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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wahr?«
    Sie nickte, drehte sich langsam um und trat einen Schritt zurück. In ihrem Gesicht lag ein halb staunender, halb ängstlicher Ausdruck. »Wer - wer bist du?«, fragte sie schließlich.
    Jeffrey lachte laut auf. »Nun hol mal wieder Luft, Carol! Ich bin nicht der liebe Gott, und ich bin auch kein verkleideter Ölscheich.«
    »Aber du bist reich«, sagte sie. Sie sprach dieses Wort mit einer seltsamen, fast ehrfürchtigen Betonung aus.
    Jeffrey machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich habe Geld, das stimmt«, sagte er, während er zur Bar eilte und für sie beide Drinks mixte. »Aber reich? Ich kenne Leute, die haben so viel Geld, dass sie dieses Haus hier gewissermaßen von ihrem Taschengeld kaufen könnten. Aber auch die sind nicht reich. Was zählt, ist nicht Geld. Für Menschen wie dich mag Geld alles bedeuten, aber wenn man es einmal hat, bedeutet es nichts mehr.«
    Er kam zurück, drückte ihr ein Glas in die Hand und führte sie am Arm zur Couch.
    »Ich weiß, wovon ich spreche«, sagte er, nachdem sie sich gesetzt hatten. »Es ist noch nicht lange her, da war ich genauso arm wie du. Vielleicht noch ärmer. Jetzt habe ich Geld, und jetzt weiß ich auch, wie wenig es im Grunde wert ist. Geld ist ein Werkzeug, um sich den wirklichen Reichtum zu kaufen, mehr nicht.«
    Carol trank einen Schluck. Ihr Blick hing wie gebannt an Jeffreys Gesicht. »Und worin besteht er, dein Reichtum?«
    »Macht«, sagte Jeffrey. Die Art, wie er es sagte, ließ Carol schaudern. »Macht über Menschen und Dinge. Die absolute Macht zu wissen, dass es niemanden auf der Welt gibt, der mächtiger ist, und vor keinem mehr Angst haben zu müssen.« Er sah sie lange und nachdenklich an. »Kannst du dir vorstellen, was das für ein Gefühl ist, Macht, wirkliche Macht zu haben?« Er schüttelte den Kopf. »Du kannst es nicht. Niemand, der sie nicht geschmeckt hat, weiß, was Macht wirklich bedeutet. Aber ich werde sie haben.«
    »Macht über die ganze Welt?«
    Jeffrey lachte. »Natürlich nicht. Das kann keiner. Es gab immer schon ein paar Verrückte, die das versucht haben, aber dieses Ziel ist unerreichbar. Aber es reicht, wenn man die richtigen Leute beherrscht. Eine kleine Investition hier, ein paar nette Worte da ...« Er brach ab, sah Carol entschuldigend an und stand auf. »Entschuldige. Ich langweile dich sicher mit meinem Gerede. Möchtest du Musik hören?«
    »Gern!«
    Er eilte erneut zur Bar, schaltete die Stereoanlage ein. Zärtliche Geigenmusik durchflutete bald darauf den Raum.
    »Jetzt kommt die große Verführungsszene«, grinste er, als er zurückkam. Dann wurde er übergangslos ernst. »Sag mal - gibt es jemanden, der dich vermisst?«
    Carol schüttelte den Kopf. »Höchstens mein Abteilungsleiter, wenn ich am Montag nicht erscheine, aber ...«
    Jeffrey unterbrach sie mit einer abfälligen Geste. »Keine Mutter oder Tante oder - Freund?«
    »Ich lebe allein. Aber was soll dieses Verhör?«
    »Oh, ganz einfach. Wir sprachen vorhin über die Rechnung. Nun, jetzt präsentiere ich sie dir. Du wirst das gesamte Wochenende mit mir verbringen. Morgen machen wir eine Partie ins Grüne, am Abend gehen wir bummeln - mal sehen. Einverstanden?«
    »Ich - denke schon«, antwortete Carol unsicher.
    Jeffrey stand auf. »Na, dann ist ja alles klar. Ich bin müde - gehen wir schlafen. Das Gästezimmer ist dort drüben.« Er trug ihre Gläser zur Bar zurück, zeigte ihr das Bad und die Küche und ging anschließend in sein Schlafzimmer. »Wenn du es wagst, mich vor zehn Uhr zu wecken, wirst du massakriert«, rief er durch die geschlossene Tür.
    Der verwunderte, ungläubige Ausdruck auf Carols Gesicht entging ihm. Aber er hätte dafür auch keinen Sinn gehabt. Er warf sich aufs Bett, vergrub das Gesicht in den Kissen und versuchte verzweifelt, die Tränen zurückzuhalten.
    Der Schattenreiter jagte sein Pferd unbarmherzig die Stufen empor. Das Tier scheute und bockte, aber der Unheimliche hieb ihm gnadenlos die Fersen in die Flanken und trieb es weiter. Unter den Hufen des Tieres zerriss der teure Teppich, und eine dünne, unregelmäßige Spur winziger Blutströpfchen markierte den Weg, den Pferd und Reiter genommen hatten.
    Schließlich erreichten sie die vierte Etage, jagten donnernd durch den schmalen Korridor und hielten vor der letzten Tür an. Der Reiter schwang sich aus dem Sattel, zog seinen Krummsäbel aus dem Gürtel und schlug auf die Tür ein. Sie zerbarst bereits unter dem ersten Hieb.
    Von drinnen erscholl ein

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