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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und Ernst, »weinen jetzt vermutlich ein paar Menschen um diesen toten Körper. Und was tun wir? Wir schneiden ihn auf.« Er beugte sich vor, um seinen Worten die Tat folgen zu lassen, zögerte dann aber doch noch, als einer seiner jüngeren Kollegen das Wort an ihn richtete.
    »Ist das nicht einer der drei, die bei diesem mysteriösen Brand ums Leben gekommen sind?«, fragte der Arzt.
    »Ja. Sie haben von der Geschichte gehört?«
    »Flüchtig. Angeblich soll ein ganzes Mietshaus in Flammen gestanden haben. Die halbe Feuerwehr der Stadt war im Einsatz, aber es wurde bis auf diesen und zwei weitere Männer niemand verletzt. Das Ganze war sehr geheimnisvoll.«
    »Dafür sind wir ja hier«, murmelte der Oberarzt. »Klären wir das Geheimnis auf.« Er senkte das Skalpell auf das Brustbein des Leichnams und schickte sich an, die Leiche mit einem einzigen geübten Schnitt zu öffnen.
    Plötzlich schrie einer der beiden anderen Arzte entsetzt auf und prallte zurück. Der Kopf des Oberarztes ruckte hoch. Seine Augen weiteten sich ungläubig, während sich sein Blick am Gesicht des vermeintlich Toten festzusaugen schien.
    Der Leichnam hatte die Augen geöffnet und blickte verwirrt um sich!
    »Was ...?«, keuchte der Arzt. Er fuhr hoch, ließ das Skalpell fallen, als bestünde es plötzlich aus weiß glühendem Metall, und trat hastig zwei, drei Schritte zurück.
    Wilburn bewegte vorsichtig den Kopf. Ein leises, gequältes Stöhnen drang aus seiner Brust, dann setzte er sich auf, schwang die Beine vom Tisch und fuhr sich mit zitternden Fingern über Gesicht und Hals.
    Der Schrecken auf dem Gesicht des Arztes schlug urplötzlich in Zorn um.
    »Das ist die größte Schweinerei, die mir jemals untergekommen ist«, sagte er mit mühsam beherrschter Stimme. Er fuhr herum, funkelte einen seiner beiden Kollegen an und fuchtelte wirr mit den Händen in der Luft herum. »Kümmern Sie sich um den Mann«, schnappte er. »Ich werde mir inzwischen diesen so genannten Polizeiarzt kaufen, der den Tod des armen Kerls bescheinigt hat!« Er drehte sich auf dem Absatz herum, riss mit einer wütenden Bewegung seinen Mundschutz herunter und stapfte zur Tür.
    Ein gellender Aufschrei ließ ihn erstarren. Als er sich umdrehte, spielte sich vor seinen Augen eine unglaubliche Szene ab.
    Wilburn war ganz von der Liege heruntergestiegen und hatte offensichtlich versucht, den Ausgang zu erreichen. Die beiden jungen Ärzte hatten sich ihm in den Weg gestellt, aber der kleine, dürre Mann entwickelte plötzlich ungeheure Kräfte. Er stieß ein wütendes Knurren aus, hob einen der Männer wie eine Puppe hoch und schleuderte ihn meterweit durch die Luft.
    Sekunden später entbrannte ein wütendes Handgemenge. Die beiden Pfleger stürzten sich, unterstützt von den zwei Ärzten, auf den Tobenden. Aber selbst ihnen gelang es nicht, Wilburn zu bändigen. Der Untote fuhr herum, schmetterte einem Pfleger die Faust ins Gesicht und grabschte mit starren Klauenhänden nach dem Hals des anderen. Seine dürren Finger legten sich wie Stahlklammern um die Kehle des Mannes und drückten unbarmherzig zu.
    Der Pfleger versuchte sich zu wehren. Seine Muskeln spannten sich, als er vergeblich versuchte, den tödlichen Würgegriff des zwei Köpfe kleineren Mannes zu sprengen. Sein Gesicht nahm allmählich einen dunklen, bläulichen Ton an. Er rang verzweifelt nach Atem, warf sich in einer letzten, verzweifelten Anstrengung zurück und versuchte, Wilburn abzuschütteln. Seine Hände glitten am Gesicht des lebenden Leichnams ab, tasteten in blinder Panik um sich und fegten Instrumente und Tücher vom Tisch. Seine Bewegungen erschlafften.
    Wilburn richtete sich knurrend auf, als der Mann zusammensackte. In seinen Augen flammte ein mörderisches Feuer, und seine dürren Hände öffneten und schlossen sich in einer raschen Folge unbewusster Bewegungen.
    Die beiden Ärzte und der Pfleger waren ängstlich zur Wand zurückgewichen. Einer der Ärzte sah sich gehetzt nach irgendetwas um, das er als Waffe benutzen konnte, bückte sich schließlich und hob ein Skalpell vom Boden auf.
    »Bleiben Sie stehen!«, keuchte er, das Skalpell drohend vorgestreckt. »Ich - ich steche zu.« Die Spitze des rasiermesserscharfen Instruments deutete auf Wilburns Brust, aber der plötzlich wieder zum Leben erwachte Leichnam schien davon nicht im mindesten beeindruckt. Er kam einen Schritt näher und zischte drohend, als der zweite Pfleger nach rechts auszuweichen versuchte.
    »Wir - wir müssen ihn alle

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