Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
dringend.«
    Biggs sagte eine ganze Weile lang gar nichts. Schließlich drehte er sich um, schlurfte zu seinem Stuhl zurück und setzte sich mit betont umständlichen Bewegungen.
    »Dringend? So, so.« Biggs sah seinen Sohn scharf an. »Wozu, wenn ich fragen darf? Und wie viel?«
    »Ich ...« Lance atmete scharf ein, schloss die Augen und sagte fast eine Minute lang nichts. »Viertausend Pfund«, stieß er schließlich hervor. »Bis morgen Abend.« Seine Stimme zitterte. Von dem Image des jungenhaften Playboys, das er in der Öffentlichkeit zur Schau zu tragen pflegte, war nichts geblieben.
    »Viertausend Pfund?!« Biggs beugte sich vor und stützte die Arme auf dem Schreibtisch auf. »Das ist verdammt viel Geld, mein Junge.«
    »Sag nicht ›mein Junge‹!«, zischte Lance. »Ich bin neunundzwanzig, und ich kann es nicht leiden, wenn du mich ...«
    »Halt den Mund, Lancelot!«, fuhr ihm sein Vater ins Wort. Er hob nicht einmal die Stimme dabei, aber der Klang seiner Worte ließ Lance augenblicklich verstummen. »Ich weiß recht gut, wie alt du bist. Aber ich weiß auch, dass du noch keinen Tag wirklich gearbeitet hast, seit du das College mit Hängen und Würgen hinter dich gebracht hast. Und ich weiß auch, dass ich dir seit Jahren ein Studium bezahle, von dem ich längst nicht mehr annehme, dass du es jemals mit Erfolg beendest. Und ich weiß auch, dass ich dir ein Taschengeld zahle, von dem mancher schwer arbeitende Mann eine Familie ernähren könnte. Da wird es doch wohl erlaubt sein zu fragen, wozu du so viel Geld brauchst.«
    »Ich - ich habe Schulden«, sagte Lance. Er hob den Kopf, konnte dem Blick seines Vaters aber nicht standhalten und sah betreten zu Boden.
    »Das dachte ich mir«, nickte Biggs. »Wofür?«
    »Ich - habe gespielt.«
    »Gespielt?« Biggs sprang auf, kam mit raschen Schritten um den Tisch herum und baute sich drohend vor seinem Sohn auf. »Glücksspiele? Poker und so etwas?«
    »Black Jack und Gin Rommee.« Lance starrte seinen Vater an. In seine Augen trat ein trotziges Flackern. »Die gleichen Spiele, die du auch mit deinen Freunden spielst. Du hast sie mir beigebracht.«
    »Nur, dass ich nicht um Geld spiele, Lance«, antwortete Biggs ruhig. »Schon gar nicht um solche Beträge.«
    »Es ist aber nun einmal passiert«, gab Lance aufgebracht zurück. »Ich würde dich nicht um Hilfe bitten, wenn ...«
    »Du brauchst mich nicht zu bitten«, sagte Biggs ruhig. »Ich werde dir keinen Penny geben. Du hast dich in die Klemme hineingebracht, nun sieh zu, wie du wieder herauskommst. Du bist alt genug dazu.«
    »Vater, bitte!« Lance stand ebenfalls auf und sah seinen Vater flehend an. Seine Stimme klang beinahe verzweifelt, als er weitersprach. »Du verstehst das nicht. Die Leute, denen ich das Geld schulde, lassen nicht mit sich spaßen. Sie - sie haben mir gedroht, wenn ...«
    »Dann geh zur Polizei«, antwortete Biggs hart. Er drehte sich abrupt um, setzte sich erneut und beugte sich wieder über seine Arbeit.
    »Vater, sie werden mir etwas antun, wenn du mir nicht hilfst!«
    Lance schrie jetzt fast, aber sein Vater schien die Worte gar nicht zu hören.
    »Vater!«
    Biggs sah endlich von seinen Papieren auf. Sein Gesicht wirkte unbeteiligt, aber Lance sah, dass er den Federhalter so fest umklammerte, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    »Setz dich, Lancelot«, sagte er schließlich sanft.
    Lance gehorchte.
    »Ich - ich kann dir das Geld nicht geben, Junge«, begann Biggs nach einer Weile, »selbst wenn ich wollte.«
    »Aber ich ...«
    Biggs schüttelte unmerklich den Kopf. »Ich habe es nicht«, sagte er. »Die 2500 Pfund, die du da in den Händen hältst, sind der Rest. Alles, was ich hatte.«
    »Aber ...« Lance starrte seinen Vater entgeistert an. »Das - das ist doch unmöglich ...«, keuchte er.
    »Es ist so«, sagte Biggs leise. »Ich habe das Geld nicht. Ich hätte es dir längst sagen sollen, ich weiß, aber jetzt, so kurz vor dem Ziel ... Ich weiß, dass wir in den nächsten Tagen fündig werden.«
    »Aber du kannst doch unmöglich unser ganzes Geld in dieses wahnsinnige Unternehmen gesteckt haben!«, brüllte Lance plötzlich.
    »Es war mein Geld, Lance«, sagte Biggs betont. »Nicht unser Geld. Und dieses Unternehmen ist ganz und gar nicht wahnsinnig.«
    Lance sprang auf. »Soll das heißen, dass wir ruiniert sind?«, brüllte er. »Das Geld, die Wertpapiere, der Familienschmuck ...«
    »Es ist nichts mehr da«, gab Biggs ruhig zurück. »Selbst wenn ich wollte, könnte ich dir

Weitere Kostenlose Bücher