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Ravinia

Titel: Ravinia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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Schutz vor dem Schlamm des Rondells bot.
    Zu dritt setzten sie ihren Weg Richtung Sternwarte fort, wobei Tom sich wieder einmal geschickt vor der Kommunikation drückte.
    Die Sternwarte an sich war im Laufe der Zeit mit glasierten Mosaiksteinchen gefliest worden und sah ein wenig aus wie das Hundertwasser-Haus in Wien.
    Ein schlaksiger Mann von ungefähr fünfzig Jahren mit einer natürlichen Glatze und unrasierten Wangen öffnete ihnen auf ihr Klingeln hin die Tür.
    Â»Ah, Guten Tag«, sagte er mit einem starken russischen Akzent. »Was wollen Sie?«
    Â»Guten Tag Dr. Pitrov, ich bin Tom Truska. Das sind Lara McLane und Lee Crooks«, begrüßte Tom den Mann höflich. »Wir wollen gerne mit Milton St. James sprechen.«
    Der dürre, hochgewachsene Russe kratzte sich am Kinn und trat zur Seite.
    Â»Ich bin nicht sicher, ob Mr St. James ist sich guter Laune«, gab Dr. Pitrov fast schon gelangweilt von sich, nachdem sie eingetreten waren. »Zumindest habe ich heute noch nicht gesehen Potifar, was sich meistens Zeichen für nicht so gute Laune ist.«
    Lara warf einen Blick in den großen runden Raum der Sternwarte. In der Mitte befand sich ein Podest, auf dem das riesige, eingefahrene Spiegelteleskop ruhte. Zu der Stelle im Dach der Kuppel, die sich öffnen ließ, führte eine klapprige, rostige Galerie aus Metallstufen und böden. Unter einem der Treppenaufgänge war ein weiterer Raum – Lara vermutete darin ein Badezimmer, wollte es in diesem Fall aber auch nicht so genau wissen. Mehrere einfache Holztische waren an den Wänden entlang aufgestellt, manche waren mit Wäschebergen beladen, andere mit Vorräten, wieder andere mit surrenden Computern, auf denen astronomische Programme liefen. Auf einem gab es zwei elektrische Kochplatten und ein paar Töpfe, die sich darauf stapelten. Es roch nach kaltem Rauch.
    Direkt gegenüber dem Eingang war eine weitere Tür in die Mauer der Warte eingebaut, über der goldene Mosaiksteinchen kunstvoll den Begriff Mondpalast bildeten.
    Â»Sind die Sterne hier anders als dort, wo wir herkommen?«, fragte Lee den promovierten Astronomen plötzlich.
    Â»Ich nicht weiß, wo du herkommst, aber Sterne hier sicherlich anders sind«, meinte Dr. Pitrov, der sich einen Becher mit vermutlich kaltem Kaffee geschnappt hatte und nachdenklich schlürfte.
    Â»Heißt das, man kann feststellen, ob Ravinia auf der Erde liegt oder nicht?«, wollte der Junge wissen.
    Â»Ah«, machte der Astronom und rieb sich das kratzige Kinn. »Das sich nicht so einfach ist, denn der Sternenhimmel hier ist sich nicht immer derselbe hier. Er …«, Dr. Pitrov suchte ein Wort, »er wechselt oft.«
    Â»Aber dann kann man ja gar nicht bestimmen, wo Ravinia liegt«, schlussfolgerte Lee.
    Â»Ah, kluger junger Freund.«
    Lee nickte verwirrt.
    Â»Aber was machen Sie dann hier?«
    Â»Versuchen, das System darin zu verstehen.«
    Â»Das verstehe ich nicht.«
    Dr. Pitrov zeigte ein breites, von Kronen geschmücktes Lächeln.
    Â»Das, mein junger amerikanischer Freund, du musst ja auch gar nicht.«
    Lee gab sich jedoch nicht so leicht geschlagen.
    Â»Ich will –«
    Â»Lee, du hast genug philosophiert«, unterbrach Tom ihn, der sich inzwischen die Tür unter dem Mondpalast -Schriftzug genauer angesehen hatte.
    Â»Können Sie mir die öffnen?«, fragte Tom den Astronomen.
    Der zuckte jedoch nur mit den Schultern.
    Â»Nur Potifar macht Tür auf. Von innen. Bedaure.«
    Â»Haben Sie keinen Schlüssel?«
    Â»Nein«, Dr. Pitrov guckte ernsthaft irritiert. »Wozu?«
    Tom seufzte und verdrehte die Augen.
    Â»Aber Sie sind sich doch hervorragender Schlüsselmacher, Mr Truska. Überall man hört davon. Machen Sie doch einfach auf. Aber vorsichtig, sonst Sie bekommen vielleicht etwas auf Ihre schlaue Rübe von Potifar.«
    Â»Danke«, Tom verzog den Mund, kniete sich vor die Tür und fummelte einen Augenblick mit zwei Dietrichen herum, bis die Tür aufsprang.
    Â»Sie kennen die Viele-Welten-Theorie?«, nahm Lee seine Fragerei wieder auf.
    Â»Everett, ja?«, meinte Dr. Pitrov interessiert und schlürfte weiter Kaffee.
    Â»Lee!«, mahnte Tom ungeduldig.
    Widerstrebend leistete der Junge der Aufforderung Folge, und sie betraten den Flur hinter der Tür.
    Dr. Pitrov wandte sich mit einem verwirrten Lächeln ab, zündete sich eine Zigarette an und

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