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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dass Sie sich nur Schwierigkeiten einhandeln, wenn Sie versuchen, mich hinzuhalten.« Er drehte sich um und ging mit steifen Schritten zur Tür. »Über morgen dann. Um die gleiche Zeit.« Hanson verschwand, ohne sich zu verabschieden.
    Raven starrte die geschlossene Tür noch eine Weile an. Hanson hatte natürlich Recht - er hatte keine Möglichkeit, eine so große Summe innerhalb von zwei Tagen aufzutreiben. Er war im Moment ohne Klienten. Und Szenen, in denen ein reicher und großzügiger Kunde im allerletzten Moment durch die Tür marschiert kam und den Helden vor dem Gerichtsvollzieher rettete, kamen allerhöchstens in Filmen oder zweitklassigen Kriminalromanen vor.
    Er ging zu seinem Schreibtisch, kramte sein Telefonbuch unter einem Berg alter Zeitungen und Reiseprospekte hervor und begann die Seiten durchzublättern. Aber er wusste, dass es sinnlos sein würde, seine Freunde anzupumpen. Raven lehnte es grundsätzlich ab, sich im Freundeskreis Geld auszuleihen. Außerdem bestand sein Freundeskreis nicht aus Leuten, die ohne mit der Wimper zu zucken 1355 Pfund aus der Westentasche ziehen konnten.
    Schließlich blieb sein Blick beim Buchstaben C hängen.
    Card.
    Inspektor Card von der Mordkommission. Seit sie gemeinsam gegen den Schattenreiter gekämpft hatten, bestand zwischen ihnen so etwas wie eine lose Freundschaft, und ab und zu schusterte er Raven sogar einen kleineren Auftrag zu.
    Raven griff nach dem Telefon, zögerte und wählte dann Cards Nummer. Er hatte kein sehr gutes Gefühl bei der Sache, aber wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, fragt man nicht sehr lange.
    Es schien endlos zu dauern, bis am anderen Ende der Leitung abgenommen wurde.
    »Samson, Mordkommission Scotland Yard«, sagte eine jugendliche Stimme. »Sie wünschen?«
    »Inspektor Card, bitte«, sagte Raven.
    »Tut mir leid. Der Inspektor ist nicht im Haus. Vielleicht kann ich Ihnen weiterhelfen, Mister ...?«
    »Raven«, sagte Raven hastig. »Aber ich hätte den Inspektor lieber persönlich gesprochen. Wann kommt er wieder?«
    »Das weiß ich nicht«, entgegnete Samson. »Wahrscheinlich aber erst spät am Abend.«
    Raven seufzte, bedankte sich und legte auf. Wieder eine Hoffnung weniger.
    Er legte die Füße auf den Schreibtisch und wartete mit geschlossenen Augen auf ein Wunder.
    Im Osten zeigte sich bereits der erste graue Streifen der Dämmerung am Horizont, als Lance die Stadt erreichte. Er war praktisch die ganze Nacht durchgefahren und hatte nur zum Tanken angehalten. Aber die letzten Meilen durch London hatten ihn wertvolle Zeit gekostet. Selbst jetzt, um fünf Uhr morgens, waren die Straßen der City belebt.
    Lance parkte den Wagen in einer Nebenstraße und ging die letzten paar hundert Yards bis zum Club zu Fuß. Er fühlte sich alles andere als gut, aber das lag weniger an seiner Übermüdung als daran, dass er Angst hatte.
    Angst und etwas, das er bisher nie gekannt hatte - ein schlechtes Gewissen. Er dachte an den braunen Briefumschlag in seiner Brusttasche, und so etwas wie Übelkeit stieg in ihm empor. Er hatte seinen Vater bestohlen. Bei dem Gedanken empfand er beinahe Abscheu vor sich selbst. Aber er hatte keine Wahl. Mit Thompson war nicht zu spaßen. Thompson hatte gedroht, ihm jeden Knochen einzeln zu brechen, wenn er das Geld nicht besorgte, und Thompson war jemand, der seine Drohungen wahr zu machen pflegte.
    Außerdem, dachte Lance trotzig, war sein Vater selbst schuld. Solange Lance sich zurückerinnern konnte, war der alte Mann besessen von seiner Idee gewesen. Der Idee, zu beweisen, dass die Artus-Sage kein bloßes Märchen, sondern Wahrheit war. Dass es die sagenumwobene Tafelrunde mit ihren Rittern wirklich gegeben hatte, dass König Artus, Lancelot und Galahad, Mordred und Merlin und all die anderen Sagengestalten wirklich gelebt hatten.
    Sein ganzes Leben war von dieser Idee bestimmt gewesen. Er hatte sein Haus nach und nach mit Altertümern überhäuft, bis die Villa am Ortsrand von London einer mittelalterlichen Burg geglichen hatte, und er hatte sogar seinen einzigen Sohn auf den Namen des berühmtesten Ritters der Tafelrunde getauft.
    Und letztlich hatte er sein Vermögen, alles, wofür er sein Leben lang gearbeitet und geschuftet hatte, in ein aussichtsloses Unternehmen gesteckt.
    Das Schlimme war, dachte Lance, dass der alte Mann wirklich daran glaubte, das sagenhafte Schwert Excalibur finden zu können. Jahrelang hatte er sich durch alte Bibliotheken und Jahrtausende alte Bücher und Pergamente

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