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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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rechts und links zweigten schmale, kaum anderthalb Meter hohe Seitengänge ab.
    Hammersmith ließ den Strahl seiner Lampe langsam über den Boden gleiten und wiegte den Kopf. Der Boden glitzerte vor Nässe. Von der Decke tropfte Wasser, und auf dem feuchten Stein wäre nicht einmal eine Spur zu entdecken gewesen, wenn vor ihnen eine ganze Armee darübergezogen wäre.
    »Es bringt nichts, wenn wir ziellos herumsuchen«, sagte Stone in einem schwachen Versuch, Hammersmith zum Umkehren zu bewegen. »Wir verirren uns allerhöchstens selbst noch.«
    Hammersmith sah auf und blickte ihm eine Sekunde lang fest in die Augen. »Du weißt genau, dass die Direktion nicht will, dass der Vorfall bekannt wird. Ist nicht gerade eine gute Reklame für uns, wenn rauskommt, dass ein kompletter Versorgungstrupp praktisch unter unserer Nase verschwinden kann, ohne dass wir wissen, warum, nicht?« Stone schürzte trotzig die Lippen, aber Hammersmith fuhr unbeeindruckt fort. »Außerdem können wir nicht warten. Wenn wir die Polizei und was weiß ich wen alarmieren, verlieren wir zu viel Zeit. Wenn den Jungs wirklich etwas zugestoßen ist, kommt es vielleicht auf jede Minute an.«
    Stone schluckte die Antwort, die ihm auf der Zunge lag, hinunter. Natürlich hatte Hammersmith Recht. Die fünf Männer waren nicht irgendwelche unbekannten Namen auf einem Stück Papier, sondern ihre Kameraden. Kameraden, die Frauen und Kinder oben hatten. Wenn er selbst hier unten verschollen wäre, hätte jeder von ihnen das Gleiche für ihn getan.
    Sie gingen weiter. Hammersmith blieb von Zeit zu Zeit stehen, um mit seiner Lampe in einen der regelmäßig auftauchenden Seitenstollen zu leuchten, wich aber nie vom Hauptgang ab. Selbst mit ihren Karten hätten sie sich hier unten verirren können. Die Katakomben, durch die sie sich bewegten, waren nicht auf einmal entstanden, sondern über Jahre und Jahrzehnte gewachsen. Eine große Zahl der Gänge und Schächte war auf keiner Karte mehr verzeichnet, und es mochte Teile geben, die seit einem Jahrhundert kein Mensch mehr betreten hatte.
    Hammersmith blieb so abrupt stehen, dass Stone um ein Haar in ihn hineingerannt wäre.
    »Was ...?«, machte er, brach aber sofort ab, als Hammersmith seine Hand ergriff und schmerzhaft drückte. Im ersten Moment begriff er nicht ganz, was das für ein Ding war, das da still im Schein der Taschenlampe vor ihnen lag.
    Und als er es erkannte, begann er zu schreien ...
    Nach der Kälte und dem eisigen Wind draußen erschien ihr die Luft in der U-Bahn-Station ungewöhnlich warm. Auf dem von kaltem Neonlicht erhellten Bahnsteig drängten sich ungewöhnlich viele Menschen, mehr als sonst zu dieser Tageszeit. Wahrscheinlich hatten viele vor dem plötzlichen Regenschauer und dem schneidenden Wind hier unten Zuflucht gesucht. Der plötzliche Schlechtwettereinbruch würde der U-Bahn Rekordumsätze bescheren.
    Hillary ging mit schnellen Schritten die Treppe hinunter, blieb auf der vorletzten Stufe stehen und hielt von ihrem erhöhten Standpunkt nach Coco Ausschau. Sie war ohnehin zu spät gekommen. - George chauffierte den Bentley mit der Behäbigkeit eines Pferdekutschers, und Hillary konnte sich nicht erinnern, mit dem schweren Wagen jemals schneller als fünfzig gefahren zu sein, obwohl unter der silbergrauen Motorhaube etliche Pferdestärken schlummerten - und der kurze Disput mit ihrer Mutter hatte zusätzlich Zeit gekostet. Coco würde sauer sein. Aber darüber machte sich Hillary keine Sorgen; sie kannte eine Menge Tricks, um ihn bei Laune zu halten, darunter einige, die ihrer Mutter mit größter Wahrscheinlichkeit einen Herzinfarkt beschert hätten ...
    Sie entdeckte den hochgewachsenen, schlanken Farbigen in einer Nische neben dem Fahrkartenschalter, winkte ein paarmal und ging mit einem Achselzucken weiter, als er nicht reagierte. Sie musste mehr als einmal ihre Ellbogen zu Hilfe nehmen, um sich durch die Menschenmenge zu ihm durchzukämpfen, und wahrscheinlich hinterließ sie in ihrem Kielwasser Dutzende von blauen Flecken und Verwünschungen.
    Coco sah auf, als sie zu ihm trat. Für einen Moment spiegelte sich Unwillen auf seinem Gesicht, dann grinste er. »Du bist zu spät, Baby«, nuschelte er, ohne die Zigarette aus dem Mundwinkel zu nehmen.
    Hillary schnüffelte. Selbst in der stickigen Luft hier unten konnte sie deutlich den süßlichen, schweren Geruch ausmachen, den die Zigarette verströmte.
    »Schwarzer Türke?«, fragte sie.
    Cocos Grinsen wurde noch breiter. »Klar

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