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Ravinia

Titel: Ravinia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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sie.
    Â»Schicksal«, meinte Tom.
    Sie funkelte ihn böse an.
    Â»Ravinia hat seine zauberhaften Seiten, aber es ist nicht das Paradies«, fügte er schließlich hinzu. »Man hat den Lutins Zuflucht gewährt, weil die Menschen sie nicht mögen. So wie alles, was anders ist. Lipdidl hat sich nicht an die Abmachungen gehalten. Punkt.«
    Â»Das ist nicht fair!«, empörte sich Lara. »Wir sind größer und stärker!«
    Â»Die Menschen«, meinte Tom nur, »mögen übrigens auch keine Schlüsselmacher mit sonderbaren Schlüsseln, wie du dir sicher denken kannst.«
    Damit wandte er sich um und stiefelte durch die Menge, hinter Baltasar her. Lara schnaubte und folgte ihm.
    Das war also Ravinia. Ein stinkender Moloch wie der Rest der Welt. Und dabei hatte Lara für einen Moment gedacht, es sei vielleicht ein Ort, an dem es ein paar Idealisten mehr gab als anderswo. Plötzlich war es hier eng, drückend, ekelhaft und … atemberaubend.
    Baltasar packte sie an der Hand und zog sie aus dem Gewimmel heraus auf eine Fläche, die vom Markt unberührt schien.
    Dort stand ein Turm. Hoch und höher, mit einer riesigen Uhr unter dem Dach. Wuchtig und dennoch schlank und elegant auf seine eigene Art.
    Er wirkte ein wenig wie eine größere Ausgabe des Big Ben. Aber dunkler. Düster, aber nicht unfreundlich.
    Â»Das ist der Uhrenturm von Ravinia«, erklärte Baltasar feierlich.
    Lara staunte (wollte sie das nicht eigentlich sein lassen für heute?).
    Zufrieden stellte Baltasar fest, dass er Lara beeindruckt hatte. Dass es ihr die Sprache verschlagen hatte.
    Â»Es gibt sieben Zünfte beziehungsweise Gilden in Ravinia«, setzte er an. »Sieben Richtungen, in die sich die Talente und Künste der einzelnen Bewohner einteilen lassen. Sie alle sind in Ravinia beheimatet.
    Willkommen bei den Mechanikern, Lara.«
    Er schob sie vorwärts, auf das Tor am Eingang des Turms zu.
    Lara sah ihn an.
    Â»Ja, wir gehen hinein«, beantwortete Baltasar die unausgesprochene Frage in ihren Augen. »Was dachtest du denn?«
    Schließlich ragte das hohe gotische Tor direkt vor ihnen auf.
    Baltasar sah sich um und flüsterte: » Zweifel ist der Anfang der Weisheit «, woraufhin das Tor zu klacken begann. Es säuselte und klickte, ratterte und ploppte, und Lara bemerkte erst jetzt, dass es aussah, als würde das Tor aus Tausenden – ach was, Millionen! – von Zahnrädern, Sprungfedern, Gelenken, Riegeln, Achsen und Stangen in allen möglichen Größen bestehen.
    Langsam ratternd schwang ein Flügel des Tores auf.
    Nein, das war falsch.
    Er faltete sich quasi zusammen und gab den Blick in eine Halle frei, die – wie das Tor – nur aus ineinander verschachtelten Mechaniken zu bestehen schien.
    Ein mit Grünspan überzogener Brunnen drehte sich in der Mitte des Raumes langsam um seine eigene Achse. Ein Vogel aus Draht und Speichen saß auf dem Brunnenrand und trillerte ein Lied, während Baltasar, dicht gefolgt von Tom und einer sehr ehrfürchtig dreinblickenden Lara, eintrat.
    Die Halle im Innern war hoch, mit Gaslaternen beleuchtet und machte stetig Geräusche. Ratterte, klickte und klackte leise. Überall in den Wänden ließen sich winzige Bewegungen erkennen. Türen schien es keine zu geben.
    Lara drehte sich um. Selbst das Tor nach draußen schien verschwunden zu sein. Es bildete nun eine Einheit mit dem gesamten klickenden Rest des Turms.
    Sie gingen zu einer Art Rezeption, hinter deren Tresen eine blonde Frau mittleren Alters mit einer ziemlich dicken Brille mit kreisrunden Gläsern saß und mit einem Kugelschreiber herumspielte.
    Â»Hallo Baltasar«, sagte sie offenbar erfreut. »Du bist lange nicht mehr hier gewesen.«
    Dann schaute sie an Baltasar vorbei, und ihre Augen verloren ein wenig von ihrer Begeisterung, während ihr Mund jedoch weiterlächelte.
    Â»Hallo Tom«, meinte sie.
    Â»Hallo Victoria«, grüßte Baltasar zurück. »Wir müssen zu Eusebius.«
    Victoria zog die Augenbrauen hoch.
    Â»So wichtig?«, fragte sie.
    Baltasar trat einen Schritt zur Seite, sodass Victorias Blick auf Lara fiel, deutete mit der Hand auf diese und erklärte:
    Â»Es geht um diese junge Miss hier. Lara McLane.«
    Victorias Hand mit dem Kugelschreiber verlangsamte sichtlich ihre Bewegung.
    Â»McLane?«, fragte sie mit einer Mischung aus Anerkennung und Spott,

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