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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Paul Pendrose sprach.«
    »Ja. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Verrückter aus lauter Angst jemanden umbringt.«
    Card winkte ab. »Candley wird Tag und Nacht überwacht. Er tut keinen Schritt, ohne dass ich davon erfahre.«
    »Trotzdem sollten wir vorsichtig sein«, sagte Raven. »Die Frist, von der Pendrose sprach, läuft heute Abend ab.«
    »Heute?«
    »Es ist gleich eins«, erinnerte Raven.
    Auf Cards Zügen erschien ein überraschter Ausdruck. »So spät schon?« Er stand auf, schaltete den Fernseher aus und reckte sich demonstrativ. »Sie können hier schlafen, wenn Sie wollen. Ich fahre Sie aber auch gerne nach Hause.«
    »Wenn ich ein Taxi bekäme ...«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage«, protestierte Card. »Ich fahre Sie. Sie brauchen Schlaf.« Er griff nach seinen Autoschlüsseln. »Kommen Sie!«
    Jeffrey hatte vergebens versucht, Schlaf zu finden. Stunde um Stunde hatte er wach gelegen, die Decke angestarrt und versucht, einen Ausweg zu finden.
    Es gab keinen.
    Er spürte die Unruhe, den drängenden, quälenden Ruf jetzt fast mit jedem Moment stärker. Und er wusste, dass ihnen nicht einmal mehr die wenigen Stunden bis zum Ablauf der Frist bleiben würden.
    Carol lag neben ihm. Er hörte ihre leisen, regelmäßigen Atemzüge an seinem Ohr und spürte die Wärme ihres Körpers. Sie war in seinen Armen eingeschlafen, nachdem sie sich stundenlang geküsst und gestreichelt hatten.
    Mehr nicht.
    Aber diese wenigen, scheuen Zärtlichkeiten hatten ihm auf sonderbare Weise mehr gegeben als jede bezahlte Liebesnacht, die er vorher erlebt hatte.
    Warum war er ihr nicht zwei Jahre früher begegnet?
    Er vergrub den Kopf unter dem Kissen und versuchte krampfhaft, an irgendetwas Belangloses, Banales zu denken, aber es ging nicht. Im Gegenteil - je mehr er sich bemühte, nicht an den Schattenreiter und den Dolch an der Wand im Nebenzimmer zu denken, desto stärker schienen seine Gedanken darum zu kreisen.
    Der Dolch ...
    Selbst wenn er die Augen schloss, sah er das Bild der schmalen, tödlichen Waffe plastisch und klar vor sich. Er hörte ihren Ruf, die Verlockung, die von dem kleinen Stück Metall und Magie ausging.
    Schließlich hielt er es nicht mehr aus und stand auf. Carol bewegte sich unruhig, erwachte aber nicht. Er schlich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer, schob vorsichtig die Tür hinter sich zu und ging ins Bad, um sich anzuziehen.
    Das Bohren und Drängen in seinem Schädel war unerträglich geworden. Er musste es tun.
    Jetzt!
    Schwerfällig, wie unter Hypnose, ging er ins Wohnzimmer und tastete sich im Dunkeln zur Bar hinüber. Der Dolch hing noch an seinem angestammten Platz. Er zog ihn vorsichtig aus der Scheide, betastete andächtig die kühle Klinge und genoss das herrliche, machtvolle Gefühl, das das Metall auszuströmen schien.
    Macht, wisperte eine Stimme in seinem Kopf. War das die Macht, von der er immer geträumt hatte? Die absolute Macht - Macht über Leben und Tod?
    Er presste die Waffe an die Brust, drehte sich um und ging mit entschlossenen Schritten auf den Lift zu. Er musste es tun, heute Nacht noch, bevor der Drang zu stark wurde.
    Der Schattenreiter würde sein Opfer bekommen.
    Als er den Lift erreichte, flammte Licht auf.
    Jeffrey wirbelte überrascht herum. Carol stand in der Schlafzimmertür, blinzelte geblendet in das grelle Licht der Lampen und sah ihn dann an.
    »Du willst noch einmal weg? Ich ...« Sie verstummte entsetzt, als sie den Dolch in seinen Händen sah.
    »Jeff!«
    Jeffrey schluckte. »Ich muss es tun«, krächzte er. Seine Stimme schwankte und drohte umzukippen. Plötzlich hatte er nicht mehr die Kraft, ihr ins Gesicht zu sehen. »Ich muss es tun, um dich zu retten.«
    »Jeff, tu es nicht! Bitte!« Carol eilte auf ihn zu, aber er stieß sie grob von sich und drückte den Liftknopf.
    »Ich muss«, wimmerte er. »Ich muss dem Schattenreiter ein Opfer bringen.«
    »Warum? Bitte, Jeff, tu es nicht! Kämpfe! Kämpfe gemeinsam mit mir!«
    »Verstehst du denn immer noch nicht?«, brüllte er plötzlich. »Der Schattenreiter will dich! Dich! Dich! Dich! Dich ganz persönlich. Und ich kann nur versuchen, ihm ein anderes Opfer darzubringen, wenn ich dich retten will!«
    »Du willst einen unschuldigen Menschen ermorden?«, rief Carol entsetzt.
    »Ja, verdammt noch mal! Wenn es die einzige Möglichkeit ist, dich zu retten, tue ich es!«
    Carols Gesicht wurde wachsbleich. Ihre Lippen bebten. »Ich lasse nicht zu, dass du zum Mörder wirst«, sagte sie entschlossen. »Wenn du

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