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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Türhälften glitten auseinander, und das leise Summen des Elektromotors verstummte.
    Raven drückte verzweifelt auf den zwölften Knopf. Aber der Lift rührte sich nicht.
    Die Diele lag im Dunkeln. Jeffrey hatte kein Licht eingeschaltet, als er die Wohnung betreten hatte, und die einzige Beleuchtung bestand aus dem grauen Zwielicht, das durch die Fenster hereinströmte.
    Sein Blick war leer. Er war nicht mehr länger Herr seines Körpers. Es war, als hätte sich eine unsichtbare Barriere zwischen seine Gedanken und seinen Körper geschoben, eine Mauer, die ihn dazu verdammte, nur noch Beobachter zu sein, Zuschauer in einem Spiel, in dem er und Carol die Hauptrollen übernehmen würden.
    Ein fremder, stärkerer Wille hatte die Kontrolle über seinen Körper übernommen.
    Carol war nicht gegangen.
    Sie saß im Dunkeln auf der Couch und starrte ihm aus angstvoll geöffneten Augen entgegen.
    »Du - du hast es getan?«, fragte sie stockend.
    Jeffrey schwieg. Er wollte schreien, ihr eine Warnung zurufen, aber seine Stimmbänder versagten ihm den Dienst.
    Irgendwo in seinem Kopf klang ein kleines, böses Lachen auf. »Du wirst es tun, Jeffrey. Jetzt. Ich verlange mein Opfer!«
    Er zog den Dolch aus dem Gürtel, trat einen Schritt auf sie zu und blieb stehen. Schweiß perlte auf seiner Stirn.
    »Du - du hättest nicht hierbleiben dürfen«, krächzte er mühsam. »Du hättest gehen sollen.«
    »Ich konnte es nicht, Jeff. Ich gehöre zu dir. Ich werde immer zu dir gehören, und ich werde zu dir halten, ganz egal, was passiert.«
    Er schüttelte verzweifelt den Kopf. »Du verstehst nichts«, sagte er traurig. »Ich muss dich töten, Carol. Ich kann nicht anders.«
    Sie stand auf. »Versuche es!«, sagte sie drängend. »Kämpfe! Kämpfe gegen dieses grausame Ding! Du kannst es besiegen, wenn ich dir helfe.«
    »Es - es geht nicht. Bitte, Carol, ich ...« Die Hand mit dem Dolch hob sich.
    Carols Augen weiteten sich entsetzt, aber sie wich nicht zurück.
    »Ich - muss - es - tun ...«, stöhnte Jeffrey.
    »Genau das werde ich verhindern.« Licht flammte auf. Ein Schuss peitschte durch den Raum, und Jeffrey schrie überrascht auf, als ein schmerzhafter Schlag seine Hand traf und ihm die Waffe entriss.
    »Ich habe gehofft, dass Sie noch zu sich kommen«, sagte Card bedauernd. Er richtete sich vollends hinter der Bar auf und kam mit kleinen Schritten auf Jeffrey zu. Die Mündung seiner Pistole blieb dabei drohend auf ihn gerichtet.
    »Card ...«, raunte Jeffrey verblüfft. Er umklammerte seine schmerzende Hand, wich ein paar Schritte zurück und sah fassungslos von Carol zu Card und zurück. »Du hast ihn angerufen?«
    »Das war nicht nötig«, entgegnete Card. »Sie haben seit zwei Tagen keinen Schritt getan, von dem ich nicht wusste. Dass Sie meinen Leuten im Hyde Park kurzzeitig entwischt sind, war ein bedauerliches Missgeschick. Aber Gott sei Dank ist ja nicht viel passiert. Die Frau, die Sie überfallen haben, ist bis auf den Schrecken wohlauf.«
    »Sie - Sie müssen weg, Card«, keuchte Jeffrey. »Verschwinden Sie so schnell wie möglich! Und nehmen Sie Carol mit!«
    Card grinste abfällig. »Das werde ich tun. Aber Sie werden mich begleiten. Sie gehören hinter Gitter, Mr. Candley. Oder in eine Nervenklinik - das sollen die Ärzte entscheiden.«
    »Aber verstehen Sie denn nicht?«, brüllte Jeffrey. »Er ist hier! Der Schattenreiter ist hier, und er verlangt sein Opfer. Er wird Carol und Sie umbringen, wenn Sie nicht sofort verschwinden!«
    Card lächelte kalt. »Glauben Sie? Ich denke eher, dass ...«
    Er brach ab, legte den Kopf schräg und lauschte. Ein kratzendes, schabendes Geräusch drang aus dem Nebenzimmer zu ihnen herüber.
    »Ist sonst noch jemand in der Wohnung?«, fragte Card stirnrunzelnd.
    Die Verbindungstür wurde mit einem berstenden Schlag aus den Angeln gerissen.
    Card zuckte zusammen und fuhr mit einer Schnelligkeit herum, die man einem Mann mit seiner Leibesfülle niemals zugetraut hätte. Seine Waffe wies drohend auf die Türöffnung.
    Und dann brach das Chaos über die drei Menschen herein. Ein wirbelnder schwarzer Schatten erschien in der Tür, preschte mit unfassbarer Geschwindigkeit auf Card los und riss ihn zu Boden. Card stieß einen erstickten Schrei aus. Seine Pistole flog in hohem Bogen davon und landete klirrend in dem Glasregal hinter der Bar.
    Der Inspektor versuchte auf die Füße zu gelangen, aber der Schattenreiter drang wieder auf ihn ein und schlug ihm den Knauf seines Säbels über den

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