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Raus aus dem Schneckenhaus

Raus aus dem Schneckenhaus

Titel: Raus aus dem Schneckenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Morschitzky , Thomas Hartl
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Medikamentenmissbrauch, psychosomatischer Störungen, Depressionen oder gar Selbstmordversuchen. Vermutlich setzen die Betroffenen ihre Störung lange Zeit irrtümlich mit ihrem Charaktergleich und kommen gar nicht auf die Idee, dass es Behandlungsmöglichkeiten geben könnte.
Soziale Ängste haben schwerwiegende Folgen
    Aufgrund ihrer langfristigen Folgen sind krankhafte soziale Ängste keineswegs harmlose psychische Befindlichkeitsstörungen. Mit der Zahl und dem Ausmaß der sozialen Ängste steigt die Gefahr, dass die Betroffenen an weiteren psychischen Störungen erkranken. Rund drei Viertel der sozialphobischen Patienten leiden im Laufe ihres Lebens auch noch unter anderen Angststörungen, Depressionen, Alkohol- und/oder Medikamentenabhängigkeit sowie psychosomatischen Störungen. Eine zusätzliche soziale Phobie stellt bei Patienten mit anderen psychischen Störungen eine Komplikation bei der Heilung dar, vor allem bei Menschen mit Alkoholmissbrauch, Depressionen oder Essstörungen.
    Eine Depression resultiert häufig aus sozialem Rückzug, mangelnden positiven Erfahrungen mit der Umwelt und Misserfolgen im Leistungsbereich. Bei manchen Betroffenen kann dies bis zu Lebensüberdrüssigkeit und Selbstmordversuchen führen. Sozialphobiker mit einer zusätzlichen Depression entwickeln eine schwerere Form von Sozialphobie als nichtdepressive Sozialphobiker, weil sie auf Kritik und Ablehnung noch heftiger reagieren als andere Menschen. Vor allem bei frühem Beginn der sozialen Phobie besteht die Gefahr von Depressionen oder Alkoholproblemen. Alkohol wird von vielen Menschen mit sozialen Ängsten jahrelang subjektiv erfolgreich als »soziales Gleitmittel« eingesetzt, um unauffällig und locker zu wirken, bis sich aus dem ursprünglichen Problemlöser neue Probleme entwickeln.
    Eine soziale Phobie muss möglichst rasch behandelt werden, da sie als Einstiegsstörung in noch schwerere psychische Störungen bezeichnet werden kann. Es ist fast nicht zu glauben, aber eine nicht behandelte Depression geht aufgrund des phasischen Verlaufs eher vorbei als eine chronifizierte soziale Angststörung.
    Menschen mit krankhaften sozialen Ängsten führen ein Leben voll verpasster Chancen. Soziale Phobien, die nicht therapeutisch behandelt werden, haben zahlreiche negative Auswirkungen im privaten, sozialen, schulischen und beruflichen Bereich. Die Betroffenen finden häufig keinen Partner, sind öfter im Krankenstand sowie dreimal häufiger arbeitslos als Gesunde und werden spätestens aufgrund dieser Arbeitslosigkeit sozial stigmatisiert. Soziale Vermeidung und Misserfolge in Ausbildungund Beruf beeinträchtigen die Karriere vieler Menschen mit sozialen Ängsten.
    Selbst zahlreiche Menschen, die »nur« schüchtern sind, haben die Nachteile ihres Verhaltens erfahren müssen. Aufgrund ihrer Zurückhaltung werden sie bereits von klein an regelmäßig unterschätzt. Sie gelten in der Schule als brav, jedoch so ruhig, dass die Lehrkräfte sich mehr Mitarbeit wünschen, wie die Eltern an Sprechtagen immer wieder zu hören bekommen. Schüchterne Schülerinnen und Schüler erhalten aufgrund ihrer geringen mündlichen Beteiligung am Unterricht oft schlechtere Noten als nichtschüchterne und nichtängstliche. Bei sportlichen Veranstaltungen werden sie (zumindest in der westlichen Welt) als letzte berücksichtigt und erfahren dadurch soziale Ablehnung. Kinder, die von klein auf extrem schüchtern sind, werden leicht zu Außenseitern.
    Soziale Ängste haben negative Auswirkungen auf die geistige Leistungsfähigkeit: Man kann nicht mehr klar denken; oft entsteht eine völlige Leere im Gehirn, ein Blackout. Aufgrund von angstbedingten Konzentrationsstörungen kann beim Lernen nicht die maximale Leistungskapazität genutzt werden. Bei Prüfungsängsten ist oft der Abruf des gespeicherten Wissens aus dem Gedächtnis blockiert, wodurch die Betroffenen unwissender wirken, als sie tatsächlich sind.

Teil 2
Soziale Ängste – Ursachen, Auslöser, Verstärker
    M an flieht nicht, weil man Angst hat,
    sondern man hat Angst, weil man flieht.
    WILLIAM JAMES
    Der zweite Teil des Buches soll Ihnen helfen, Ihre sozialen Ängste besser zu verstehen. Soziale Ängste stehen mit typischen Denkmustern, Gefühlen, körperlichen Reaktionen und sichtbaren Verhaltensweisen in Zusammenhang. Sie haben bestimmte Ursachen, Auslöser und Verstärker und sind eng verknüpft mit bestimmten biologischen, persönlichkeitsspezifischen, lebensgeschichtlichen, sozialen und

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