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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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konnte sich auch schon fast denken, was.
    Ravens schlimmste Befürchtungen wurden noch übertroffen, als sich die Menge endlich vor ihnen teilte.
    Ein kurzer Blick genügte vollauf, um ihm zu zeigen, was passiert war. Am Straßenrand stand ein Wagen. Der Motor lief noch, und aus der offen stehenden Fahrertür hing der leblose Körper eines Menschen. Auf der anderen Seite des Wagens konnte Raven undeutlich ein zweites lebloses Bündel erkennen, das in einer großen, dunklen Lache lag. Er wollte lieber nicht genau hinsehen.
    »Lance«, sagte er leise.
    Card nickte. »Er war schneller.« Er zog seinen Dienstausweis hervor, hielt ihn dem erstbesten Passanten unter die Nase und schnauzte: »Was ist passiert?«
    Der Mann zuckte zusammen und sah den Inspektor verwirrt an. »Ich - ich habe keine Ahnung, Herr Polizist«, sagte er verdattert. »Ich bin erst später dazugekommen.«
    »So, keine Ahnung. Hat überhaupt jemand etwas gesehen?«, rief Card mit erhobener Stimme.
    Ein dumpfes Raunen ging durch die Menge, aber niemand antwortete dem Inspektor.
    »Verdammt noch mal, irgendjemand muss doch was gesehen oder gehört haben!«, brüllte Card.
    »Ich - ich habe etwas gehört«, antwortete eine verschüchterte Stimme.
    Card fuhr herum und eilte mit weit ausgreifenden Schritten auf den Sprecher zu. Es war ein alter, weißhaariger Mann. Er trug Filzpantoffeln und einen schäbigen Morgenrock und schlotterte vor Aufregung.
    »Ich - habe Schreie gehört«, sagte er stockend. »Und Schüsse. Da bin ich ans Fenster gegangen.«
    »Und?«, drängte Card ungeduldig. »Weiter?«
    »Zwei Männer haben gekämpft«, berichtete der Alte. »Ein kleiner Dicker und ein Jüngerer. Er war komisch angezogen, das fiel mir noch auf. Sie sind dann weggelaufen.«
    »Weggelaufen?«, kreischte Card. »Und das sagen Sie mir erst jetzt?«
    »Sie haben mich ja nicht gefragt«, entgegnete der Alte trotzig.
    »Wohin?«
    »Dorthin - die Seitenstraße hinein.« Er deutete mit zitternden Händen über die Köpfe der Menge hinweg. »Ich habe noch ...«
    Aber Card hörte schon nicht mehr zu. Er riss Raven am Arm mit sich und rannte in die angegebene Richtung.
    Lances Schatten zeichnete sich groß und verzerrt auf dem feuchten Betonboden ab. Thompson konnte seine Schritte deutlich hören. Seine Schritte, seinen Atem - selbst das leise Rascheln seines Gewandes. Es war, als wäre der Rest der Welt einfach abgeschaltet worden, als gäbe es nur noch ihn, Lance und die tödliche Klinge in der Rechten des anderen.
    Er presste sich dicht gegen den kühlen Beton der Säule. Der Widerstand in seinem Rücken schien ihm Sicherheit zu geben. Seine Hände zitterten und waren schweißnass; er hatte Mühe, das Moniereisen zu halten. Aber er wusste, dass es jetzt darauf ankam, Ruhe zu bewahren. Lance würde ihm nur diesen einzigen Schlag lassen. Wenn er verfehlte, war es aus.
    Der Unheimliche musste jetzt direkt neben der Säule stehen. Thompson starrte aus weit aufgerissenen Augen auf den riesigen Schatten, der sich vor ihm auf dem Boden abzeichnete. Er wagte nicht einmal zu atmen. Lance bewegte die Hand, und für einen winzigen Moment setzte sich in Thompson der irrsinnige Gedanke fest, dass der Schatten des Unheimlichen nach seinen Füßen zu greifen schien.
    Mit einer entschlossenen Bewegung stieß er sich von der Säule ab und schlug zu.
    Lance schien für einen Sekundenbruchteil verwirrt zu sein. Er versuchte, zurückzuweichen und Thompsons wütenden Hieb mit Excalibur zu parieren, aber selbst seine übermenschlich schnellen Reaktionen kamen zu spät. Das Eisen krachte auf sein rechtes Handgelenk. Er schrie auf, wankte zurück und ließ das Schwert fallen. Excalibur prallte mit einem seltsam klagenden Ton auf den Boden.
    Thompson setzte sofort nach. Sein Gesicht war verzerrt vor Hass und Wut. Die Eisenstange kam erneut hoch, verfehlte Lance' Schläfe um Millimeter und traf auf seine Schulter.
    Diesmal brach Lancelot in die Knie. Auf seinem Gesicht erschien ein halb überraschter, halb schmerzlicher Ausdruck, als Thompson die Eisenstange zum dritten Mal hob.
    Der Gangster schwang die Stange wie einen Degen. Lance wurde von der Wucht des Angriffes vollends zu Boden geschleudert. Ein tiefes Stöhnen drang aus seiner Brust.
    Thompson lachte triumphierend auf. Er versuchte Lance mit dem spitzen Ende der Stange zu treffen, aber dieser drehte blitzschnell den Kopf, warf sich zur Seite und griff mit einer instinktiven Bewegung nach der improvisierten Waffe.
    Eine Zeit lang rangen

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