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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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sämtliche
Rottöne schluckt.
    »Meine Eltern hätten mir das niemals erlaubt«,
übergehe ich Kikis Bemerkung. »Und da mein Vater nicht minder streng ist wie
Cesare Liberius, war ich so dumm, die Tür zu manipulieren. Ich habe überhaupt
nicht darüber nachgedacht, dass Feinde hätten eindringen können.«
    »Du hattest eine geheime Karte, wo ein Wasserfall
drauf ist? Cool. Hast du sie noch?«, hakt Alice nach.
    »Nein, ich habe sie sofort verbrannt. Nie wieder
mache ich so einen Blödsinn.«
    »Und du hast ehrlich nicht an die Folgen gedacht?«,
fragt sie.
    »Nein«, sage ich leise und zwinge mich, ruhig zu
bleiben.
    »Versteh ich nicht.«
    Ein feines Kräuseln legt sich auf meine
Nackenhaare.
    »Alice, ich bin davon ausgegangen, dass kein
Wolfer über den unverschlossenen Eingang eindringt, weil ja niemand davon weiß.
Wer versucht schon eine Tür zu öffnen, die mit Sicherheit verriegelt ist?« Ich
schlucke. »Und es ist ja auch nichts passiert.«
    »Warst du denn am Wasserfall?«
    Ich deute ein Gähnen an und tue so, als hätte ich
die Frage überhört. »Alice, Kiki, nehmt es mir nicht übel, aber ich bin
hundemüde. Mir tut jeder Knochen im Leib weh. Ihr glaubt ja gar nicht, wie hart
das Muskeltraining bei Erikson ist.«

 
    ***
    Vormittags habe ich – trotz des angeordneten
Spezialtrainings – ab sofort wieder Unterricht. Reisle besteht darauf. Sie hat
sich deshalb sogar mit Finn Erikson und Frau Kasten angelegt. Die beiden mussten
sich fügen, denn Reisle hat die Vorschriften zitiert. Sie sagt, ich sei hier im
Erziehungslager und da Pa:ris Liberius für mich die Premium-Unterbringung
bezahlt hat, seien die Stunden Pflicht für mich. Die Nachmittagsarbeit hingegen
könne entfallen.
    Statt Kirschen zu entkernen, Konserven einzukochen
und Brot zu backen, quäle ich mich also an den nächsten Nachmittagen durchs
Training. Ich verbessere meine Kondition und ich lerne die Grundregeln der
Selbstverteidigung. Kill versucht mir beizubringen, wie ich durch bloße
Willenskraft und nicht durch Angst besser werde. Dazu soll ich mich auf mein
Ziel fixieren, es nicht aus den Augen verlieren, koste es, was es wolle.
    Ich werde besser. Hole meine verlorenen Kräfte
schneller auf als gedacht. Meinen Trainer lasse ich im Glauben, dass sein
Gerede über Konzentration und Willenskraft etwas bewirkt. In Wirklichkeit gibt
es nur eine effektive Maßnahme, mich anzutreiben, und das ist seine
Anwesenheit. Ich will ihn lächeln sehen. Ja, ich gebe zu, ich lechze nach seinem
Lob.
    Die meiste Zeit sind Kill und ich allein, was das
einzig Grandiose an diesem mörderischen Training ist. Erikson erscheint am
Anfang des Unterrichts und legt das Pensum für den Nachmittag fest. Für
gewöhnlich schaut er die erste Trainingsstunde zu, um meine Leistung zu
kontrollieren. Irgendwann, wenn ich das Shirt durchgeschwitzt habe, wenn meine
Muskeln glühen und meine Lungen brennen, geht er.
    Kill schenkt mir nichts. Am schlimmsten ist es,
wenn ich gegen ihn kämpfen muss. Ich bin mittlerweile am ganzen Körper grün und
blau. Wir kämpfen mit bloßen Fäusten und mit Stöcken. Mit einer simplen
Holzlanze soll ich lernen, den Gegner auf Abstand zu halten. Kill sagt, ich
dürfe keine Schwäche zeigen und müsse den Feind ohne Pause traktieren. Sonst
würde er eine Gelegenheit finden, um mich zu attackieren.
    Eines Tages erscheint kurz vor dem Ende unserer
nachmittäglichen Trainingsstunden Erikson. Er beobachtet mich mit einem
merkwürdig finsteren Blick. Währenddessen robbe ich durch einen Graben mit
Hindernissen und stelle mich dabei dämlich wie ein Anfänger an. Erst stoße ich
mit dem Kopf gegen einen der Warnmelder über mir – in Feindesland wäre ich jetzt tot – und dann bin ich auch noch zu
langsam. Ich bin doppelt tot, denke
ich und robbe erneut durch den Kanal.
    Beim zweiten Versuch bin ich besser. Erleichtert
blicke ich zu Erikson. Er winkt in diesem Moment Kill zu sich heran. Die beiden
tuscheln miteinander. Soll ich zu ihnen rübergehen? Ich zögere.
    Kill schüttelt den Kopf. »Nein«, sagt er
energisch, »sie ist dafür nicht geeignet, sie ist … ein Mädchen.«
    Erikson ist ungehalten. Er schiebt die Augenbrauen
zusammen und redet plötzlich einige Töne tiefer und lauter: »Sie muss das
können … wenn nicht jetzt … dann nie.«
    Ich fürchte mich davor, was Erikson mit mir
vorhat. Außerdem macht mich Kills Bemerkung ein bisschen wütend. Ich mag es
nicht, wenn man mir etwas nicht zutraut, nur weil ich eine Frau bin.
    Mit

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