Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
Vom Netzwerk:
der Waffe liegen hat und aufmerksam in alle Richtungen
späht. Sein Gesichtsausdruck ist konzentriert und ernst. Nur manchmal wirft er
einen Blick über die Schulter und lächelt mir zu.
    Am späten Nachmittag erreichen wir Buddha. Am Übergang zwischen Joshua und Buddha zeigt Kill mir eine schmale Felsnische, an der ich austreten
kann, ohne dass jemand mich mit einem Fernglas beobachten kann. Verlegen verschwinde
ich in der Felsspalte.
    Anschließend üben wir an einer Rockfalte des
dicken Buddha Klettern. Ein paar
Löcher bieten Halt.
    Kill zeigt mir die wichtigsten Techniken.
    Ich lerne, das Gewicht an die Felsen zu pressen
und mich lang zu strecken. Dabei berührt Kill mich an der Schulter und streicht
über meinen Arm. Er führt ihn in die richtige Position und streckt ihn lang.
Zuletzt legt er seine Hand auf meinen Handrücken.
    Ich spüre seine Finger an meinen, seine Schulter
an meiner, seine Wange neben meiner …
    Er flüstert mir leise ins Ohr, worauf ich achten
soll. Mir ist auch so schon heiß, aber seine Nähe und sein Atem, so nah an
meinem Ohr, lassen mein Herz rasen. Er verändert leicht die Position hinter
mir. Nun spüre ich seinen Brustkorb an meinem Rücken und mir wird dabei ganz
schummrig. Das ist mehr als gefährlich, denn wir klettern am Abgrund. Nur mit
Mühe kann ich mich zur Konzentration zwingen.
    Kill hingegen korrigiert unermüdlich meine Haltung
und verlangt von mir noch mehr Muskelspannung. Erst, nachdem er mit mir
zufrieden ist, begeben wir uns an den Abstieg.
    Es geht mehrere Meter runter, dann kommt eine
schmale Kante und danach geht es noch einmal mindestens zehn Meter tief, bis zu
einer breiten Kante.
    Das letzte Stück ist nicht mehr ganz so steil. Die
Schwierigkeit liegt allerdings darin, dass ich runter klettern muss. Ich kann
nicht sehen, wohin ich trete und ich kenne die Wand nicht. Als ich endlich auf
der breiten Stufe stehe, ist mein Hemd nass geschwitzt.
    Das Licht verändert sich, als hätte jemand ganz
sanft an einem Dimmer gedreht. Die Berge erstrahlen in einem milchigen
Rosaglanz. Erschrocken blicke ich zum Horizont. Ich war so sehr mit meinen
Gedanken bei Kill und diesem kleinen Stück Felswand, dass ich alles andere um mich
herum komplett ausgeblendet habe. Wie konnte ich nur so leichtsinnig sein? Der
Himmel ist jedoch leer – keine Falkgreifer. Sie jagen heute Abend nicht hier. Was für ein unverschämtes Glück wir doch
haben.
    In den nächsten Minuten sackt die Sonne ein gutes
Stück tiefer und taucht den gesamten Himmel in zauberhaftes Rosarot. Mein erster richtiger Sonnenuntergang, denke ich. Genaugenommen ist es mein zweiter. Aber der im Getreidefeld zählt
nicht. Damals hatte ich keine Ruhe dafür. Ich hatte nur Angst.
    Ein paar Mauerschwalben tanzen vor unserer Nase.
    »Wo werden wir übernachten?«
    Kill zeigt schräg hoch. »Da oben über dem Buddha -Plateau, von dem wir gekommen
sind.«
    »Wo genau?«, frage ich und mein Blick schweift
über die Felsen.
    »Von hier aus kannst du es nicht sehen, aber an
der Wand gibt es eine Falte im Gestein.«
    Ich folge seinem ausgestreckten Zeigefinger zu
einer Steilwand, die das Plateau an der südöstlichen Seite umgibt. Wenn man
sich den Buddha-Felsen als Stuhl vorstellt, auf dem ein massiger Mann sitzt, dann
befinden wir uns momentan an der Wade und müssten an der Kniekante vorbei auf
eine Speckfalte seines Bauchs blicken.
    »Ist das nicht gefährlich?«
    »Nein. Der Felsen schützt uns. Ein Tigare kann
nicht auf uns raufspringen und wenn einer über die Platte kommt, sehen wir ihn
rechtzeitig.«
    Kill späht über den Bergrücken. Sein Blick, bleibt
im Osten hängen, dort, wo der riesengroße Mond gerade aufgeht und von der Sonne
orange angestrahlt wird.
    »Siehst du die Männer?«
    Ich spähe hinüber, schüttele den Kopf. »So gut
kannst du sehen?«
    »Wir Wolfer nehmen Bewegungen besser wahr als ihr.«
Er kneift die Augen zusammen. »Da laufen Menschen in einer Reihe entlang. Am
Dreierblock Anubis, Osiris und Ra. «
    »Kannst du ohne Fernglas erkennen, was die da
machen?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Klettern.«
Schließlich ist er doch neugierig und zieht das Fernglas aus der Tasche an
seinem Bein. »Es sind Gills. Sieben. Sie tragen eure Uniformen. Willst du mal
sehen?«
    Ich schüttele den Kopf, denn ich halte mich lieber
mit beiden Händen fest. »Ja, vermutlich üben sie Klettern«, antworte ich. »Es
muss sich um eine Elite-Einheit handeln, denn nur bei ihnen gehören die
heiligen Götter-Berge

Weitere Kostenlose Bücher