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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Messer fallen und wich entsetzt zur Küchentür zurück. Die Schatten verdichteten sich weiter, wurden dunkler und schwärzer.
    »Mein Gott ...«, stöhnte Wilburn. »Was - was ist das?« Er wich weiter zurück, halb wahnsinnig vor Angst und Entsetzen und unfähig, den Blick von der nachtschwarzen Gestalt zu nehmen.
    »Wilburn!«, dröhnte eine tiefe, vibrierende Stimme. »Du bist es, den ich gesucht habe! Komm zu mir!«
    Wilburn stöhnte. Eine unsichtbare Gewalt schien nach seinem Körper zu greifen. Gegen seinen Willen begann er sich mit steifen, mechanischen Schritten in Bewegung zu setzen, auf die Erscheinung zu.
    Die Wolke hatte inzwischen die Umrisse eines Menschen angenommen, und während Wilburn näher kam, erkannte er mehr Einzelheiten. Es war ein Mann - klein, schmalschultrig und von undefinierbarem Alter. Er trug ein langes, bis auf die Knöchel herabfallendes Gewand, das von einem dünnen Gürtel aus silbernen Fäden zusammengehalten wurde, und auf seinem Kopf saß eine schwarze, dreieckige Metallkappe.
    Wilburn keuchte, als ihn der Blick der dunklen, durchdringenden Augen des Mannes traf. Ein ganzes Kaleidoskop der verschiedenartigsten Empfindungen schien sich in diesem Blick zu spiegeln: Hass, Angst, Wut, aber auch Weisheit und Güte, so widersprüchlich dies schien.
    Und noch etwas - etwas, das Wilburn einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Ein Hauch von Ewigkeit. Diese Augen waren alt, unglaublich alt.
    Wilburn raffte all seinen Mut zusammen und versuchte, eine einigermaßen sichere Haltung einzunehmen, als er vor dem Mann stehen blieb. Es misslang kläglich.
    »Wer - wer sind Sie?«, stotterte er.
    Der Mann lächelte, aber es war ein eigenartiges Lächeln, bei dem sich nur die Züge seines Gesichts veränderten. Seine Augen blieben hart.
    »Du weißt es nicht?«
    Diesmal sah Wilburn deutlich, dass sich die Lippen des Mannes beim Sprechen nicht bewegten. Die Stimme schien direkt in sein Bewusstsein zu sprechen.
    »Du weißt es wirklich nicht, Wilburn? Du warst es doch, der mich rief.«
    »Ich?«, keuchte Wilburn entsetzt. »Aber ... ich - ich verstehe nicht ... was ...
    »Deine Stimme war es, die den uralten Bannspruch brach und mich aus meinem ewigen Schlaf erweckte«, fuhr die geisterhafte Stimme hinter seiner Stirn fort.
    Wilburns Gedanken überschlugen sich. Eine vage Ahnung stieg in ihm empor, aber der Gedanke entschlüpfte ihm, bevor er ihn fassen konnte.
    »Ich werde dir helfen, dich zu erinnern«, sagte die Stimme. »Jemand gab dir ein Buch. Ein Buch, das nicht in die Hände Unwissender gehört. Erinnerst du dich?«
    Wilburn schüttelte verzweifelt den Kopf. Er spürte, wie sich tief in ihm eine Erinnerung regte, aber in seinem Bewusstsein herrschte ein heilloses Chaos.
    »Ich - ich weiß nicht ...«, sagte er unsicher. »Wer - wer sind Sie? Und was wollen Sie von mir?«
    Die Lippen der Erscheinung verzogen sich zu einem halb spöttischen, halb ungeduldigen Lächeln.
    »Ich will dir noch weiterhelfen, denn ich sehe, dass dich mein Erscheinen sehr erschreckt hat. Aber du hast nichts zu befürchten, wenn du tust, was ich von dir verlange. Du kennst mich, Wilburn. Mein Name ist Merlin!«
    »Aber ... aber das ist - unmöglich«, stotterte Wilburn. »Du bist doch nur eine Sage - ein Märchen, das ...« Seine Stimme versagte.
    »Ihr Menschen habt mich zur Sage werden lassen«, erwiderte Merlin ruhig. »Aber einst gab es eine Zeit, in der ich lebte. Ich war ein Mensch wie alle anderen auch. Bis ich mit Mächten in Kontakt geriet, die so weit über den Menschen stehen wie ihr über den Ameisen. So wurde ich zum Magier und zum Wächter der Zeiten ...«
    Wilburn schüttelte verwirrt den Kopf. »Dann - dann stimmen die alten Legenden?«, keuchte er. »Die Artus-Sage ist wahr?«
    »Zum Teil, Wilburn. Was meine Person betrifft, so habe ich dafür gesorgt, dass sich Wahrheit und Legende so weit vermischt haben, dass niemand mehr zu sagen weiß, was nun stimmt und was nicht. Denn ich lebte schon lange vor Artus' Zeiten, und es ist meine Bestimmung, auch weiter über diese Welt zu wachen.«
    »Dann bist du damals nicht gestorben?«, keuchte Wilburn.
    Merlin lächelte. »Nicht wirklich, Wilburn. Die Menschen hielten mich für tot und ich hatte dafür gesorgt, dass sie meinen Körper an einen Ort brachten, an dem er die Zeiten unbeschadet überstehen konnte. Die Kräfte der Magie, die mir verliehen wurden, bewahrten ihn vor dem Verfall. In gewissem Sinne bin ich vielleicht das, was ihr Menschen

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