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Ravinia

Titel: Ravinia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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fort, indem er diesmal das Geld präsentierte, »ist quasi dein Trinkgeld. Sieh bloß zu, dass der Zettel schnell und zuverlässig ankommt.«
    Â»Sie sind der Boss, Mann«, antwortete der Rabe, ließ sich das Geld in die kleine Börse an seinem Bein stopfen und schwang sich mit einem lauten »Krah« auf und davon.
    Als der Rabe über den Dächern mit den alten Schindeln verschwunden war, donnerte es am Himmel gewaltig und Unheil verheißend.
    Unter dem Grollen sahen Tom, Lee und Lara zu, dass sie die Strecke zur Bibliothek schnell zurücklegten.

    Die Welt selbst konnte ein Grollen werden.
    Dann, wenn sich die Ereignisse überschlugen, zu viele wurden, um sie alle auf einmal in den Blick zu bekommen. Dann, wenn der bittere Tropfen der Realität zu groß ist, als dass man ihn einfach hinunterschlucken könnte.
    Â»Was?«, fuhr Lara aus ihrem halb in Gedanken versunkenen Zustand hoch.
    Â»Ich bitte dich, beruhige dich!«, redete Baltasar auf sie ein.
    Â»Was?«, fauchte Lara nur erneut.
    Â»Krieg dich ein. Es ist notwendig, weil …«
    Â» Warum? Warum haltet ihr – verflucht noch mal – alles geheim?«, schrie das junge Mädchen mit den bernsteinfarbenen Korkenzieherlocken, das zwar schon immer temperamentvoll gewesen war, aber dem niemand einen derartigen Wutausbruch – und noch dazu gegenüber dem alten Schlüsselmacher Baltasar Quibbes – zugetraut hätte.
    Zuvor waren Tom und Lee mit ihr zusammen in der Bibliothek von Ravinia angelangt. Der Regen hatte sich auf den letzten Metern in ein widerliches tosendes Brausen verwandelt. Lara McLane, deren Leben eigentlich ein Herbstregen war, hatte gefroren und nach einem warmen Tee gefragt, den ihr der galante Christopher Davenport selbstverständlich sofort eingeschenkt hatte, während Tom versuchte, möglichst schnell alle an der Suche nach dem Jungbrunnen Beteiligten zusammenzutrommeln.
    Lee hingegen war seit dem Abstecher nach Amsterdam erstaunlich schweigsam. Beinahe wirkte er ein wenig in sich gekehrt, was überhaupt nicht typisch für ihn war. Vielleicht hielt er sich einfach nur bedeckt, weil er den Ernst der Lage geschluckt hatte?
    Schließlich waren diejenigen ihres Forschungsteams bei Christopher Davenport eingetrudelt, die sich gerade sowieso in der Bibliothek aufgehalten hatten. Neben dem Bibliothekar selbst waren dies nur Baltasar, Geneva und überraschenderweise Hermann Falter. Leider war Lord Hester nicht zugegen, er hätte bei Tom sicherlich für etwas mehr Zuversicht gesorgt, denn der musste nun den anderen mitteilen, was er und die beiden Teenager innerhalb der letzten Stunde herausbekommen hatten.
    Nachdem er geendet hatte, tauschten die Anwesenden ratlose und besorgte Blicke aus.
    Â»Ich denke«, stellte Mr Falter klar, »wir sollten Sie vorerst in Sicherheit bringen, werter Mr Quibbes.«
    Â»Ach, papperlapapp«, winkte dieser ab. »Wichtiger ist es, dass wir die verbleibenden Personen warnen.«
    Â»Verbleibenden?«, vergewisserte sich Mr Falter ungläubig. »Wenn Sie mir diese kurze Bemerkung erlauben, sind Sie der einzige Verbleibende neben Meisterin Ito, die ja von Ihrem halbwegs umsichtigen Gesellen immerhin schon gewarnt wurde. Der Maler und der Wahrsager haben eine Warnung seit heute nicht mehr nötig, der Uhrmacher – Mr Evans – sogar schon seit vielen Jahren nicht mehr, wenn ich richtig informiert bin. Wen sollten wir also bitte schön noch warnen?«
    Â»Elisabeth Joel«, verkündete Baltasar kurz und knapp.
    Daraufhin machte sich jener Wutausbruch des fassungslosen Herbstregenmädchens Lara McLane Luft, der – auch wenn es einige später vielleicht nicht mehr zugegeben hätten – alle Anwesenden zutiefst berührte.
    Lee war es, der Lara festhielt, sonst wäre sie aller Wahrscheinlichkeit nach zornentbrannt auf Baltasar losgegangen – nachdem sie schon die halb volle Teetasse nach ihm geworfen hatte.
    Â»Ich hab es satt!«, spie sie aus. Mehr als einmal.
    Bis sie sich langsam beruhigte.
    Â»Satt, satt, satt«, murmelte sie wie ein Mantra, als es Lee endlich gelang, sie dazu zu bewegen, sich auf den Stuhl zu setzen.
    Sie fasste Baltasar Quibbes scharf ins Auge.
    Â»Baltasar«, begann sie. »Ich habe die ganze Heimlichtuerei satt. Wenn du mir nichts zu sagen hast, quittiere ich mit sofortiger Wirkung die Lehrstelle bei dir.«
    Erschrocken sog

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