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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Coco, als hätte er die Worte gar nicht gehört. »Schon gar nicht so 'n glatzköpfiger Gartenzwerg wie du. Also verpiss dich, bevor du dir 'n Satz heiße Ohren einfängst!« Er ballte drohend die Faust und wippte angriffslustig auf den Zehenspitzen.
    Der Fremde schüttelte den Kopf und seufzte hörbar. »Es tut mir leid«, sagte er, zu Hillary gewandt. »Ich hätte Ihnen den Arger gerne erspart, Miss Gifford, aber ...«
    »Sie - kennen meinen Namen?«, fragte Hillary überrascht.
    »Ich fürchte, ja.« Der Mann lächelte wehleidig, griff in die Manteltasche und förderte ein schmales schwarzes Lederetui zutage. »Inspektor Card«, sagte er ruhig. »Scotland Yard. Ich muss Sie bitten, mir zu folgen.«
    Coco starrte den glatzköpfigen kleinen Mann einen Herzschlag lang verblüfft an. »Scheiße!«, murmelte er. Dann versetzte er Card einen Stoß, der ihn zurücktaumeln ließ, fuhr auf dem Absatz herum und riss Hillary am Arm mit sich. »Nichts wie weg hier!«, keuchte er.
    Hillary bekam gar nicht richtig mit, was überhaupt geschah. Card kämpfte mit wild rudernden Armen darum, nicht über die Bahnsteigkante auf die Gleise zu fallen. Zwei, drei Männer traten Coco in den Weg, aber der schwarze Riese stieß sie einfach beiseite. Hillary wurde mitgerissen und musste hinter ihm herrennen, ob sie wollte oder nicht.
    Hinter ihnen begann Card etwas zu rufen, das sich wie »Haltet sie auf!« oder so ähnlich anhörte. Innerhalb von Sekunden brach an der Bahnsteigkante ein unglaublicher Tumult los. Coco fluchte, stieß einen weiteren Mann zur Seite und wandte sich zur Treppe.
    Sie kamen nur wenige Schritte weit. Auf der obersten Stufe erschien die Gestalt eines Bobbys, selbst in der schlechten Beleuchtung eindeutig an dem charakteristischen Helm und dem Schlagstock in der Rechten zu erkennen. Coco fuhr mitten im Schritt herum und riss Hillary mit einem Ruck, der ihr fast den Arm auskugelte, mit sich. Er fluchte wild, sah sich gehetzt um und rannte schließlich auf den Fahrkartenschalter zu.
    »Coco, gib doch auf!«, keuchte Hillary verzweifelt. »Wir sitzen in der Falle!«
    Der Schwarze lachte schrill. »Aufgeben?«, schnappte er. »Da kennst du mich aber schlecht. Der Bulle, der mich schnappt, muss erst noch geboren werden!«
    Sie erreichten den Fahrkartenschalter. Coco rüttelte eine Sekunde lang vergeblich an der verschlossenen Tür und schlug dann kurzerhand mit dem Ellbogen gegen die Scheibe. Das Sicherheitsglas verwandelte sich in ein milchiges Gewebe aus unzähligen winzigen Sprüngen und Rissen, brach aber nicht. Der Mann hinter dem Schalter fuhr mit einem erschrockenen Keuchen aus seinem Sitz hoch und griff zum Telefon.
    Hillary sah sich gehetzt um, während Coco hinter ihr wütend auf die Scheibe einschlug. Von der Bahnsteigkante stürmte Card heran, und aus der anderen Richtung näherte sich der Bobby. Es konnte nur noch Sekunden dauern, bis sie sie geschnappt hatten.
    Die Scheibe gab mit einem knirschenden Laut nach und stürzte nach innen. Coco stieß einen triumphierenden Schrei aus, zog sich durch die Öffnung und zerrte Hillary hinter sich her.
    Das Mädchen begann sich zu wehren. Verzweifelt klammerte sie sich am Türrahmen fest, strampelte mit den Beinen und versuchte Cocos Hände abzustreifen. Aber gegen seine überlegene Körperkraft kam sie nicht an. Der Schwarze zog sie wie ein Spielzeug zu sich herein, stellte sie unsanft auf die Füße und schlug gleichzeitig dem Schalterbeamten, der sich in einem ebenso heldenmütigen wie sinnlosen Versuch, ihn aufzuhalten, auf ihn stürzen wollte, die flache Hand ins Gesicht. Der Mann fiel auf die Knie, presste die Finger gegen den Mund und begann zu wimmern.
    »Los!«, keuchte Coco. Er wirbelte herum, deutete mit einer Kopfbewegung auf die schmale Metalltür am hinteren Ende des schmalen Raums und stürmte los. Hillary wurde abermals mitgerissen.
    Hinter der Tür lag ein niedriger, nur notdürftig erleuchteter Gang mit nackten Betonwänden. Coco gab ihr einen Stoß, der sie vor die Wand taumeln ließ, warf die Tür ins Schloss und drehte mit einem triumphierenden Grinsen den Schlüssel herum.
    »Wie gut, dass die Londoner Beamten ordentliche Leute sind und die Schlüssel stecken lassen«, feixte er. »Die Bullen sind wir jedenfalls los.«
    Hillary rang keuchend nach Luft. Ihr Herz hämmerte schnell und fast schmerzhaft hart, und quer über ihren linken Handrücken lief ein blutiger tiefer Riss, wo sie sich an der zerbrochenen Glasscheibe geschnitten hatte.
    Von der

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