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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gemütlich. Der Blick, mit dem er Raven musterte, war abweisend, beinahe feindlich, und seine Stimme hätte empfindsamere Gemüter als Raven wahrscheinlich von vornherein entmutigt.
    »Da scheint jemand etwas gegen Computer gehabt zu haben«, fuhr er fort. »Wer sind Sie?« Er trat einen Schritt zurück, vergrub die Hände in den Taschen seines zerknitterten Ledermantels und förderte eine genauso zerknitterte Zigarette zutage. »Ich muss Sie warnen, Mister«, sagte er unbeteiligt. »Ich kann Reporter nicht ausstehen, und wenn das jetzt nur ein besonders raffinierter Trick war, um hier einzudringen, machen Sie sich besser auf etwas gefasst.«
    Raven lächelte besänftigend. Jedenfalls versuchte er es. »Ich bin kein Reporter«, sagte er. »Mein Name ist Raven« - er zog eine Visitenkarte hervor und reichte sie Card -, »und ich bin Privatdetektiv ...«
    »Kann ich erst recht nicht leiden«, unterbrach ihn Card. »Wenn Sie auf einen Auftrag aus sind, kommen Sie zu spät, Mister.«
    »Ich bin nicht auf einen Auftrag aus. Ich habe schon einen. Einer meiner Klienten wohnt hier in diesem Gebäude, und ich muss unbedingt zu ihm.«
    Card drehte die Visitenkarte unschlüssig in der Hand. »Hat das nicht Zeit bis später? Ihr Klient wird schon noch früh genug erfahren, mit wem ihn seine Frau betrügt«, knurrte er.
    »Es geht um Leben und Tod«, sagte Raven dramatisch. »Lassen Sie mich durch. Ich verspreche Ihnen, mich nirgendwo einzumischen und keine dummen Fragen zu stellen.«
    Card runzelte die Stirn. »Wie heißt Ihr Klient?«
    »Pendrose.«
    »Pendrose? Paul Pendrose?«, echote Card.
    »Den Vornamen weiß ich nicht. Er wohnt im vierten Stock, wenn Ihnen das was sagt.«
    Card nickte. »Ich denke schon.« Er überlegte einen Moment, musterte Raven mit undeutbarem Gesichtsausdruck und drehte sich schließlich mit einem Ruck herum. »Kommen Sie, Mr. Raven! Ich bringe Sie zu Ihrem Klienten.«
    Sie gingen zum Lift.
    »Es geht also um Leben und Tod, wie?«, fragte Card, als sie in der Kabine nach oben fuhren. »War das nur so dahergesagt, oder stimmt das?«
    Raven zuckte mit den Achseln. »Wenn Pendrose nicht übertrieben hat, stimmt es. Er hat Angst, ermordet zu werden.« Er lächelte unsicher. »Eigentlich dürfte ich Ihnen das gar nicht erzählen, Inspektor.«
    »Berufsgeheimnis?« Card grinste humorlos. »Schenken Sie sich den Quatsch! Wie lange kennen Sie Pendrose?«
    »Seit zwei Stunden. Er rief heute Nachmittag an und bestellte mich hierher.«
    »Und da kommen Sie jetzt erst?«
    »Ich war schon einmal hier. Ich bin nur noch einmal rasch nach Hause gefahren, um ein paar Kleinigkeiten zu holen.«
    Card schüttelte ärgerlich den Kopf. »Es ist immer dasselbe. Die Leute engagieren sich lieber irgendwelche windigen Schnüffler, ehe sie sich an die Polizei wenden. Und dann wundern sie sich, wenn etwas passiert.«
    »Ist denn etwas passiert?«, fragte Raven hastig. »Mit Pendrose, meine ich?«
    Card schenkte ihm einen spöttischen Blick und verzichtete auf eine Antwort.
    Der Lift hielt an. Die Türhälften glitten geräuschlos auseinander, und sie betraten den Korridor.
    Hier oben wimmelte es ebenfalls von Polizeibeamten. Der hintere Teil des Korridors war abgesperrt, und neben der Tür zu Pendrose' Apartment hielten zwei Polizeibeamte Wache.
    »Kommen Sie«, sagte Card beiläufig.
    Sie betraten das Apartment.
    Raven blieb unwillkürlich stehen. Der Raum war fast noch gründlicher zerstört als die Empfangshalle unten. Möbel waren umgerissen und teilweise zertrümmert worden, überall lagen Splitter und Glasscherben. Ein paar der Cocktailkissen, die auf den Sesseln und Couches gelegen hatten, waren aufgeschlitzt worden, sodass die Federn über den ganzen Raum verstreut worden waren. Es sah aus, als hätte es geschneit.
    »Was - was ist hier passiert?«, fragte Raven mühsam.
    Card zuckte mit den Achseln. »Wissen wir genauso wenig wie Sie. Ein Kampf auf jeden Fall. Er muss sich wie ein Wahnsinniger gewehrt haben. Sehen Sie!« Card wies auf ein verbranntes Loch in der Holztäfelung neben der Tür.
    »Was ist das?«
    Card grinste. »Wahrscheinlich ein Einschuss. Wir haben drüben bei der Bar einen Vorderlader gefunden, der vor kurzer Zeit abgefeuert wurde. Fragen Sie mich bloß nicht, warum er mit diesem Museumsstück geschossen hat. Er hatte nämlich ein ganzes Arsenal moderner Waffen. Aber die hat er nicht benutzt.« Er drehte sich um, winkte Raven zu sich heran und deutete auf einen länglichen, in durchsichtiges Plastik

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