Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
praktisch keine Aufträge mehr gehabt. Ich weiß auch nicht, woran es liegt. Wie abgeschnitten.« Er lächelte unglücklich. »Das war übrigens der Grund, weshalb ich Sie vorgestern angerufen habe. Ich dachte ...«
    Card winkte ab. »Geschenkt, Raven. Ich fürchte, ich kann Ihnen da im Moment nicht helfen. Ich habe alle anderen Fälle abgegeben, um mich um Biggs zu kümmern. Ich komme gerade aus der Klinik.«
    »Wie geht es dem Professor?«, fragte Raven.
    Card schüttelte traurig den Kopf. »Es wäre ein Wunder, wenn er durchkäme. Er hat ziemlich viel Blut verloren. Aber er hat ein paarmal nach Ihnen gefragt.«
    »Nach mir?«
    »Besser gesagt, nach einem Buch, das er Ihnen gegeben hat«, sagte Card lauernd. »Wissen Sie irgendetwas über ein Buch?«
    Raven zögerte. »Ja«, sagte er nach einer Weile. »Ich habe es hier.« Er griff in die Jackentasche, nahm das Buch hervor und gab es Card.
    Der Inspektor steckte es weg, ohne es auch nur anzusehen. »Warum haben Sie es mir nicht gleich gesagt?«
    Raven zuckte mit den Achseln. »Ich hielt es nicht für so wichtig. Biggs behauptet, es enthielte irgendwelche Zauberformeln, die Excalibur bannen könnten. Meiner Meinung nach hatte er bereits Fieberfantasien oder so etwas.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf Cards Manteltasche. »Ich habe versucht, das Buch übersetzen zu lassen. Leider ohne Ergebnis.«
    Der Lift hielt an, und sie gingen durch die hell erleuchtete Eingangshalle ins Freie. Es war mittlerweile vollständig dunkel geworden. Straßenlaternen und Reklameschriften leuchteten jetzt überall entlang der Straße auf, und der abendliche Berufsverkehr hatte sich in ein geduldig vorwärtsfließendes Meer kleiner, runder Lichtflecke verwandelt.
    »Kommen Sie«, sagte Card. »Ich lade Sie zu einem Bier ein.«
    Sie steuerten das kleine Café an, das auf der anderen Straßenseite lag. Aber sie kamen nicht mehr dazu, irgendetwas zu bestellen. Der Fahrer des Wagens, der Card hergebracht hatte, erschien unter der Tür, als sie Platz nehmen wollten. Card winkte den Mann heran.
    »Was gibt's?«
    »Eine Durchsage vom Yard, Inspektor. Wir wissen, wo Thompson ist.«
    »Woher?«
    Der Polizist hob die Achseln. »Keine Ahnung. Ein anonymer Anruf, soweit ich es verstanden habe.«
    Card sprang auf und angelte nach seinem Mantel. »Also - worauf warten wir noch?«
    Thompson rannte so schnell wie noch nie zuvor in seinem Leben. Sein Herz hämmerte zum Zerspringen, und auf seiner Zunge lag ein salziger, Übelkeit erregender Geschmack. Bei jedem Schritt schien ein scharfer, reißender Schmerz durch seine Brust zu zucken. Er wusste, dass er das mörderische Tempo nicht mehr lange durchhalten würde. Er war kein junger Hüpfer mehr, und die einzige Sportart, die er in den letzten fünf Jahren aktiv betrieben hatte, war Golf.
    Aber er durfte nicht aufgeben. Die Schritte seines Verfolgers waren dicht hinter ihm. Wenn er jetzt stehen blieb, bedeutete das den Tod. Lance würde kein Erbarmen haben.
    Er bog in eine Seitenstraße ein, schleuderte seinem Verfolger im Laufen eine leer stehende Mülltonne in den Weg und hetzte weiter. Rechts von ihm blinkten die gelben Signallampen einer Baustelle durch den aufkommenden Nebel; ein hoher, nach allen Seiten offener Betonbau, der von riesigen Flutlichtscheinwerfern in blendende Helligkeit getaucht wurde.
    Thompson reagierte blitzschnell. Er wusste, dass er Lance auf die Dauer nicht davonlaufen konnte. Wenn er überhaupt eine Chance hatte, dann nur die, sich zu verstecken.
    Er flankte über die niedrige Absperrung, rannte auf die Baustelle zu und kletterte schließlich mit einer Behändigkeit, die er sich selbst nicht mehr zugetraut hatte, über den zwei Meter hohen Maschendrahtzaun, der das Gelände abriegelte. Lance war jetzt keine fünf Meter mehr hinter ihm.
    Thompson rannte, so schnell er konnte. Seine Füße versanken immer wieder beinahe knöcheltief im aufgeweichten Boden, aber die Angst schien ihm Flügel zu verleihen. Er mobilisierte Kraftreserven, von denen er selbst keine Ahnung gehabt hatte. Trotzdem schrumpfte der Abstand zwischen ihm und dem tödlichen Schwert.
    Er erreichte das Gebäude, schwang sich mit einem verzweifelten Satz zu einer halbfertigen Balkonbrüstung hinauf und zog seinen Körper nach. Schwer atmend richtete er sich auf. Vor ihm lag eine weite, leere Halle. Mächtige Betonpfeiler trugen die Decke, die irgendwo über ihm im Dunkeln schwebte, und der Boden war mit einem Sammelsurium von Material und achtlos liegen

Weitere Kostenlose Bücher