Raven - Schattenreiter (6 Romane)
schrie auf, verkrampfte die Hand mit letzter Kraft um den Griff seines Säbels und versuchte zurückzuschlagen. Die Waffe schien Zentner zu wiegen. Es kostete Raven ungeheure Anstrengung, den Säbel emporzubringen und zuzuschlagen.
Der Schattenreiter machte sich nicht einmal die Mühe, den Schlag abzuwehren. Die Klinge prallte kraftlos gegen seinen Brustharnisch und glitt daran ab.
Der Schattenreiter lachte schrill, drehte sich um und sprang mit einem Satz in den Sattel zurück. Das Pferd bäumte sich auf, als der Unheimliche hart an den Zügeln riss. Die Vorderhufe peitschten durch die Luft und trieben Raven abermals zurück.
Raven fuhr herum, sprang zur Seite und rannte in blinder Panik los. Die Hufe des Horrorpferdes hämmerten wenige Meter hinter ihm auf den Boden. Raven wusste, dass er keine Chance hatte. Der Unheimliche würde ihn so lange hetzen, bis er zusammenbrach. Aber er rannte trotzdem weiter.
Ein dunkler Schatten tauchte neben ihm auf. Ein Stiefel zischte durch die Luft, streifte ihn an der Schulter und schleuderte ihn zu Boden. Er rollte sich ab, blieb einen Sekundenbruchteil reglos liegen und stemmte sich dann mühsam auf ein Knie empor.
Als er den Kopf hob, sah er sich einem zweiten Schattenreiter gegenüber.
Raven ächzte. Er war eingekreist! Die drei verbliebenen Schattenreiter mussten hier auf ihn gewartet haben! Während er blindlings durch die endlosen Gänge der unterirdischen Festung geirrt war, hatten sie in aller Ruhe diese Falle vorbereitet und darauf gewartet, dass er hineintappte!
Er stand auf, ballte die Hände und sah sich langsam um. Der Dämon hatte fünf Meter vor ihm angehalten und musterte ihn aus dunklen, boshaften Augen. Der zweite Dämon stand links und hinter ihm, ebenfalls etwa fünf Meter entfernt. Raven war nicht einmal erstaunt, als er den Kopf wandte und den letzten Dämon rechts von sich erblickte.
Die drei bildeten ein perfektes tödliches Dreieck, in dessen Zentrum er sich befand. Eine Falle, aus der es kein Entrinnen mehr geben würde. Diesmal würden die Schattenreiter ihn töten.
Töten ... töten ... töten ...
Das Wort hallte auf seltsame Weise in seinem Schädel nach, brach sich irgendwo tief in ihm, kehrte zurück, kam wieder, seltsam verändert, nicht mehr voller Drohung, sondern mit einem fast verlockenden Beigeschmack. Plötzlich fühlte er sich an den kurzen Kampf im Tunnel erinnert, und das gleiche Gefühl der Macht, des Kampfeswillens stieg in ihm empor. Es war, als wären die unsichtbaren Barrieren, die bisher tief in seinem Geist bestanden hatten, diesmal vollends niedergerissen worden. Irgendetwas Dunkles, Böses schwappte aus den Tiefen seiner Seele in ihm empor ...
Er sprang im selben Augenblick, als sich die drei Reiter in Bewegung setzten. Sein Körper federte in einer unglaublich kraftvollen Bewegung auf den ersten Dämon zu. Ravens Hände verkrümmten sich zu Krallen, packten den Helm des Dämons und drückten mit ungeheurer Kraft zu, noch während der Anprall seines Körpers den Dämon aus dem Sattel schleuderte.
Der Schattenreiter schrie gellend auf, ruderte wild mit den Armen und stürzte hintenüber zu Boden. Der schwarze Panzerhelm war unter Ravens hartem Griff geborsten. Splitter hatten den Schattenreiter getötet.
Raven verschwendete keine Zeit damit, sich über den Sieg zu freuen. Er fuhr herum, riss an den Zügeln und zwang das Drachenpferd rücksichtslos auf den nächsten Dämon zu.
Der Unheimliche hatte nicht einmal Zeit zu begreifen, was mit ihm geschah. Raven war in diesem Moment nicht mehr er selbst. Der Fluch des Assassinen hatte sich erfüllt. Raven war selbst zu einem Dämon geworden!
Seine Hand zuckte hinab, zerschmetterte den metallenen Brustharnisch des Schattenreiters und ließ den Dämon wie vom Blitz gefällt aus dem Sattel brechen.
Der letzte Dämon suchte sein Heil in der Flucht. Aber Raven ließ ihm nicht die geringste Chance. Das Wesen, in das er sich verwandelt hatte, war schlimmer als alle Schattenreiter zusammen. Er rammte dem Pferd die Absätze in die Weichen, hetzte es hinter der fliehenden Gestalt her und trat dem Tier des anderen unter den Bauch, als sie auf gleicher Höhe waren.
Das Pferd wieherte gequält, stieg auf die Hinterbeine und warf seinen Reiter ab.
Raven landete fast im selben Augenblick auf dem Boden, als sich der gestürzte Dämon wieder aufrichtete. Ravens Gesicht verzerrte sich. Speichel tropfte aus seinen Mundwinkeln, und in seinen Augen flackerte ein böses Feuer. Seine Hände
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