Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
gestattete die teuflische Starre, die sich seiner bemächtigt hatte, nicht.
    Er blickte hinüber zu Sören Andersson, dem Chef, der seit seinem gescheiterten Fluchtversuch reglos an der ihm zugewiesenen Zacke des Pentagramms stand.
    Angesichts des Fluchtversuchs hatte Münzschläger seine Theorien revidieren müssen. Der Chef mochte zwar das Zentrum des magischen Bereichs sein, der das Herrenhaus von Godsby umgab, eine Art Kristallisationspunkt vielleicht, um den herum sich das Wirken der bösen Magie anordnete - ihr Lenker war er nicht.
    Gelenkt worden war sie vielmehr von Anfang an von jemand anderem - nämlich einem der Kristallschädel, und zwar jenem, der sich am dichtesten bei dem wiederhergestellten Mosaikfenster befand und der offensichtlich mit dem identisch war, der im Pariser Centre Georges Pompidou so plötzlich die Szene betreten hatte. Und spätestens seit dem Zeitpunkt, da dieses böse Etwas in der Tiefe auf die Beschwörungen der Magier geantwortet hatte, wusste Harald Münzschläger, dass selbst die unglaublich mächtigen Kristallschädel nur die untergeordneten Diener einer noch viel höher stehenden Macht waren.
    Einer Macht, gegen die es kein Mittel zu geben schien ...
    Raven stand neben Melissa und Stig Lundgren am Bug des Polizeiboots und starrte in den Nebel hinaus, dessen Unterseite sich direkt an die schwache Dünung anzuschmiegen schien. Nur wenige Meter vor ihnen musste sich die Anlegestelle von Godsby befinden, aber zu erkennen vermochte man sie immer noch nicht; menschliche Augen konnten diese Nebelsuppe einfach nicht durchdringen.
    Die Unruhe in Raven wuchs. Mit der linken Hand tastete er nach der Pistole, die Stig Lundgren ihm überreicht hatte, bevor sie die Steuerkabine verließen. In ihrem ledernen Schulterhalfter fühlte sie sich kühl und fest an, ein sicherer Anhaltspunkt. Raven war durchaus kein Waffenfetischist, aber in bestimmten Situationen vermittelte ihm eine gute Pistole ein angenehmes Gefühl des Schutzes.
    Nicht so heute. Wahrscheinlich lag das einfach daran, dass er nur allzu gut wusste, wie wenig man mit Kugeln gegen Schwarze Magie ausrichten konnte. Er hatte schließlich reichlich Erfahrung damit.
    Raven, Detektiv des Übersinnlichen, dachte er in bitterer Selbstironie. Vielleicht sollte ich mir eine Visitenkarte drucken lassen - wenn ich das hier überlebe.
    Falls ich das hier überlebe.
    Unwillkürlich streckte er seine rechte Hand aus und versuchte damit, Melissas Hand zu berühren. Der elektrisierende Kontakt währte nur eine viel zu kurze Sekunde, dann zog sich Melissa von ihm zurück. Er hörte, wie sie mit dem Fuß leicht gegen die Reling stieß.
    Eine neue Welle der Bitterkeit durchflutete ihn. Er hatte seit dem Morgen nach ihrer gemeinsam verbrachten Nacht nicht mehr vernünftig mit Melissa reden können, nicht einmal im Flugzeug während des Flugs nach Stockholm. Da waren sie für ein ernsthaftes Gespräch beide viel zu müde gewesen. Und wann hatte er sie zuletzt in den Arm genommen? Ach ja, richtig - im Centre Georges Pompidou, unmittelbar nach dem endgültigen Tod Nick Jeromes, mit dem sie offensichtlich früher einmal ein sehr enges Verhältnis gehabt hatte.
    Das Verhältnis zwischen Melissa und ihm, Raven, aber war vorbei, bevor es überhaupt richtig angefangen hatte, das konnte er sich wenigstens jetzt selber eingestehen. Und einzig und allein er war daran schuld gewesen, nicht Melissa. Er hatte es einfach nicht fertig gebracht, eine offene, ehrliche Beziehung zu Melissa aufzubauen, während er zugleich mit Janice verlobt war. Aber wenn er Janice doch liebte und nicht verlieren wollte, warum, zum Teufel, hatte er sich dann nicht zurückhalten und darauf verzichten können, mit Melissa zu schlafen?
    Links neben ihm bewegte sich plötzlich Stig Lundgren. Aus den Augenwinkeln beobachtete Raven, wie er das handliche kleine Walkie-Talkie an den Mund führte und ein paar Worte hineinsprach. Sein Flüstern war so leise, dass Raven nur Bruchstücke zu verstehen vermochte.
    »... samer«, sagte Lundgren. »Etwas ... rekt voraus.«
    Anscheinend hatte er bessere Augen als Raven. Der Detektiv bemühte sich mit erneuter Anstrengung, den fast greifbar dicken Nebel zu durchdringen, aber es dauerte noch ein paar Sekunden, bis er wenigstens umrisshaft dasselbe sah wie der schwedische Beamte. Eine Art niedriger Mauer erhob sich vor ihnen und verschwand rechts und links schon nach wenigen Schritten wieder im Nichts.
    Langsam und vorsichtig manövrierte der Rudergänger

Weitere Kostenlose Bücher