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Ravinia

Titel: Ravinia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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Halle.
    Â»Wo sind wir?«
    Lara war außer Atem, verstand überhaupt nicht, was hier eigentlich vor sich ging.
    Â»London, Underground«, rief Tom im Rennen.
    Etwas flog dicht an seinem Ohr vorbei und bohrte sich mit Wucht in einen Betonpfeiler.
    Ein Zug fuhr ein, Tom blickte zum Himmel und murmelte ein leises »Danke«, dann zerrte er Lara in die U-Bahn, blieb atemlos stehen.
    Wartete.
    Wartete darauf, dass die U-Bahn endlich anfuhr, während sie den düsteren Mann heranrauschen sahen.
    Dann gingen die Türen ihres Waggons zu. Doch die Türen im anschließenden Waggon waren nicht so schnell, und mit einem sagenhaften Hechtsprung schaffte ihr Verfolger es zwischen den sich schließenden Türen hindurch.
    Â»Verdammt!«, entfuhr es Tom. »So hatte ich mir das eigentlich ganz und gar nicht vorgestellt!«
    Er wippte ungeduldig mit dem Fuß auf dem Boden, während der Zug sich in Bewegung setzte.
    Lara rappelte sich indes auf. Es war seltsam. Alles war seltsam. Die Welt schien vor lauter sich überschlagenden Ereignissen zu explodieren. Sie hätte schwören können, vor wenigen Augenblicken einem unheimlichen Mann in ihrer Wohnung begegnet zu sein, und nun saß sie in Pyjama und Hausschuhen in einer Londoner U-Bahn. Im Waggon hinter ihnen ein raubtierhafter Unbekannter.
    So viel stand fest: Bei ihrem nächsten Halt würden sie unweigerlich in die Hände des Mannes fallen. Durch die Heckscheibe des Waggons sah er sie unverwandt an. Rieb sich die verletzte Hand. Schätzte seine Chancen ab.
    Außer ihnen befand sich niemand in diesem Teil des Zuges. Um drei Uhr nachts durchaus verständlich. Doch das war egal. Sie brauchten dringend eine Idee, wie sie mit heiler Haut aus dieser Sache herauskommen konnten. Tom schritt nervös zwischen den Sitzreihen auf und ab, während die elektronische Ansage die Station Knightsbridge als ihren nächsten Halt bekannt gab. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.
    Schließlich zog er seinen Schlüsselbund erneut hervor und ging eifrig die vielen Schlüssel durch. Die U-Bahn bremste. Wurde langsamer.
    Â»Komm her«, forderte er Lara unvermittelt auf und stellte sie dicht neben die Tür.
    Â»Egal, was passiert«, beschwor er sie eindringlich. »Bleib cool! Keine Panik!«
    Leicht gesagt.
    Tom steckte einen speziellen Schlüssel in die Vorrichtung zur manuellen Türöffnung und hielt ihn mit beiden Händen fest.
    Sie erreichten Knightsbridge, und eine Gruppe angetrunkener Yuppies steuerte auf die vordere Wagentür zu, während Toms und Laras Verfolger eilends seinen Waggon verließ und auf den Türknopf genau vor Lara drückte.
    Nichts geschah.
    Der Mann stockte, dann bemerkte er Tom, der seinen Schlüssel mit aller Kraft festhielt.
    Fluchend trat er gegen die Tür und machte sich auf zum vorderen Ende des Wagens, dort, wo die grölenden Yuppies eingestiegen waren. Er geriet in den Pulk hinein und stieß die pöbelnden Yuppies einfach zur Seite.
    In diesem Moment riss Tom seinen Schlüssel aus der Vorrichtung. Die Tür glitt auf. Schnell sprang er hindurch und riss Lara mit sich, während sich die Tür zur Weiterfahrt schloss. Direkt vor den Augen ihres Verfolgers, der sich wütend dagegenwarf. Doch es half nichts, die U-Bahn setzte ihren Weg durch den Untergrund Londons fort.
    Lara und Tom stolperten übereinander und wären leichte Beute gewesen, wenn sie nicht diesen goldrichtigen Moment abgepasst hätten.
    So lagen sie einige Herzschläge lang auf den kalten Fliesen der Underground Station, bis Tom sich schließlich keuchend aufrappelte.
    Â»Das war mehr als knapp«, stöhnte er. Die Anstrengung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Â»Wer war das?«, wollte Lara wissen, als sie sich endlich beruhigt hatte.
    Tom setzte sich auf und reichte ihr eine Hand, um sie hochzuziehen.
    Â»Gleich, Lara. Gleich. Lass uns erst ein sicheres Fleckchen suchen. Noch sind wir mit dem Kerl in derselben Stadt. Wir müssen weg, dann weiß er nicht mehr, wo er zu suchen hat.«
    Lara nickte. Sie musste an ihren Großvater denken. Hoffentlich war ihm nichts Ernstes zugestoßen. Doch was hatte der düstere Mann gewollt? Und warum war Tom da gewesen, um sie zu retten?
    Fragen über Fragen.
    Antworten würde es, wie üblich, wohl erst später geben.
    Â»Zieh das an«, forderte Tom sie auf.
    Sie sah hin und bemerkte, dass er ihr seinen langen,

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