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Ravinia

Titel: Ravinia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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down.
    War dies das richtige Lied?
    Aber irgendwie passten die Lieder doch immer.
    After all this, won’t you give me a smile?

    Die Nacht hält manchmal Überraschungen bereit. Besonders für diejenigen, die Ravinia kennen. Oder für diejenigen, die es noch kennenlernen und feststellen werden, dass die Nacht dort eine wichtige Tageszeit ist.
    Das Abendessen war still verlaufen. Henry und Lara McLane hatten wenig miteinander gesprochen, was allerdings nicht nur an Laras etwas zurückhaltender Laune lag, sondern auch daran, dass jeder von ihnen etwas zu lesen gehabt hatte.
    Lara hatte in der Schatzinsel von Stevenson gelesen, während ihr Großvater durch die Tagesausgabe von The Scotsman blätterte. Beide hatten langsam erkaltenden Tee geschlürft.
    Später war dann jeder in seinem Zimmer verschwunden.
    Inzwischen war es tiefe Nacht geworden. Das Gepolter hätte Lara eigentlich gar nicht gestört. Ihr Großvater schlief weniger als sie, das wusste sie. Eine Eigenschaft, die das Alter offenbar mit sich brachte. Wahrscheinlich hatte er sich einen Tee gekocht und ihm war etwas in der Küche heruntergefallen.
    Doch dann polterte es erneut, gefolgt von einem Scheppern. Etwas klirrte, dann ertönte ein Schrei. Laut und von Schmerz erfüllt.
    Großvater!
    Vielleicht hatte er sich gestoßen oder geschnitten oder …
    Egal, er war nicht mehr der Jüngste, es konnte alles passiert sein!
    Lara schlüpfte eilig in ihre Hausschuhe und riss die Tür auf, nur um gleich darauf aufzuschreien.
    Ein großer, düsterer Mann in einem schwarzen Ledermantel und mit langen, schwarzen Haaren blickte sie an. Er war offenbar im selben Moment im Begriff gewesen, die Tür zu öffnen.
    Lara wich zurück.
    Â»Wa-was wollen Sie?«
    Der Mann machte einen Schritt ins Zimmer hinein, dabei wirkte er auf eine ungeheuerliche Weise elegant. Es war eine Bewegung, in der jeder Muskel genau das tat, was er tun musste. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Effizient, präzise, tödlich. Dabei war es nur ein Schritt. Ein einziger Schritt. Aber schon begann die Welt um Lara herum zu gefrieren.
    Â»Lara McLane?«, fragte er. Es hörte sich an, als würde jemand sprechen, der mehrere Nächte nicht geschlafen und nun endlich, endlich ein Bett gefunden hatte.
    Lara riss sich zusammen. Der Kerl hatte irgendetwas mit ihrem Großvater gemacht.
    Henry McLane war nirgends zu sehen. Nirgends zu hören.
    Â»Was haben Sie getan?«, fauchte sie, während sie zurückwich; verwirrt, irgendwo zwischen Wut und Tränen, wie ein verängstigtes Tier.
    Â»Wer denn sonst?«, murmelte der düstere Mann zu sich selbst und packte Lara grob am Arm. Sie wollte ihm reflexartig gegen das Schienbein treten, doch irgendwie schaffte er es, dass sein Schienbein nicht mehr dort war, wo Lara instinktiv hingetreten hatte.
    Â»Hey!«, hallte es da von der Treppe her.
    Der Mann machte eine schnelle Bewegung, wischte mit dem Arm durch den Raum ohne hinzusehen. Etwas metallenes zischte durch die Luft und blieb in der Holzvertäfelung des Flurs stecken. Offenbar hatte er nicht getroffen.
    Â»Da musst du schon etwas früher aufstehen, verräterischer Hund!«
    Das war das Letzte, was Lara hörte, bevor sich für einen kurzen Moment alles zu drehen schien. Sie wurde weggerissen. Die Welt wirbelte an ihr vorbei und machte ebenso plötzlich wieder halt.
    Tom hielt sie an einem Arm. Sie standen auf der Straße vor einer Haustür, und Tom fingerte an seinem großen Schlüsselbund herum.
    Â»Wie … Was tust du?«, fragte Lara, die nicht begreifen konnte, woher Tom so schnell gekommen war.
    Â»Abhauen«, meinte Tom nervös.
    Dann fand er offenbar den richtigen Schlüssel und steckte ihn in das Schloss.
    Flink und behände wie ein Wiesel schoss der düstere Mann um die Häuserecke. Er bewegte sich unglaublich schnell für einen Menschen, und seine Augen funkelten wie die eines Raubtiers.
    Tom stieß Lara durch die Tür und zog sie hinter sich zu. Doch der Mann mit dem Ledermantel war schneller und bekam eine Hand zwischen Tür und Rahmen. Tom holte Schwung und knallte die Tür erneut zu. Ein schmerzerfülltes Brüllen war zu hören.
    Tom ließ los. Der wütende Unbekannte zog sie langsam wieder auf, und sein Gesicht kündete von Schmerz. Doch Tom hatte Lara bereits in Windeseile am Arm mit sich fortgerissen, hinein in eine von Neonlicht erhellte

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