Raus aus der Suchtfalle!
Aufnahmeuntersuchung zeigen sich unter anderem leicht erhöhte Leberwerte. Auf die Frage nach seinem Alkoholkonsum antwortet er: »Ich trinke nach der Arbeit schon ein Bier.« Auf weitere Nachfragen sagte er dann: »Naja, es können auch mal zwei oder drei sein. Eigentlich trinke ich jeden Abend. Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Das ist doch ganz normal. Ich bin nie betrunken. Ich trinke einfach etwas zum Feierabend.« Im weiteren Verlauf der Aufnahmeuntersuchung wird er ungehalten über die Fragen nach seinem Alkoholkonsum: »Ich habe kein Alkoholproblem. Was soll denn diese dauernde Fragerei? Was können Sie denn jetzt gegen meine Schmerzen tun?« Es war deutlich, dass er sich auf die Thematik »Alkohol« nicht einlassen und die mögliche Problematik seines Konsumverhaltens nicht an sich heranlassen wollte.
In unserer ärztlichen und psychotherapeutischen Praxis erleben wir sehr häufig, dass Betroffene ganz offensichtlich einen problematischen Konsum praktizieren. Gleichzeitig scheinen sie gar kein Problembewusstsein für diesen problematischen Konsum zu haben. Später, zum Beispiel im Rahmen einer Therapie, wundern sie sich dann häufig über diese offensichtliche Verdrängung und sind denjenigen dankbar, die sie regelrecht zwingen, das Problem und vielleicht sogar die Krankheit zu erkennen.
Info
Fehlende Krankheitseinsicht
Die fehlende Krankheitseinsicht und die Bagatellisierung können wichtige Merkmale dieser Stufe, also der Phase der Absichtslosigkeit sein. Betroffene haben demnach auch deshalb keinen Änderungswunsch, weil sie die Problematik ihres Konsums und dessen Gefährlichkeit nicht erkennen.
Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft?
Wer trotz seines Konsums kein Bedürfnis hat, etwas am Suchtmittelkonsum zu ändern, ist eingeladen, die beiden folgenden Gedankenexperimente anzustellen. Für beide Experimente ist es hilfreich, sich für die kommenden Tage einmal ungefähr eine Stunde Zeit zu nehmen und schriftlich einige Notizen zu machen.
ÜBUNG
Gedankenexperiment 1: Wie soll mein Alltag in fünf Jahren aussehen?
Stellen Sie sich in Gedanken so detailliert wie möglich vor, wie Sie einen ganz normalen Werktag in fünf Jahren verbringen wollen. Diese Vorstellungen sollen allerdings in Ihr Leben passen, sie sollen keine bloßen Wünsche sein, sondern realistische Ziele für Ihre persönliche Lebensgestaltung darstellen.
Wann, in welcher Umgebung, mit welchem oder welchen Menschen in der Nähe, wollen Sie aufwachen?
Wann wollen Sie Ihre Wohnung oder Ihr Haus verlassen?
Welchen Beschäftigungen wollen Sie nachgehen, mit welchen Menschen in Kontakt stehen?
Wie wollen Sie Ihre Freizeit gestalten, wie und mit wem den Abend verbringen, was wollen Sie essen und trinken?
Mit welchen Gedanken und Gefühlen wollen Sie sich hauptsächlich beschäftigen? Was sind die ernsten und was sind die fröhlichen Themen, mit denen Sie sich auseinandersetzen wollen?
Wir wiederholen unsere Einladung: Setzen Sie sich mit dieser Anregung einmal ganz ernsthaft auseinander, schreiben Siewichtige Punkte auf, werden Sie sich klar darüber, was Ihnen für die Gestaltung des Alltags wichtig ist. Wenn Ihnen das gelungen ist, können Sie das Gedankenexperiment wiederholen und einen Feiertag oder Urlaubstag, ebenfalls in fünf Jahren, detailliert planen.
Was ist der Sinn dieses Gedankenexperiments? Das Experiment möchte ermutigen, die eigene Entwicklung zu beeinflussen, die Zukunft ein Stück weit zu gestalten, bewusst zu machen, was zu ändern ist, um ein Ziel zu erreichen. Das Gedankenexperiment richtet sich gegen ein passives Hinnehmen der Zukunft, es soll Mut machen zur aktiven Einflussnahme.
Welche Erfahrung haben Sie mit diesem Experiment gemacht?
Wünschen Sie sich die Alltage in fünf Jahren ganz ähnlich wie Ihre Gegenwart? Wünschen Sie sich andere Abläufe, Inhalte, Menschen, Gedanken und Gefühle? Wenn Sie sich anderes wünschen, dann wiederum wartet die nächste Herausforderung auf Sie. Dann können Sie sich Gedanken darüber machen, was Sie bisher daran gehindert hat, Ihre Wünsche umzusetzen. Und – noch wichtiger: Was Sie (auch wieder ganz konkret) tun können, um dem näher zu kommen, was Sie sich wünschen und konkret ausgemalt haben.
Wenn Sie sich eine Zukunft mit weniger oder ohne Suchtmittel wünschen, heißt das, dass Sie nach Ihrer eigenen Einschätzung zurzeit zu viel konsumieren!
Auf den Gebrauch von Suchtmitteln bezogen, heißt das auch ganz konkret: Wünschen Sie sich in fünf
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