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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Bezahlen? Du meinst ...?«
    »Nichts.« Er drehte sich weg, spürte wieder ihre Wärme, dieses sanfte, zerbrechliche Gefühl, das ihre Nähe in ihm weckte.
    Und den Schmerz, der wie ein glühendes Messer durch seine Brust zuckte.
    »Trink deinen Kaffee«, sagte er.
    Sie nickte wortlos und ging zu ihrem Platz zurück.
    Jeffreys Blick wanderte unruhig durch den Raum. Er wusste, woher seine plötzliche Unruhe kam, dieses ekelhafte, schleimige Gefühl, das seine Gedanken wie graue Spinnweben einhüllte.
    Es wäre so einfach, dachte er. Ich brauche nur hinüberzugehen, diesen verdammten Dolch von der Wand zu reißen und aus dem Fenster zu werfen.
    Aber das würde er nie können.
    Sein Blick hing wie gebannt an der schimmernden Klinge der Waffe. Selbst jetzt, unter den letzten Strahlen der Sonne, schien sie noch wie unter einem inneren Feuer zu glühen, ein brennendes, niemals verlöschendes Fanal seines Fluches, das ihn auf ewig an den Preis erinnern würde, den er zahlen musste.
    Langsam, wie unter einem inneren Zwang, setzte er sich in Bewegung und ging zur Bar hinüber. Er wollte es nicht tun, aber seine Arme und Beine schienen zu eigenständigem Leben erwacht zu sein. Fast erstaunt registrierte Jeffrey, wie er die Hand ausstreckte und den Dolch aus der Scheide zog. Der Griff fühlte sich warm und geschmeidig in seiner Hand an.
    Ravens Worte echoten plötzlich in seinem Kopf. »Er ist verwundbar. Der Schattenreiter ist verletzlich wie Sie und ich.«
    Verwundbar? Jeffrey lachte lautlos auf. Was wusste dieser Mann schon von den Kräften, mit denen er und Paul sich eingelassen hatten.
    Nichts.
    Er drehte sich um und ging langsam zur Couch zurück, den Dolch wie ein zerbrechliches Schmuckstück aus Glas behutsam in der Hand haltend.
    Carol saß immer noch bewegungslos da und starrte aus dem Fenster; ein ahnungsloses Opferlamm, das nicht einmal wusste, dass sein Henker hinter ihm stand. Die helle Linie ihres Nackens schimmerte weiß über dem Kragen des Kimonos.
    Ein schneller Schnitt, dachte Jeffrey. Eine blitzschnelle Bewegung, und alles ist vorbei. Sie wird es nicht einmal spüren.
    Langsam, unendlich langsam hob er die Hand mit dem Dolch.
    Aber er konnte es nicht.
    Er spürte die Gier des Unheimlichen, das wütende Drängen der schimmernden Waffe in seiner Faust.
    Aber er würde ein Stück von sich selbst umbringen, wenn er jetzt zustieß.
    Vielleicht war es das, was der Schattenreiter wollte. Vielleicht war es nicht nur das Blutopfer, sondern die viel größere Qual, die Jeffrey sich selbst bereiten musste.
    Er spürte, wie seine Hand zu zittern begann. Der Impuls zuzustoßen wurde mit jedem Augenblick stärker, aber er wehrte sich mit aller Kraft dagegen. Die Muskeln seines Oberarms spannten sich wie unter ungeheurer Anstrengung. Schweiß perlte auf seiner Stirn, und aus seiner Kehle drang ein dumpfes, schmerzhaftes Stöhnen.
    Dann ließ der Druck nach. Sein Arm sank kraftlos herab, die Waffe entglitt seinen Fingern und fiel polternd zu Boden.
    Carol fuhr herum. Ihr Blick fiel auf sein verzerrtes, schweißnasses Gesicht. Sie stand auf und legte zärtlich die Arme um seinen Hals.
    »Sei nicht mehr traurig, Liebling«, flüsterte sie. »Ich bin ja bei dir.«
    Er musste all seine Kraft zusammennehmen, um nicht zu schreien.
    Irgendwie gelang es ihm einfach nicht, sich auf das Stück zu konzentrieren. Es lag sicher nicht an der Aufführung; sie gaben irgendein amerikanisches Boulevardstück, und die Schauspieler strengten sich nach Kräften an, um ihren Zuschauern etwas zu bieten. Aber er schaffte den Einstieg einfach nicht. Die Figuren waren nichts als leere, gesichtslose Pappkameraden für ihn, und die Worte, die sie sprachen, weigerten sich hartnäckig, einen Sinn zu ergeben.
    Raven war froh, als der erste Akt zu Ende war und der Vorhang über die Bühne glitt.
    Er stand auf.
    »Was ist los?«, fragte Janice. »Es dauert nur eine Minute oder so. Das Stück geht gleich weiter.«
    Raven nickte. »Ich weiß«, flüsterte er. »Aber ich muss für einen Moment raus.«
    »Ist dir nicht gut?«
    »Doch. Ich will mir nur die Beine ein wenig vertreten. Bleib ruhig hier.« Er quetschte sich zwischen den Sitzreihen hindurch zum Hauptgang und verließ den Zuschauerraum. Irgendwie hatte er plötzlich geglaubt, dort drinnen keine Luft mehr zu bekommen. Er fühlte sich isoliert, eingesperrt in einen Teufelskreis, den seine eigenen Gedanken bildeten.
    Angst?, dachte er. Er hatte sich immer für abgebrüht gehalten. Aber er hatte auch

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