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Raven (Shadow Force) (German Edition)

Raven (Shadow Force) (German Edition)

Titel: Raven (Shadow Force) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Mertz
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befreien und hämmerten gegen die Wände. Die Flammen würden diese Stelle der City Hall bald erreichen. Vielleicht war der ganze Bau auch so instabil, dass er irgendwann in sich zusammenbrach. Es war ein Wettlauf mit der Zeit. Jede Sekunde war kostbar. Das laute Quietschen und Zittern im Gebälk gab ihren Befürchtungen recht. Der unebene und aufgerissene Boden schien sich unter ihren Füßen zu bewegen. Dennoch würde sie es nicht übers Herz bringen können, diese Menschen ihrem sicheren Schicksal zu überlassen. Selbst wenn die Furcht in ihr übergroß war.
    „Wir müssen ihnen helfen.“ Lianne gelang es, trotz der nagenden Angst ihrer Stimme einen festen Klang zu geben.
    „Wir?“ Seine Stimme hatte etwas Überhebliches. Oder bildete sie sich das ein?
    „Ja, wir.“ Lianne wehrte sich trotz der Schmerzen in ihrem Körper und der Taubheit der Beine gegen seinen festen Griff. „Ich gehe nicht ohne diese Menschen.“
    „Ich habe nicht behauptet, dass ich das tun würde.“
    Als er sie grob absetzte, taumelte sie und sank in die Knie.
    „Fein.“ Lianne massierte ihre Beine. Die Taubheit wich glücklicherweise und das Gefühl kehrte wie eine Horde beißender Ameisen zurück. „Dann verstehen wir uns.“ Sie begann, an einem mittelgroßen Balken zu zerren, der die Tür versperrte. Doch nichts passierte. Im Gegenteil. Weitere Schuttteile rutschten nach.
    Ein Geräusch, das wie unterdrücktes Glucksen klang, drang an ihre Ohren. Lachte er sie etwa aus? Himmel und Hölle, der Kerl hatte Nerven.
    In diesem Moment fegte er mit einer blitzschnellen, drehenden Bewegung alle Trümmer und Steine beiseite und trat die Tür mit einem gewaltigen Tritt ein. Holy moly. Lianne blinzelte und pfiff anerkennend durch die Zähne. Das waren die Kräfte eines Berserkers. Zwei Gestalten taumelten aus dem Raum und Lianne rief ihnen zu, zum Notausgang zu laufen. Mit wilden Gesten zeigte sie die Richtung an, die Rettung versprach. Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Sie verschwanden hustend in dem Gemisch aus Qualm und Staub und würden sich rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Das hoffte sie jedenfalls ganz fest. Sie fühlte eine gewisse Erleichterung, wenigstens für den Moment, während sie sich hochrappelte.
    „Weiter!“ Er zog sie auf die Beine und Lianne rannte um ihr Leben. Sie folgten den beiden , so schnell es ging. Doch der Rauch wurde dichter und sie stolperte. Die Schwaden kamen wie eine undurchdringbare Wand auf sie zu. Sie kämpfte sich erneut hoch.
    Als der Boden begann, bedenklich hin und her zu schwenken, streckte sie Halt suchend die Arme nach ihm aus. Das Schwanken des Bodens machte sie seekrank. Ließ ihren Magen rebellieren.
    „Vorsicht.“ Schon hatte er sie wieder an sich gezogen.
    „Alles okay.“ Sie atmete auf, als er ihr Halt bot. „Nur meine dummen Beine und dieses verflixte Schaukeln …“
    „Halte dich an mir fest.“
    Das tat sie nur zu gern, denn ihre Beine waren längst nicht so kraftvoll wie sonst. Es war ganz sicher nicht mehr weit bis zum Notausgang. Und wenn er sie trug, waren sie einfach schneller. Er nahm sie auf die Arme und lief los. Bald hatten sie es geschafft, hämmerte es hoffnungsvoll durch ihren Schädel. Nur noch ein paar Meter. Kaum der Rede wert. Er war schnell und kräftig. Ein Klacks für diesen Athleten. Aus der Ferne erblickte sie ein Licht, das heller wurde. Licht versprach Rettung und Sicherheit. Wahrscheinlich waren es die riesigen Glasfronten der City Hall. Sie waren also auf dem richtigen Weg nach draußen. Und wenn sie sich aus dem Fenster in ein Sprungtuch der Feuerwehr retten mussten. Egal. Nur raus. Sie ahnte ansatzweise, welch grausames Gefühlschaos die Menschen in den Twin Towers von New York am 11. September durchlebt haben mussten, bevor sie sich lieber wie Blätter im Wind in den Tod stürzten, als bei lebendigem Leibe zu verbrennen.
    Den dicken Kloß im Hals konnte sie unmöglich herunterschlucken.
    Plötzlich explodierte irgendetwas vor ihnen und der Boden gab mit einem fauchenden Ruck nach. In Panik biss sie sich auf die Lippen, als ihr Retter abrutschte. Sie würden fallen. Verloren sein. Gerade noch konnte er sich und seine Last mit einem gewaltigen Satz auf einen höher gelegenen Sims retten. Das ging so plötzlich, dass ihr der Mund vor Schreck weit offen stand. Kein Ton wollte über ihre Lippen kommen. Diese Kraft und Schnelligkeit. Dieser Wahnsinnstyp war beinahe aus dem Stand gut und gern sechs Meter weit gesprungen. Gerade balancierte

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