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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Mundwinkel zuckten, und in seiner Kehle schien ein harter, bitterer Kloß zu sitzen. »Vater, ich - ich musste es tun«, stammelte er. »Ich hatte keine andere Wahl. Diese - diese Männer hätten mich umgebracht, wenn ...« Er verstummte.
    Sein Vater saß immer noch reglos da, ein gebrochener alter Mann, in dem nicht mehr Leben zu sein schien als in einer Statue.
    »Bitte, Vater, versteh mich doch«, flehte Lance. »Ich hatte keine Wahl. Und außerdem ...« Er brach erneut ab, rang mit den Händen und suchte krampfhaft nach Worten. »Es - es war doch sowieso sinnlos«, sagte er schließlich. »Du bist einem Phantom hinterhergejagt. Du hättest es nie gefunden. Begreif doch endlich, dass Excalibur nicht dort ist! Es - es ist nirgendwo.«
    Professor Biggs stand langsam auf. Seine Bewegungen schienen unendlich mühevoll und langsam zu sein.
    Lance spürte, wie Verzweiflung in ihm aufstieg. Der stumme Vorwurf, der im Blick seines Vaters lag, traf ihn härter als alles andere.
    Der Alte schlurfte durch den Raum, öffnete eine Schranktür und kam mit einem schmalen, in dunkelroten Samt eingeschlagenen Gegenstand zurück. Wortlos hielt er Lance das Paket hin und forderte ihn mit einer Kopfbewegung auf, es zu öffnen.
    Lance griff mit zitternden Fingern nach dem Stoff.
    Er wusste, was er darunter finden würde.
    Aber er glaubte es nicht.
    Selbst dann noch nicht, als er den Samt beiseiteschlug und die schlanke, mit verschlungenen Runen und Zeichen bedeckte Klinge in Händen hielt.
    »Der Taucher hat es heraufgeholt, zehn Minuten nachdem du mit dem Boot abgefahren bist«, sagte Professor Biggs leise.
    Seine Stimme hörte sich alt und gebrochen an. Und es war nicht die geringste Spur von Triumph darin. Keine Freude, kein Stolz. Höchstens eine Spur von Trauer.
    »Zehn Minuten, Lance. Zehn Minuten Geduld war alles, was ich von dir verlangt habe.«
    »Aber das ist - das ist unmöglich«, sagte Lance schwach. Er ließ den Stoff achtlos zu Boden fallen und nahm das Schwert beinahe ehrfurchtsvoll in die Hand. Es schien vollkommen gewichtslos zu sein. Aber er spürte das Pulsieren einer unbegreiflichen, geheimnisvollen Kraft durch den verzierten Griff. Es war fast, als lebe das Schwert.
    »Es hat dort gelegen, wo ich es vermutet habe«, sagte Biggs leise. »Über fünfzehnhundert Jahre lang. Und weder die Zeit noch das Meer oder die Stürme haben ihm etwas anhaben können.«
    »Du - du musst dich täuschen«, sagte Lance mit zitternder Stimme. »Dieses - Ding hat niemals tausend Jahre lang im Wasser gelegen. Es müsste viel älter aussehen und ...« Er verstummte schuldbewusst, als er den Blick seines Vaters sah.
    »Gib es mir«, sagte Biggs.
    Lance reichte dem Alten das Schwert. Sein Vater nahm es am Griff, drehte sich um und ging auf eine der schweren Marmorbüsten zu, die rechts und links des Kamins aufgestellt waren. Seine Hand vollführte eine blitzschnelle, halbkreisförmige Bewegung.
    Excalibur schien sich in einen flirrenden Schatten zu verwandeln. Die Klinge bewegte sich so schnell, dass Lance nicht imstande war, ihr mit den Augen zu folgen. Ein hoher, singender Ton schien plötzlich im Raum zu schweben, ein Geräusch, das nichts glich, was Lance jemals gehört hatte.
    Die Marmorbüste zersprang in zwei Teile und fiel zu Boden.
    Lance starrte fassungslos auf die Bruchstücke. Er war unfähig, irgendetwas zu sagen oder auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Das, was sich soeben vor seinen Augen abgespielt hatte, war unmöglich. Kein Metall der Welt konnte soliden Marmor so glatt durchschneiden, wie es das Schwert getan hatte.
    »Bist du jetzt überzeugt?«, fragte Biggs senior ruhig. »Glaubst du mir jetzt endlich?« Er trat auf seinen Sohn zu und schleuderte ihm das Schwert vor die Füße. »Nimm es«, zischte er. »Es gehört dir!«
    »Aber Vater, ich ...«
    »Ich schenke es dir«, fuhr ihm Biggs ins Wort. »Du hast mir so viel genommen, dass es darauf auch nicht mehr ankommt. Nimm es und mach es zu Geld! Setz es von mir aus beim Spielen ein!«
    Lance bückte sich, hob das Schwert vom Boden auf und hielt es seinem Vater hin. »Bitte, Vater - ich verstehe deinen Zorn. Aber du hast dein ganzes Leben lang danach gesucht. Es muss unendlich wertvoll sein.«
    »Das ist es«, bestätigte Biggs, ohne Excalibur auch nur zu beachten. »Doch es gibt Dinge im Leben, die mehr zählen als Geld, Lance. Aber das wirst du wohl nie begreifen.«
    »Geld ist aber auch eine feine Sache«, sagte eine Stimme von der Tür her.
    Lance wirbelte

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