Raus aus der Suchtfalle!
Vorstellungen von wichtigen Lebensthemen und empfinden das Leben als lohnenswerter.
Also, wer Schwierigkeiten überwindet, wer Ziele erreicht, wer erlebt, dass sich Anstrengung gelohnt hat, empfindet mehr Glück, empfindet sein Leben als wertvoller.
Wer ohne eigene Anstrengung, ohne eigenes Zutun Erfolge hat, wächst daran meist weit weniger, gewinnt kaum an Lebensqualität. Unser Fazit: Das Glück und das Gefühl eines befriedigenden und gelingenden Lebens müssen erarbeitet werden!
Die erarbeiteten Erfolge erfüllen einen mit Zufriedenheit
Eine Suchterkrankung zu bekämpfen und zu überwinden, lässt einen Menschen wachsen und reifen.
Unsere Erfahrung mit vielen unserer Patienten, die sich auf den Weg aus der Sucht gemacht haben, bestätigen den Zusammenhang zwischen Anstrengung und Glück. Eine Suchterkrankung zu bekämpfen, ist schwierig, fordert »den ganzen Menschen«, fördert Wachstum und Reifung und führt zu psychischer Stärke. Diese Stärke wird von den Betroffenen selbst sowie von den Menschen um sie herum in aller Regel als wohltuend, positiv und hilfreich wahrgenommen.
Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter: Menschen, die eine Suchterkrankung »anpacken« und wesentliche stärkende Veränderungen erreichen, sind in vielen Lebensbereichen gereift und somit oft »lebenstüchtiger« als »normale« Menschen, die eben keine Suchterkrankung überwinden mussten. Uns erfüllt diese Erfahrung mit großer Freude und Hoffnung, und wir wünschen diese Erfahrungen möglichst vielen Betroffenen und deren Angehörigen!
Wann entscheidet sich jemand zur Veränderung?
In den folgenden Abschnitten wollen wir uns mit der Frage beschäftigen, was beitragen kann, um den Wunsch nach Veränderung zu stärken: Wie lässt sich die Veränderungsmotivation herstellen und vergrößern, was weckt in Menschen die Hoffnung auf ein selbstbestimmteres Leben?
Im praktischen Umgang mit suchtkranken Menschen und auch in der Forschung hat sich gezeigt, dass Entscheidungsprozesse stark vom Ausgangspunkt abhängig sind, also davon, »wo jemand steht«. In diesem Zusammenhang hat es sich bewährt, die konkreten »Stadien der Veränderungsmotivation« zu kennen und für sich selbst Klarheit über die Frage »wo stehe ich?« zu erlangen. Je nach dem aktuellen Stadium sind unterschiedliche weitere Fragen und konkrete Schritte angebracht. Bevor wir diese fünf Phasen genauer erläutern, laden wir Sie dazu ein, für sich selbst (oder auch für jemanden anderen) zu beurteilen, in welcher Phase Sie sich befinden (siehe → S. 75 ). Wir werden dann darauf eingehen, welche weiteren Schritte hilfreich sind, um das nächste Stadium der Veränderungsmotivation zu erreichen und konkrete Änderungsschritte auszuprobieren.
Info
Einmal süchtig – immer süchtig?
Eine Suchterkrankung geht damit einher, dass sich im Gehirn ein »Suchtgedächtnis« bildet (siehe → S. 59 ). Dieses Gedächtnis kann verändert und abgeschwächt, aber nicht gänzlich gelöscht werden. Ein einmal vorhandenes Gedächtnis kann ganz schnell wieder aktiviert werden. So können die meisten Menschen auch nach Jahren oder Jahrzehnten Unterbrechung auf Anhieb wieder schwimmen, Rad fahren und Ähnliches. Für die Sucht bedeutet das, dass lebenslang eine Gefahr besteht, in alte Erlebens- und Verhaltensweisen zu geraten. Aus diesem Grund sagen wir, dass eine Abhängigkeitserkrankung niemals gänzlich überwunden werden kann – sie besteht ein Leben lang. Deshalb sprechen viele ja vom »trockenen Alkoholismus«: Dieser Begriff drückt aus, dass jemand aktuell nicht konsumiert, also trocken ist. Die Alkoholerkrankung besteht jedoch weiter.
Allerdings gibt es einen Trost: Je länger die Abstinenz (oder bei Menschen, die nicht abhängig sind: der kontrollierte Konsum) andauert, umso größer ist die Chance, nicht wieder in alte Konsummuster zu geraten.
Wenn also auch im folgenden Text gelegentlich die Rede davon ist, dass jemand eine Sucht »überwunden« hat, ist damit nicht gemeint, dass jemand für immer geheilt ist, sondern das Stadium der Aufrechterhaltung – also des Lebens ohne Suchtmittel – erreicht hat.
Man muss nicht erst »in der Gosse liegen«!
Früher wurde oft behauptet, dass ein Ausstieg aus der Abhängigkeit prinzipiell erst bei dem Erleben eines persönlichen Tiefpunktes möglich sei. Nach dieser Haltung hätte Herr B. demzufolge seinen Tiefpunkt noch nicht erreicht. In einem späteren, desolateren Zustand, so dachte man, wäre die Möglichkeit,
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