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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fragte Candley ungerührt. »Ich hätte ihn mindestens auf das Doppelte geschätzt. Aber Paul war noch nie besonders geschäftstüchtig.«
    »Was ist auf dieser Reise geschehen?«, fragte Card.
    »Nichts. Wir haben uns erholt, die Sonne und die frische Luft genossen ...«
    »Reden Sie kein Blech!«, fiel ihm Card ins Wort. Seine Augen funkelten wütend. »Irgendetwas hat sich dort zugetragen. Irgendetwas, das mit Ihrer plötzlichen Glückssträhne zusammenhängt. Und ich habe Grund zu der Vermutung, dass der Tod Ihres Cousins in direktem Zusammenhang damit steht.«
    »Sie sind ja verrückt«, sagte Candley. Seine Stimme zitterte, und seine Hände führten kleine, nervöse Bewegungen aus. »Ihre Fantasie geht mit Ihnen durch, Inspektor. Ich glaube, dieser Privatdetektiv hat Sie mit seinem Gestammel angesteckt.« Er atmete hörbar aus, verschränkte die Arme vor der Brust und trat einen Schritt zurück. »Ich würde jetzt gehen, wenn ich an Ihrer Stelle wäre«, sagte er leise. »Und - ein guter Rat. Hören Sie auf, harmlose Steuerzahler mit Ihren Hirngespinsten zu belästigen.«
    »Das sind keine Hirngespinste, sondern ...«
    »Ich möchte wissen«, fiel ihm Candley ins Wort, »was Ihre Vorgesetzten sagen würden, wenn sie Sie jetzt erleben könnten. Chefinspektor Card auf Geisterjagd. Vielleicht haben wir einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, wie? Und der hat Paul dann geholt, als die Frist um war?« Er lachte höhnisch, ging zum Lift und ließ die Türen mit einem Knopfdruck aufgleiten. »Gehen Sie jetzt! Bitte!«
    Card funkelte ihn wütend an. Er schien noch irgendetwas sagen zu wollen, entschied sich dann aber, dass es besser war zu schweigen. »Wir sehen uns wieder«, sagte er zum Abschied.
    »Soll ich einen Exorzisten mitbringen? Oder haben Sie einen im Yard?«
    Card schluckte die bissige Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, hinunter.
    Es hatte keinen Sinn, sich jetzt noch mit Candley zu streiten. Er hatte erfahren, was er wollte. Irgendetwas war mit Candley und Pendrose geschehen, als sie vor zwei Jahren gemeinsam verreist waren. Candley hatte ein Geheimnis.
    Es war jetzt nur noch eine Frage der Zeit, bis Card dahintergekommen sein würde. Es war noch niemandem gelungen, ihm zu entwischen, und auch Candley würde das nicht gelingen.
    Ihm zu allerletzt.
    Für eine endlose Sekunde war Raven gelähmt vor Schreck. Wie in einer überlebensgroßen, verzerrten Zeitlupenaufnahme beobachtete er, wie die Albtraumgestalt auf ihn zukam. Die meterlange Klinge des Säbels funkelte unter dem Licht der Kronleuchter, als wäre sie mit Diamantenstaub überzogen. Dann fiel die Lähmung von Raven ab.
    Er brachte sich mit einem gewaltigen Satz in Sicherheit, als die Klinge niedersauste. Funken stoben auf, als Metall auf Stein traf. Die Klinge hatte die Teppiche zerfetzt und eine fingertiefe Scharte in den Kunstmarmor des Fußbodens gerissen.
    Raven rollte sich herum, kam auf die Füße und hechtete hinter eine mannsdicke Säule. Der Säbel rutschte Funken sprühend dran entlang und riss einen langen Stofffetzen aus Ravens Smokingjacke. Er spürte einen heftigen, brennenden Schmerz an der Stelle, wo ihn die Waffe berührt hatte. Aber er war hinter der Säule in Sicherheit, für die nächsten Sekunden jedenfalls. Der Schwung seines Angriffes hatte den Geisterreiter weit an Ravens Deckung vorbeigetragen. Er zerrte wie wild an den Zügeln, riss sein Reittier auf die Hinterläufe und wendete.
    Raven spurtete los. Aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie ihm der Portier mit aufgerissenem Mund nachstarrte, während die Kassiererin mit bebenden Fingern eine Nummer auf ihrem Telefon wählte.
    Sie sehen ihn nicht!, dachte Raven verzweifelt. Der Schattenreiter schien nur für ihn sichtbar zu sein. Für die beiden dort vorne musste es so aussehen, als wäre er plötzlich verrückt geworden und würde Amok laufen.
    Er spurtete auf die Treppe los, die zur Galerie hinaufführte, schlug einen Haken und brachte sich mit einem Drei-Meter-Satz in Sicherheit, als der Schattenreiter zu einem neuen Angriff ansetzte. Der Aufschlag nahm ihm für einen Augenblick den Atem. Vor seinen Augen tanzten blutige Schleier, und in seinem Kopf war ein dumpfes, schmerzhaftes Pochen. Die Luft brannte wie Feuer in seinen Lungen.
    Er wusste, dass er verloren war, wenn kein Wunder geschah. Er war jetzt schon beinahe mit seinen Kräften am Ende, während der unheimliche Angreifer keine Erschöpfung zu kennen schien.
    Raven rappelte sich mühsam auf und spurtete wieder

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