Raus aus der Suchtfalle!
erfolgreich Veränderungen herbeiführen zu wollen, größer. Dieser Annahme liegt die einfache Überlegung zugrunde: Erst wer »in der Gosse liegt«, spürt, dass es so nun wirklich nicht mehr weitergehen kann. Wir wissen heute, dass diese Annahme ein Irrtum war. Verhaltensänderungen bis hin zur anhaltenden Abstinenz sind nicht vom Erleben eines Tiefpunktes abhängig, sondern können zu jedem Zeitpunkt einer Abhängigkeitsentwicklung erfolgreich sein.
Tipp
Es ist immer der richtige Zeitpunkt für eine Verhaltensänderung
Nicht nur Menschen, die wegen ihrer Sucht am absoluten Tiefpunkt angekommen sind, können ihren Umgang mit dem Suchtmittel ändern. Die professionellen Helfenden machen es sich zu leicht, wenn sie glauben, dass erst ein Tiefpunkt erreicht werden muss, be vor sich jemand zur Änderung entscheidet. Wir wissen heute: Änderungen sind immer möglich und im Prinzip umso leichter erreichbar, je weniger automatisierte Erlebens- und Verhaltensweisen sich entwickelt haben, je geringer das Suchtgedächtnis ausgeprägt ist.
Test: Wo stehen Sie gerade?
Die folgenden Fragen sollen Ihnen helfen, festzustellen, in welchem Stadium sich Ihre eigene Veränderungsmotivation befindet. Wir laden Sie deshalb ein, sich mit den fünf Feststellungen zu befassen und die Feststellung zu markieren, die für Sie zutrifft. Das mit dieser Feststellung zusammenhängende Stadium der Veränderungsmotivation könnte dann der Ausgangspunkt Ihrer weiteren Beschäftigung mit Ihren möglichen Veränderungen sein.
Aus diesen Feststellungen und der Bezeichnung des jeweiligen Stadiums der Veränderungsmotivation können Sie wahrscheinlich schon einige wichtige Erkenntnisse ableiten. Die vielleicht wichtigste Erkenntnis könnte sein: Jedes Stufe erfordert eine bestimmte Beschäftigung und stellt eine eigenständige Herausforderung dar. Die folgenden Abschnitte beziehen sich auf diese fünf Stufen. Sie können dabei die bei Ihnen nicht zutreffenden Stadien einfach überspringen, können aber auch bei den für Sie nicht zutreffenden Feststellungen einfach nachforschen, ob die dargestellten Zusammenhänge auch bei Ihnen gültig sind.
Die fünf Stufen zur Abstinenz
Man kann sich die fünf Stadien wie die Stufen einer Treppe vorstellen: Man muss sie Stufe für Stufe erklimmen, um schließlich oben – beim abstinenten Leben – anzukommen. Und noch etwas wird deutlich: Man kann jederzeit einen Schritt zurück machen und landet dann wieder bei der vorherigen Phase oder man fällt ganz herunter und landet wieder auf dem Boden – wenn man in sein altes Konsummuster zurückgefallen ist: Dann befindet man sich wieder bei Start – im Stadium der Absichtslosigkeit.
Im englischen Sprachgebrauch werden diese zwei Formen des Rückschritts bzw. Rückfalls griffig benannt:
Lapse – Ausrutscher: Ein »Laps_ e« bezeichnet einen Ausrutscher. Betroffene haben bereits eine Verhaltensänderung erreicht, es ist jedoch zu einem Rückfall gekommen, der aberschnell wieder beendet wird. Betroffene rutschen nicht wieder in die alten problematischen Konsummuster zurück. Das wäre mit einem Rückschritt auf der Treppe vergleichbar.
Relapse – Rückfall: Ein »Relaps_ e« ist dagegen ein Rückfall, in dem Betroffene wieder in die alten Konsummuster geraten und diese infolge des erlebten Kontrollverlustes nicht mehr leicht verlassen können. Bildlich gesprochen fallen sie also von der Treppe herunter und müssen wieder ganz unten anfangen.
Bei einem regulären Rückfall im Sinne eines »Relapse« gilt in aller Regel: »Zurück an den Start!« Betroffene sind dann ja wieder beim unkontrollierten Konsum angelangt. Sie stehen auf der Stufe der Absichtslosigkeit: Sie müssen sich damit auseinandersetzen, ob sie sich wieder auf den Weg machen wollen, etwas an ihrem Konsummuster zu verändern.
Fünf-Stufen-Modell: Die Motivationstreppe muss Schritt für Schritt erklommen werden. Ohne Suchtmittel zu leben, ist das Ziel.
Stufe 1 – Absichtslosigkeit: Gehen Sie auf Start
Dieses Stadium zeichnet sich dadurch aus, dass Betroffene an ihrem Konsum gar nichts ändern wollen, oft auch deshalb, weil sie gar nicht glauben, ein Problem zu haben. Wir sind immer wieder überrascht, wie stark die psychologischen Abwehrmechanismen sein können, wie das Beispiel von Herrn B. zeigt.
»Ich habe kein Alkoholproblem!«
Der 48-jährige verheiratete und selbst ständige Diplom-Ingenieur, Herr B., begibt sich wegen häufiger Schmerzzustände in Behandlung. Bei der
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