Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
nicht helfen.« Er lehnte sich zurück, sah seinen Sohn nachdenklich an und lächelte dann. »Ich stehe kurz vor dem Ziel, Lance«, sagte er leise. »Wir haben die Bucht Zentimeter für Zentimeter abgesucht. Es gibt nur noch diese eine Stelle, an der es liegen kann.«
    Lance starrte seinen Vater entgeistert an. Dann drehte er sich wortlos um und verließ mit hängenden Schultern die Kajüte.
    Rouwland schnippte seine Zigarette zu Boden und drehte sich ärgerlich um. »Er kommt nicht«, brummte er. Ein wütender Zug lag um seine Mundwinkel, und seine Augen tränten vom langen, angestrengten Starren in den Sonnenuntergang. Er ging zum Wagen zurück, riss die Tür auf und knallte sie unnötig heftig hinter sich zu. »Das Bürschchen denkt, dass es uns verladen kann.«
    Cowley, der neben ihm auf dem Beifahrersitz saß und gelangweilt auf einem Grashalm herumkaute, lächelte dünn. »Vielleicht ist ihm etwas dazwischengekommen.«
    »Dazwischengekommen - pah!«, machte Rouwland. Er beugte sich vor, drehte den Zündschlüssel um und trat aufs Gas. Der Motor des Rover erwachte brüllend zum Leben.
    »Ist ja immerhin möglich, dass der Alte nicht mit dem Geld rausgerückt ist«, sagte Cowley.
    Rouwland grinste humorlos. »Ich gebe ihm noch eine Chance«, sagte er leise. »Wenn er sich bis morgen früh nicht bei uns meldet, nehmen wir uns den Kleinen mal vor.« Er wendete den Rover, fuhr ein Stück den Feldweg entlang und stoppte.
    Von hier oben aus konnten sie die kleine, dreieckige Bucht gut überblicken. Die Schaluppe hockte wie eine schwarze, lang gestreckte Spinne im Zentrum eines Gewirrs von Kabeln, Ketten und Drahtseilen, das sie gegen die wütende Strömung auf ihrer Position hielt. Trotzdem schaukelte das Boot so stark, dass die beiden Männer die Bewegung hier oben noch ausmachen konnten.
    »Möchte wissen, was der Alte da unten zu finden hofft«, murmelte Rouwland.
    »Vielleicht einen versunkenen Schatz«, spöttelte Cowley.
    Rouwland verzog ärgerlich das Gesicht. Die rote, aufgeworfene Narbe über seiner linken Wange ließ es zu einer Furcht einflößenden Grimasse werden. »Red keinen Scheiß, Cow! Der Alte ist Professor in Harvard, oder?«
    Cowley nickte.
    »Wahrscheinlich buddelt er auf dem Meeresgrund nach alten Tonscherben oder so etwas.«
    Cowley schauderte. »Ich möchte da jedenfalls nicht runter«, murmelte er nachdenklich. »Der Alte muss den Leuten Unsummen bezahlen, die da tauchen.«
    Rouwland nickte nachdenklich. »Wahrscheinlich.« Er zündete sich eine neue Zigarette an und blies eine blaue Rauchwolke gegen die Windschutzscheibe. »Ich denke, es ist am besten, wenn wir gleich nach London zurückfahren.«
    »Ohne das Geld?«
    Rouwland grinste. »Thompson wird nicht sehr erfreut darüber sein, wie?«
    »Kaum. Ich möchte nicht in der Haut des Jungen stecken. Aber er hat ja Zeit genug gehabt, nicht wahr?«
    »Eben.« Rouwland legte den Gang ein, lenkte den Rover vollends auf die Landstraße hinauf und gab Gas.
    Nach dem Gedränge in der Abflughalle des Londoner Flughafens empfand Raven das Verkehrsgewühl der Rushhour beinahe als Erholung. Die Straßen zur City hinein waren verstopft wie jeden Tag um diese Zeit, aber für einen geschickten Fahrer fand sich immer eine Lücke, durch die er hindurchschlüpfen konnte. Und Raven beherrschte seinen Wagen perfekt.
    Er erspähte eine Lücke vier oder fünf Wagenlängen vor sich, scherte nach rechts aus und tippte kurz auf das Gaspedal. Der Maserati preschte mit aufbrüllendem Motor an der Schlange vorbei und passte sich beinahe zentimetergenau in die Lücke ein.
    Raven grinste schadenfroh, als er den wütenden Gesichtsausdruck des Hintermannes im Rückspiegel sah. Die Kommentare, die der Mann jetzt von sich geben würde, konnte er sich lebhaft vorstellen. Seltsamerweise rief der Anblick seines teuren dunkelgrünen Wagens bei den meisten Autofahrern eher Frustration und Neid als Bewunderung hervor.
    Wahrscheinlich, dachte Raven, wären sie etwas weniger neidisch, wenn sie gewusst hätten, dass der Wagen praktisch alles war, was er besaß, und dass sich auf seinem Schreibtisch zu Hause die unbezahlten Rechnungen und Mahnungen stapelten. Sein Geschäft war noch nie besonders gut gegangen. Der Beruf eines Privatdetektivs ist nicht halb so einträglich, wie die meisten Menschen denken. Außer vielleicht, man war bei irgendeiner Hollywood-Filmgesellschaft angestellt ...
    In letzter Zeit ging sein Geschäft besonders schlecht. Entlaufenen Hunden und untreuen

Weitere Kostenlose Bücher