Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ravinia

Titel: Ravinia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
Vom Netzwerk:
aber sichtlich überrascht. »Das ist ungewöhnlich. Weißt du, junge Frau, es gab einmal zwei äußerst begabte Mechaniker deines Namens unter uns.«
    Lara zuckte mit den Schultern.
    Â»Tja, Zufälle gibt’s«, murmelte Victoria daraufhin nur und betätigte einige kleine Hebelchen auf ihrem Tresen.
    Der Teil des Bodens, auf dem Baltasar, Tom und Lara standen, hob sich plötzlich in die Höhe, von einer Art mechanischem Arm bewegt.
    Â»Keine Zufälle«, rief Baltasar strahlend nach unten, während sie an Höhe gewannen.
    Â»Das kann nicht sein!«, gab Victoria zurück.
    Lara fühlte sich unbehaglich.
    Â»Sie meint meine Eltern, oder?«, hakte sie nach.
    Tom nickte.
    Dann wurde die Bodenplatte von einem weiteren Maschinenarm, der an einer der Wände befestigt schien, aufgenommen und weiter quer durch den Raum befördert.
    Lara ging auf die Knie. Sie fühlte sich im Stehen zu unsicher, obwohl die Platte in perfekter Horizontale in der Luft gehalten wurde.
    Â»Viele, unheimlich viele Mechaniker – Schlosser, Uhrmacher, Schlüsselmacher, Ingenieure, Maschinisten und viele andere – haben all die Jahrhunderte an diesem Turm gebaut«, sagte Baltasar voller Begeisterung. »Und es wird immer noch an ihm gearbeitet. Wenn auch nicht mehr so viel wie früher. Hauptsächlich wird ausgebessert.«
    Lara nickte stumm und etwas blass, während sie die Finger um den Rand der Platte krallte und ihre verrückte Fahrt durch die Höhen des Uhrenturms genoss.
    Schließlich hielten sie ganz sanft vor einem Abschnitt in der Wand, der aussah wie alle anderen. Doch im nächsten Augenblick begannen all die Zahnräder und Scharniere zu klacken und zu quietschen und eine Türöffnung freizugeben. Baltasar schritt hindurch, während Lara sich erst einen Schubs von Tom gefallen lassen musste, ehe sie sich durch die neu entstandene Tür wagte.
    Der Raum dahinter war groß. Groß wie das Büro eines Firmenbosses. Doch im nächsten Moment sollte Lara herausfinden, dass der Vergleich gar nicht so abwegig war.
    Ein großer Schreibtisch aus dunklem Holz stand in der Raummitte, erhellt von einer Gaslaterne, die an einem Zweig aus pneumatischen Ärmchen hing. Dahinter saß ein Mann mit schulterlangem grauem Haar.
    Er blickte auf, und ein Lächeln legte sich sanft über das konzentrierte Gesicht.
    Â»Baltasar«, strahlte er.
    Â»Und Tom«, fügte er hinzu, wobei es nicht so halbherzig klang wie noch bei Victoria.
    Â»Welch eine Seltenheit, euch beide hier im Uhrenturm zu haben.«
    Er stand auf, eilte auf die drei zu, umarmte Baltasar und schüttelte Tom herzlich die Hand.
    Â»Von Zeit zu Zeit sollte man sich auf seine Wurzeln besinnen«, grinste Baltasar. »Aber deshalb sind wir nicht hier.«
    Der Mann mit der grauen Mähne richtete seine Aufmerksamkeit auf Lara. Er war groß. Bestimmt noch einen halben Kopf größer als Tom.
    Â»Ich denke, es hat mit dieser jungen Lady hier zu tun?«
    Baltasar nickte.
    Â»Richtig. Lara, darf ich dir Eusebius Lanchester vorstellen? Er ist unser Gildemeister. Unser Geschäftsleiter, wenn du so willst. Eusebius, das ist Lara McLane.«
    Eusebius’ Augen wurden groß. Er nahm die Lesebrille ab und blinzelte.
    Â»Nicht möglich«, staunte er unverhohlen.
    Lara reagierte schneller – immerhin war dies die zweite ungewöhnliche Reaktion auf ihren Namen – und schüttelte einfach Eusebius’ Hand.
    Â»Hallo«, sagte sie.
    Â»Ã„h, ja, hallo«, fasste der Gildemeister sich wieder und fuhr in seinem herzlichen Tonfall fort: »Es freut mich wirklich ganz außerordentlich, dich zu sehen. Bist du wirklich Arthurs Tochter?«
    Lara nickte.
    Â»Zumindest erzählt man mir das, seit ich klein bin.«
    Eusebius nickte und starrte Baltasar nachdenklich an.
    Â»Aber wie ist das möglich?«
    Baltasar zuckte bloß mit den Schultern und blinzelte ihm zu.
    Â»Es wusste niemand von ihr«, klärte er den Gildemeister auf. »Du kannst dir sicherlich denken, warum.«
    Sein Gegenüber nickte.
    Â»Jaja. Natürlich«, und wandte sich wieder Lara zu.
    Â»Und du willst tatsächlich Schlüsselmacherin werden?«, vergewisserte er sich.
    Lara nickte. Weshalb war sie denn sonst hier? Natürlich wollte sie. Sonst hätte sie während des seltsamen Gesprächs im Starbucks sicherlich Nein gesagt. Was sollte die Frage?
    Â»Wer

Weitere Kostenlose Bücher