Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze
mir ein Zeichen, dass auch ich springen soll. Ich
unterdrücke das aufkeimende Panikgefühl und lasse mich in seine Arme fallen. Er
fängt mich auf, tut so, als würde er durch mein Gewicht die Balance verlieren
und lässt sich gemeinsam mit mir auf die Steine fallen. Ich rolle herum,
kichere erleichtert. Mit einem verlangenden Blick beugt er sich über mich,
wandert mit einem Arm unter meinen Körper und zieht mich an sich.
Hinter seinem Kopf flammt die Morgensonne und legt
einen leuchtenden Kranz um sein dunkles Haar. Ich greife hinein und stelle mir
vor, ihn zu küssen. Hitze flutet meinen Körper. Gefährliche Hitze …
Irgendetwas verdunkelt die Sonne. Wie aus dem
Nichts taucht plötzlich hinter den Felsen ein Schatten auf. Ich erstarre und
habe das Gefühl, mein Blut gefriert sekundenschnell zu Eis.
Auch Kill begreift sofort, dass etwas nicht stimmt.
Er schnellt herum und richtet sich dabei gleichzeitig auf. In einer einzigen,
geschmeidigen Bewegung greift er dabei nach seinem Messer. Augenblicklich
attackiert er damit die Gestalt, die sich ihm von hinten genähert hat.
»Neiiin«, brülle ich. »Nicht, Kill!!!«
Die Welt um mich herum scheint sich zu drehen. Mir
wird schlecht. Keuchend stütze ich mich am Boden ab. Ich muss den Kampf
verhindern. Bevor ein Unglück passiert. Wie paralysiert starre ich auf Kills
Messer, wie er es geschickt von einer Hand in die andere wirft und zurück. Er
stellt einen Schritt vor. Blitzschnell hebt er den Arm und sticht zu. Der
Angreifer weicht geschickt zurück. Kill hat ihn trotzdem am Oberarm erwischt.
Durch den Ärmelstoff tropft Blut.
»Lass ihn, Kill, bitte!«, flehe ich. »Es ist
Pa:ris, mein Verlobter.«
Endlich stehe ich auf meinen Beinen. Ohne auf mich
zu achten, werfe ich mich zwischen die beiden.
»Hört auf damit!«
Doch Pa:ris ignoriert mich. Er schiebt mich
beiseite und stürmt wütend auf Kill zu.
Ich weiß, dass Kill viel stärker ist, außerdem hat
er ein Jagdmesser in der Hand. Pa:ris befindet sich in tödlicher Gefahr. Bevor
ein Unglück geschieht, muss ich irgendetwas tun.
»Aufhören!«, brülle ich.
In diesem Moment höre ich das charakteristische Klack-Klack eines aufschnappenden
Butterflymessers.
»Pa:ris! Verdammt!«
Kill weicht flink zurück. Aus seiner Kehle
entweicht ein tiefes Knurren.
»Dachte ich’s mir doch«, schnaubt Pa:ris, »Du und
diese Wolfsbestie.« Er wirft mir einen vernichtenden Blick zu, tänzelt dabei
von einem Bein aufs andere und schwingt das Messer in der Hand.
Der Griff schnappt auf.
Klick.
Mit einer geschickten Fingerbewegung dreht er das
Messer.
Klack.
Griff und Schneide schnellen herum.
Klack,
klick, klack … klack-klack.
Es macht mir Angst, wie er mit dem Balisong spielt
und es zwischen Daumen und Zeigefinger kreisen lässt. Seine Augen blitzen.
»Ich hätte dir von Anfang an nicht trauen sollen.
Was hat der Kerl mit dir gemacht?«
»Gar nichts!«, rufe ich. »Er hat mich nur
trainiert.«
»Ha. Mit dem Fernglas war nicht zu übersehen, wie
ihr euch dabei amüsiert habt.«
Ich erschrecke. »Bist du etwa meinetwegen
unerlaubt von der Truppe weg?«
»Nein, das wäre ja noch schöner. Ich versaue mir
doch nicht wegen einer Hure die Karriere.«
Ich trete vor und schlage ihm ins Gesicht. »Das
nimmst du zurück.«
Für einen Moment zuckt er zusammen. Offenbar
bereut er seine Worte bereits. Er packt mich am Oberarm.
Kill tritt knurrend einen Schritt vor.
Ich schüttele den Kopf, damit er nicht eingreift.
Immer noch hoffe ich, die Sache hier friedlich beenden zu können.
»Hey!«, bellt Kill, »lass die Lady los! … Und wir
tragen es aus.«
Pa:ris stößt mich hart zur Seite. Ich falle auf
die Steine. Schürfe mir den Ellbogen auf.
Kill wirft sein Messer hinter sich und hebt die
Fäuste. »Ohne Waffen … ich gebe dir eine faire Chance.«
»Pah«, lacht Pa:ris dunkel, »du schwachsinniger
Trottel winselst gleich um dein Leben.« Er klappt sein Butterflymesser zu und
zögert einen Moment. Diese Gelegenheit nutzt Kill und schlägt ihm das Messer
aus der Hand. Es schlittert über die Steine und rutscht über eine Kante in
irgendeine Ritze.
Für einen Moment scheint Pa:ris irritiert, zögert
erneut. Auch diesen Augenblick nutzt Kill zu seinem Vorteil und reißt die Waffe
aus dem Holster.
Mir stockt der Atem. Nein, erschieß ihn nicht!, will ich rufen, doch ich bin nicht fähig
zu sprechen. Ich bin viel zu geschockt über die Wendung, die der Kampf genommen
hat.
»Waffe weg!«, herrscht Kill sein
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