Raven (Shadow Force) (German Edition)
hoffte, dass er das Richtige tat. Bloß keine Erschütterung. Dann würde ihm alles um die Ohren fliegen. Ein letzter Atemzug, dann schnitt er mit geübten Bewegungen den linken Draht durch, der zum Zünder führte und die Bombe hoffentlich entschärfen würde. Oder seinen Körper in tausend Fetzen reißen, wenn er sich irrte. Für Sekunden hielt er die Luft an und spürte, wie der kalte Schweiß von seiner Stirn perlte. Keine Explosion. Alles b lieb ruhig.
Geschafft.
Erleichtert atmete er auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das war Nummer drei gewesen, und wenn er es richtig einschätz t e, blieben ihm maximal zwei weitere Sprengsätze, die im unteren Parkdeck der City Hall installiert worden waren. Natürlich hatten die Saboteure dunkle Ecken an strategisch wichtigen Punkten gewählt. Sie wollten das Gebäude instabil machen und zum kompletten Einsturz bringen. Entstehende Feuer und heiße Glut würden ihr Übriges tun. So viel zum Thema Sicherheit. Geschulte Wachmänner und technischer Sicherheits- sowie Überwachungs schnickschnack hatten nicht verhindern können, dass sich Saboteure einge schlichen hatten. Terroristen, die Blut und Zerstörung sehen wollten. Sie hatten sich geschickt angestellt und alle Sicherheitsmaßnahmen ausgehebelt. Wenigstens konnten diese drei Bomben keinen Schaden mehr anrichten. Wären alle gleichzeitig hochgegangen, wäre die City Hall unweigerlich in sich zusammengebrochen und nicht mehr als ein Häufchen Schutt und Asche von ihr übrig geblieben. Raven wusste, dass heute Großbritanniens Außenminister Hague im Hause war. Dazu arbeiteten viele Menschen in diesem Gebäude und täglich kamen Touristen zu Besichtigungen. Aber das war nicht alles. Für ihn galt es, eine besondere Person zu schützen. Das hatte er seinem besten Freund versprochen und er hielt sein Wort. Er hatte hoffentlich verhindert, dass sie rechtzeitig zu ihrem Termin in der City Hall ankommen würde. Tagelang hatte er sie beobachtet, doch dann war seine Aufmerksamkeit durch dubiose und alarmierende Aktivitäten an der City Hall gebündelt worden. Frank hatte mit seinen Vorahnungen, seiner Vision , tatsächlich recht gehabt.
„Hey, was machst du da?“
Ein massiger Sicherheitsmann in blauem Overall und mit Schirmmütze baute sich vor ihm auf. Na toll. Die Terroristen hatten sie übersehen, aber nicht die einzige Person, die sie alle retten wollte.
„Deinen Job“, knurrte Raven und stand auf. „Hier sind Bomben versteckt, das gesamte Gebäude muss evakuiert werden!“
„Bomben?“ Der Mann lachte. „Ich glaube eher, dass ich dich auf frischer Tat ertappt habe, Bürschchen.“
Bürschchen? Der begriffsstutzige Dicke war einen guten Kopf kleiner als er. Dazu offensichtlich nicht in der Lage, die gefährliche Situation zu erfassen, in der sie sich gerade befanden. Diskutieren würde allerdings keinen Sinn machen, da lag etwas lemurenhaft Naives im Blick seines Gegenübers. Der Hellste schien dieser Typ nicht zu sein. Raven überlegte kurz. Mit zwei gezielten Schlägen, die dem Mann vorkommen mussten, als wären sie wie aus dem Nichts gekommen, setzte Raven ihn außer Gefecht. Der Wachmann sackte in sich zusammen wie ein misslungenes Soufflé. Dann ergriff Raven das Funkgerät des Mannes und nahm nach zwei Fehlversuchen Verbindung mit der Zentrale der City Hall auf.
„Befindet sich die Reporterin Lianne Morgan im Haus?“ , bellte er in das Gerät. Er hatte ein ungutes Gefühl und suchte Klarheit. Hoffentlich würde seine Anfrage verneint, dann hatte er ein großes Problem weniger.
„Warum willst du das wissen?“ Eine Frauenstimme antwortete ihm. „Hast du ein Date mit ihr? Du Schwerenöter.“
„Ich brauche die Auskunft … sofort.“ Raven gab sich streng. „Sie ist Reporterin beim Guardian. Bitte um umgehende Überprüfung.“
Eine kurze Pause entstand. „Die Reporterin Lianne Morgan, soso. Ja, sie hat jetzt gerade einen Termin bei Minister Hague“, kam die verzerrte Antwort der weiblichen Stimme.
Heilige Hölle! Die Kleine hatte es also doch bis hierher geschafft. Hätte sie nicht einmal verschlafen können oder den Termin schlichtweg absagen? Ihren Wagen hatte er außer Betrieb gesetzt. Das hatte anscheinend nicht gereicht, sie fernzuhalten. Sie war doch sonst nicht für ihre Pünktlichkeit bekannt oder nutzte öffentliche Verkehrsmittel, wie er bei der Observierung mehrfach festgestellt hatte. Sie schien sich in Menschenmengen unwohl zu fühlen. Genau wie er.
„Wo befinden sie
Weitere Kostenlose Bücher