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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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anderen Seite wurde wütend gegen die Tür gehämmert. Eine Stimme rief etwas, ohne dass sie die Worte durch das zollstarke Metall verstehen konnten.
    »Du bist verrückt«, keuchte sie. »Wir kommen hier nie raus. Außerdem kriegen sie uns sowieso. Dieser Inspektor kennt meinen Namen.«
    »Ist mir aufgefallen«, knurrte Coco. »Aber wenn sie dich kriegen, heißt das noch lange nicht, dass sie mich erwischen müssen, oder?« Er schürzte die Lippen, sah Hillary abschätzend an und deutete dann mit einer Kopfbewegung den Gang hinunter. Am unteren Ende des vielleicht fünfzehn Meter langen Betonschlauches befand sich eine zweite Feuerschutztür. »Sehen wir nach, was dahinter ist.«
    Hillary schüttelte trotzig den Kopf. »Ich gehe nicht mit«, sagte sie. »Es hat doch sowieso keinen Zweck.«
    In Cocos Augen blitzte es für einen Moment gefährlich auf. »Wie meinst du das?«
    »So, wie ich es sage«, gab Hillary wütend zurück. »Die haben doch längst alles abgesperrt. Selbst wenn wir hier rauskommen, erwarten sie uns irgendwo oben. Ich gehe nicht mit.«
    »Und du denkst, ich lasse dich hier, damit du mir die Bullen auf den Hals hetzt, wie?«, schnappte Coco.
    »Blödsinn. Ich bleibe hier und warte, bis du in Sicherheit bist. Danach mache ich die Tür auf.«
    »Das könnte dir so passen! Du wirst schön mitkommen, Puppe. Ich hab keine Lust, wegen dir ein paar Monate in den Knast zu wandern. Und jetzt komm!« Er packte Hillary so fest am Arm, dass sie vor Schmerz aufstöhnte, stürmte los und zerrte sie rücksichtslos hinter sich her.
    Hillary versuchte erst gar nicht, sich zu wehren. Sie wusste, wie stark Coco war. Und er hatte offensichtlich bereits genug Rauschgift genommen, um die Polizei zu Recht zu fürchten. Und vielleicht hatte er ja auch Recht - wenn die Polizei später zu ihr kam, konnte sie immer noch behaupten, ihn nicht näher zu kennen und mehr oder weniger zufällig und gegen ihren Willen in die Sache hineingezogen worden zu sein.
    Hinter der zweiten Tür befand sich eine hohe, weiß gekachelte Halle, die fast zur Gänze von langen Reihen ordentlich aufgestellter metallener Spinde eingenommen wurde; offensichtlich der Umkleideraum des U-Bahn-Personals. Eine Reihe Türen ähnlich der, durch die sie gekommen waren, säumte die Wände.
    Coco blieb einen Moment stehen, sah sich unschlüssig um und deutete dann auf die erstbeste Tür. »Versuchen wir's da.« Er drückte behutsam die Klinke herunter, öffnete die Tür einen Spaltbreit und lugte durch den Schlitz. »Sieht gut aus«, knurrte er. »Komm!«
    Sie betraten einen niedrigen, dunklen Gang. Die Luft roch abgestanden und feucht, nach Moder und Nässe, und an den Wänden schimmerten große, unregelmäßige Flecken weißlichen Schimmelpilzes. Coco zog die Tür hinter sich ins Schloss, suchte vergeblich nach einem Schlüssel und wandte sich dann achselzuckend um. »Komm!«, sagte er. »Weiter! Die Bullen werden bald auftauchen.«
    Diesmal folgte ihm Hillary ohne Gegenwehr. Ihr Handgelenk schmerzte noch immer, so brutal hatte er sie hinter sich hergezerrt, und sie hatte keine Lust, ihn noch mehr zu reizen. Sie hatte sich bisher eingebildet, Coco gut zu kennen, aber seit einigen Minuten begann sie daran zu zweifeln. Vielleicht stand für ihn wirklich mehr auf dem Spiel als eine Anzeige wegen unerlaubten Drogenbesitzes.
    Der Gang endete schon nach wenigen Schritten vor einer weiteren Tür. Dahinter führte eine steinerne Treppe steil in die Tiefe. Ein eisiger, feuchter Luftzug schlug ihnen aus der Dunkelheit entgegen.
    »Ideal«, murmelte Coco. »Besser konnten wir's gar nicht mehr treffen. Da unten können uns die Bullen suchen, bis sie so schwarz werden wie ich.« Er lachte über das Wortspiel.
    Hillary zögerte, die Treppe zu betreten. »Weißt du denn, wohin dieser Gang führt?«, fragte sie.
    Coco schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Aber in einer Sackgasse wird's ja wohl kaum ziehen, oder? Irgendwo da unten geht's schon weiter.«
    Er griff nach ihrer Hand, aber Hillary wich rasch einen Schritt zurück und presste sich furchtsam gegen die Wand. »Ich ... will nicht dorthinunter«, sagte sie. »Ich habe Angst.«
    »Wovor? Da unten ist nichts.« Coco schüttelte den Kopf, trat auf sie zu und deutete mit einer befehlenden Geste auf die offen stehende Tür.
    »Ich will nicht«, keuchte Hillary. Obwohl sie keine Begründung dafür hätte angeben können, erfüllte sie die Schwärze am Ende der Treppe mit Angst. Irgendetwas war dort unten. Etwas

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