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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte. »Sie ist schon zur Pension zurückgefahren.«
    Belders winkte ungeduldig. »Steigen Sie ein!«
    »Warum?«
    »Ich bringe Sie zu Ihrer Pension. Sie können natürlich auch laufen, wenn Sie wollen.«
    Raven nahm im Fond des Wagens Platz. »Was ist das? Freundlichkeit? Oder wollen Sie sichergehen, dass ich auch wirklich in der Pension ankomme?«
    Belders gab dem Fahrer ein Zeichen loszufahren. Der Wagen setzte sich in Bewegung.
    »Vielleicht beides.« Belders seufzte. »Das Schlimme an meinem Beruf ist, dass die Leute immer alles Mögliche vermuten, wenn man höflich ist. Bei dem Wetter würde ich nicht einmal einen Hund auf die Straße schicken.«
    Raven lehnte sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. Er war beunruhigt. Es gefiel ihm nicht, dass Janice allein zurückgefahren war.
    Belders schien seine Gefühle zu spüren.
    »Sie sehen aus, als ob Sie sich Sorgen machen«, sagte er.
    Raven drehte sich um und starrte trotzig aus dem Fenster.
    »Sie müssen nicht mit mir reden, wenn Sie nicht wollen«, fuhr Belders ungerührt fort. »Aber ich habe das sichere Gefühl, dass Sie sich Sorgen um Ihre Verlobte machen. Und das nicht nur seit ein paar Minuten. Wollten Sie deshalb so schnell hier weg?«
    Raven drehte sich widerwillig um. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sehen Sie in den Spiegel, dann haben Sie die Antwort«, gab Belders trocken zurück. »Sie sind nicht der Typ, der davonläuft, Raven. Nicht, wenn Sie selbst bedroht werden.«
    Raven verzog spöttisch die Lippen. »Sie sollten Psychologe werden, Inspektor.«
    »Habe ich so Unrecht?«
    Raven antwortete nicht. Natürlich hatte Belders Recht. Aber Raven konnte ihm trotzdem nicht von den Schattenreitern erzählen. Jedenfalls nicht, bevor Belders nicht mit Card gesprochen hatte.
    Sie verließen die Stadt. Der Wagen bog auf die gewundene Küstenstraße ein und beschleunigte. Raven sah nervös aus dem Fenster. Die Straße schimmerte feucht, und die Reifen erzeugten ein helles, singendes Geräusch auf dem nassen Asphalt.
    Links von ihnen erstreckte sich die graue, eintönige Fläche des englischen Kanals, nur durch eine hüfthohe Steinmauer und fünfzig Fuß senkrecht abfallenden Felsens von der Straße getrennt. Auf der anderen Seite der Straße erhob sich ein sanft ansteigender Hang, der nach wenigen Yards in einen dichten Wald überging. Über den Kronen der Bäume war das helle Band der Straße zu erkennen, die sich in Kehren und Serpentinen den Berg hinaufschlängelte.
    Sie mussten die Insel fast ganz durchqueren, um zu ihrer Pension zu gelangen. Raven war plötzlich froh, Belders' Angebot, ihn dorthin zu fahren, angenommen zu haben. Mit dem Bus hätte er sicherlich mehr als eine Stunde für die sechs Meilen gebraucht.
    Das Dorf blieb rasch hinter ihnen zurück. Bereits nach wenigen Minuten waren die letzten Häuser hinter einer Straßenbiegung verschwunden. Abgesehen von der Straße selbst erinnerte in diesem Teil der Insel nichts mehr an die Gegenwart menschlicher Zivilisation.
    »Diese - Schattenreiter, von denen Sie sprachen ...«, begann Belders plötzlich. »Was sind das für Leute? Eine Verbrecherorganisation? So etwas wie der Ku-Klux-Klan?«
    Raven setzte zu einer Antwort an, aber alles, was er hervorbrachte, war ein ungläubiges Ächzen. Er richtete sich plötzlich kerzengerade im Sitz auf, starrte mit hervorquellenden Augen nach vorn und umklammerte Belders' Arm so fest, dass der Inspektor unterdrückt aufstöhnte.
    »Sehen Sie nach vorn, Inspektor«, sagte er mühsam. »Dann haben Sie die Antwort.«
    Belders fuhr überrascht herum. Sein Unterkiefer klappte nach unten, und auf seinem Gesicht erschien ein Ausdruck ungläubigen Staunens.
    Der Streifenwagen kam mit kreischenden Bremsen zum Stehen.
    Vor ihnen, kaum zwanzig Yards von der Schnauze des Wagens entfernt, blockierten sechs riesige schattenhafte Gestalten die Straße.
    Janice streckte zum zwanzigsten Mal an diesem Morgen ihre Hand nach dem Telefonhörer aus, verharrte einen Moment lang reglos und wandte sich dann wieder ab. Sie wusste, dass sie Raven nicht helfen konnte, wenn sie jetzt auf der Wache anrief. Im Gegenteil - Belders würde nur noch misstrauischer werden und ihnen vielleicht noch mehr Schwierigkeiten machen, als sie ohnehin schon hatten.
    Sie trat vom Telefon zurück, ging zum Fenster und schlug die Vorhänge beiseite. Das Meer erstreckte sich grau und stürmisch unter ihr. Das Zimmer befand sich im zweiten Stockwerk der Pension, und am Fenster gewann man den Eindruck,

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