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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gelassenem Werkzeug übersät.
    Hinter ihm war ein Geräusch. Er fuhr herum und erblickte ein paar kräftige, sehnige Hände, die sich an der Balkonbrüstung festklammerten. Lance!
    Thompson stieß einen Fluch aus, sprang zurück und trat Lance mit aller Kraft auf die Finger. Er hörte einen halb erstickten Schmerzenslaut. Lance' Griff lockerte sich, und eine halbe Sekunde später drang der dumpfe Aufprall eines schweren Körpers an Thompsons Ohr.
    Aber er wusste, dass er seinen Verfolger auf so einfache Weise nicht loswerden würde. Wer Revolverkugeln schluckte, ohne mit der Wimper zu zucken, würde auch einen Sturz aus zwei Metern Höhe überstehen.
    Thompson wirbelte herum und sah sich mit wilden Blicken um. Die Halle lag weit und leer vor ihm - aber es gab nirgendwo ein Versteck, das groß genug war, ihn aufzunehmen. Und außerdem wusste er, dass der Unheimliche ihn überall aufspüren würde. Nein, er musste kämpfen.
    Thompson stolperte vorwärts, hob eine dünne Eisenstange vom Boden auf und wog sie prüfend in den Händen. Eine lächerliche Waffe im Vergleich zu der singenden Klinge Lancelots.
    Aber besser als gar nichts.
    Der Gangsterboss eilte zu einer der halbmeterstarken Betonsäulen hinüber, presste sich mit dem Rücken dagegen und wartete mit angehaltenem Atem auf seinen Gegner.
    »Haggard Lane«, murmelte Card. »Das ist doch ganz hier in der Nähe, oder?«
    Raven nickte. »Ein paar Querstraßen weiter.« Er zündete sich nervös eine Zigarette an, starrte aus dem Fenster und verfluchte lautlos die Tatsache, dass sie so langsam vorankamen.
    »Wir sind in drei oder vier Minuten da«, sagte der Fahrer. »Soll ich die Sirene einschalten?«
    »Unterstehen Sie sich!«, schnauzte Card. »Ich möchte Thompson nicht noch im letzten Augenblick verlieren.« Er rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her.
    »Haben Sie sich schon überlegt, was Sie mit Thompson machen, wenn Sie ihn haben?«, fragte Raven. Er sprach mit gesenkter Stimme, sodass die beiden Beamten auf den Vordersitzen die Worte kaum verstehen konnten.
    »Ihn einsperren natürlich«, gab Card zurück. »Warum fragen Sie?«
    Raven lächelte. »Ich meine - wie schützen sie ihn vor Lance? Ich glaube kaum, dass dieser Respekt vor irgendwelchen Gefängnismauern hat. Schließlich ist er selbst in den Yard eingedrungen, ohne dass Sie ihn daran hindern konnten.«
    Card nickte. Sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich. »Die Frage habe ich befürchtet«, sagte er. »Ich weiß es nicht, Raven. Auf jeden Fall werde ich ihn besser bewachen lassen als die Thronjuwelen.«
    »Es geht Ihnen gar nicht mehr um Thompson, nicht wahr?«, fragte Raven nach einiger Zeit.
    Card runzelte die Stirn. Im auf- und abblitzenden Licht vorüberfahrender Wagen konnte Raven sein Gesicht nicht genau erkennen, aber er glaubte, einen nachdenklichen, besorgten Zug darauf wahrzunehmen.
    »Sie haben Recht«, gab der Inspektor nach einer Weile zu. »Wir müssen Lance schnappen. Lance - und dieses verdammte Schwert. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass irgendjemand im Besitz dieser Wunderklinge ist.«
    »So pessimistisch, Inspektor?« Die Frage hatte spöttisch klingen sollen, aber irgendwie hatte Raven das Gefühl, dass sein Galgenhumor heute nicht besonders gut ankam.
    Card nickte ernst. »Ich werde dieses Ding zerstören, Raven. Und wenn es das Ende meiner Karriere darstellen sollte.«
    »Und wie?«
    Card zuckte gleichmütig mit den Achseln. »Zur Not haben wir ja noch Ihr Wunderbuch«, sagte er sarkastisch. »Aber darüber können wir uns Gedanken machen, wenn wir dieses Schwert haben und ... - Moment mal! Was ist denn da los?« Er deutete verblüfft auf den Menschenauflauf, der die Straße vor ihnen blockierte.
    Sie hatten die Haggard Lane mittlerweile erreicht. Die Hausnummer, die die anonyme Anruferin genannt hatte, lag nur noch wenige hundert Yards vor ihnen.
    Aber zwischen dem Polizeiwagen und dem Gebäude schienen Hunderte von Menschen die Straße zu blockieren.
    Card ließ den Fahrer anhalten, sprang mit einem Satz aus dem Wagen und eilte auf die Menschenmenge zu. Es war gar nicht so leicht, sich einen Weg durch die dicht stehenden Passanten zu bahnen. Card machte rücksichtslos von seinen Ellbogen Gebrauch. Sie zogen eine Kette von Verwünschungen und Flüchen hinter sich her, und Raven erhielt mehr als einen Rippenstoß als Antwort auf die Grobheiten des Inspektors. Aber er ignorierte die wütenden Blicke und Äußerungen. Dort vorne war irgendetwas passiert - und er

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