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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Aufschrei ausstieß, dann folgte ein dumpfer, zweifacher Aufprall, der in den entsetzten Schreien der anderen unterging.
    Excalibur sang in seinen Händen; es war der gleiche, unbeschreibliche Ton, den er schon einmal gehört hatte, nur lauter diesmal, drängender, als hätten die Geister der Klinge Blut gerochen und schrien nach mehr. Ein hoher, quälender Ton, der seinen Schädel auszufüllen schien, gegen seine Schläfen hämmerte und sein Gehirn zum Bersten bringen wollte. Alles war plötzlich rot, wallend und düster.
    Die Gestalten der Männer verschwammen vor seinen Augen, wurden zu dunkelroten, formlosen Klecksen auf einem noch dunkleren Hintergrund, vor dem die schlanke Klinge des Schwertes wie ein eingefangener Sonnenstrahl zu gleißen schien.
    Lance bewegte sich ohne sein Zutun auf eine weitere Gestalt zu. Er sah, wie der Mann in die Tasche griff und etwas Dunkles, Kleines zu Tage förderte. Aber die Bewegung war von einer geradezu lächerlichen Langsamkeit. Excalibur zuckte hoch und bohrte sich durch die Brust des Mannes.
    Dann blitzte es irgendwo im Hintergrund des Zimmers auf. Das dumpfe, rollende Echo eines Pistolenschusses brach durch das Kreischen in seinem Schädel, dann traf ihn ein fürchterlicher Schlag vor die Brust und schleuderte ihn zu Boden.
    Ein zweiter Schuss krachte - und noch einer. Ein ungeheurer, flammender Schmerz tobte durch seinen Körper.
    Dann nichts mehr.
    Das Telefon schrillte.
    Raven öffnete die Augen und starrte verschlafen das komplizierte Muster aus Licht und Schatten an seiner Schlafzimmerdecke an.
    Das Telefon schrillte ein zweites Mal, schon ein wenig ungeduldiger diesmal, wie es Raven vorkam. Er schwang die Beine vom Bett und blinzelte den Radiowecker an. Es war kurz vor zwei Uhr morgens.
    Er stand vollends auf, schlurfte ins Wohnzimmer hinüber und griff mit ungelenken Bewegungen nach dem Telefon.
    »Raven. Es ist zwei Uhr«, maulte er.
    »Zwei Uhr drei, um genau zu sein«, erwiderte eine wohlbekannte Stimme. »Ich hoffe, ich habe Sie nicht gestört.«
    »Card«, sagte Raven. Seine Müdigkeit war mit einem Mal wie weggeblasen. »Sie stören mich nie. Was kann ich für Sie tun?«
    »Sie haben angerufen?«, fragte Card. »Ich war leider bis jetzt beschäftigt. Worum ging es?«
    »Eine etwas ungewöhnliche Zeit, sich danach zu erkundigen«, meinte Raven, »oder?«
    Card lachte. »Sicher. Aber deswegen rufe ich auch nicht an. Ich habe einen Auftrag für Sie.«
    »Um zwei Uhr nachts?«
    »Zwei Uhr fünf mittlerweile«, gab Card zurück. »Die Verbrecher haben nun mal gleitende Arbeitszeit. Sind Sie interessiert?«
    Raven nickte. »Selbstverständlich. Worum geht es?«
    »Kann ich am Telefon nicht sagen. Am besten, Sie schwingen sich in Ihren Angeberwagen und kommen her. Und - bringen Sie sich einen Kognak mit. Sie werden ihn brauchen.«
    Raven runzelte die Stirn. »Wie meinen Sie das?«
    »Unwichtig. Ein Scherz, noch dazu ein schlechter. Also - die Adresse ist 156 Helter Lane. Sie wissen, wo das ist?«
    »Sicher.« Raven warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr. »Ich bin in einer halben Stunde dort.« Er legte auf, ging ins Bad und zog sich in aller Eile an. Auf dem Weg zur Wohnungstür streifte sein Blick die fast leere Whiskyflasche auf dem Tisch. Er hatte vor dem Schlafengehen eigentlich viel zu viel getrunken, um jetzt schon wieder mit dem Wagen zu fahren. Aber das musste er eben riskieren.
    Er verließ die Wohnung, fuhr mit dem Lift nach unten und trat aus dem Haus. Ein kalter, schneidender Wind war aufgekommen, der sich unbarmherzig durch sein dünnes Sommerjackett biss und Raven daran erinnerte, dass die Nächte in London selbst im Hochsommer empfindlich kühl werden konnten.
    Die Entfernung bis zu seinem Wagen legte er im Laufschritt zurück. Als er den Schlüssel ins Schloss stecken wollte, stieß er auf ein Hindernis. Raven stutzte, ging in die Knie und betrachtete das Schloss misstrauisch. Jemand hatte ein Stück Papier oder Folie draufgeklebt.
    Raven zog sein Feuerzeug hervor und drehte das Zündrad. Im flackernden gelben Licht der Flamme konnte er besser erkennen, was es war.
    Ein Pfandsiegel.
    Raven fluchte, lief um den Wagen herum und versuchte sein Glück auf der anderen Seite. Aber auch hier fand er den kleinen, rot umrandeten Papierfetzen, pedantisch genau über Schloss und Türfalz geklebt. Und unter der Windschutzscheibe klemmte ein Zettel.
    Raven angelte ihn hervor, drehte ihn ein paarmal in den Händen und faltete ihn schließlich auseinander. Eine

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