die grundsätzliche, stimmungsunabhängige Überzeugung oder Erwartung, wegen eines peinlichen Verhaltens kritisiert zu werden. Bei Depressiven erfolgt der soziale Rückzug nicht nur aufgrund der Befürchtung von sozialer Ablehnung, sondern vor allem aufgrund von mangelnder Motivation, fehlender Energie und allgemeiner Lustlosigkeit. Depressive haben ein grundlegendes Desinteresse an sozialen Kontakten, Sozialphobiker »nur« Angst davor.
    Während Depressive, die früher durchaus oft sozial kompetent waren, phasenbedingte, vorübergehende soziale Rückzugstendenzen haben, kann bei Sozialphobikern eine anhaltende und durchgängige Vermeidung sozialer Situationen beobachtet werden. Häufig führt eine Sozialphobie, die lange Zeit nicht behandelt wurde, zu einer sekundären Depression. Wenn die sozialen Ängste nur im Rahmen einer Depression bestehen und zusammen mit der Depression wieder verschwinden, besteht noch keine eigenständige soziale Phobie; wenn dagegen vor oder nach einer depressiven Episode ausgeprägte soziale Ängste bestehen, stellen Fachleute eine Doppeldiagnose. Wenn Betroffene der subjektiven Überzeugung sind, die lebenseinengenden sozialen Ängste nicht überwinden zu können, kann dies eine depressive Reaktion zur Folge haben, die mitunter bis hin zu Selbstmordgedanken oder gar Selbstmordversuchen führt.
Bei einer Zwangsstörung resultieren soziale Vermeidungsreaktionen aus der Befürchtung, sich bei anderen Menschen anstecken zu können und dadurch andere Personen zu gefährden. Zwangsrituale wie Waschen und Reinigen sollen dies verhindern. Hinter Ordnungs- und Putzzwängen stehen häufig soziale Ängste, nämlich Befürchtungen, bestimmte gesellschaftlich festgelegte Sauberkeitsnormen und eigene Perfektionsansprüche nicht erfüllen zu können.
Bei einer sekundären sozialen Phobie , vor allem im Zusammenhang mit einer körperlichen Krankheit oder Behinderung, ist das soziale Rückzugs- und Vermeidungsverhalten nur eine Folge der nachvollziehbaren Angst, aufgrund einer tatsächlich gegebenen körperlichen Andersartigkeit negativ bewertet zu werden. Es ist auch verständlich, dass sich ein Stotterer vor peinlicher Auffälligkeit fürchtet.
Bei einer paranoiden Schizophrenie oder einer wahnhaften Störung sind die Betroffenen unkorrigierbar davon überzeugt, dass die anderen Menschen ihnen feindlich gesinnt sind und ihnen etwas antun möchten; Sozialphobiker unterstellen den Mitmenschen dagegen keine derartigen bösen Absichten, sie können ihre sozialen Ängste vielmehr als übertrieben erkennen und sich zumindest phasenweisedavon distanzieren. Die Fähigkeit der Betroffenen, die Irrationalität der Befürchtungen einzusehen, ist das entscheidende Kriterium, durch das sich eine Phobie von einer paranoiden Schizophrenie unterscheidet.
Bei einer ängstlich-vermeidenden bzw. vermeidend-selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung haben die Betroffenen seit vielen Jahren ausgeprägte Minderwertigkeitsgefühle, reagieren auch auf nur leichte Kritik mit großer Überempfindlichkeit und üben in unsicheren sozialen Kontakten ebenso wie in intimen Beziehungen extreme Zurückhaltung. Diese Reaktionen gehen über die Kritikangst und sozialen Kompetenzprobleme von Menschen mit einer generalisierten Sozialphobie weit hinaus.

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