Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze
Leben gerettet. Vielleicht ist er mir näher als ich dachte, so hoffe ich.
»Kommen wir zum Gefängnisurteil.« Pa:ris räuspert
sich. »Da ich die Kosten für das Erziehungslager übernehmen werde, beantrage
ich in diesem Punkt eine Begnadigung und die Einweisung in die
Erziehungsanstalt Zeugen der Zukunft .
Dort wird sie sich darauf vorbereiten, ein funktionierendes Mitglied der
Gesellschaft zu werden.«
Wieder nickt der Richter. »Das Gefängnis bleibt
ihr erspart.« Er hebt den goldenen Hammer, um das Urteil zu bekräftigen.
»Einspruch!«, höre ich hinter mir die schneidende
Stimme von Cesare Liberius.
Mein Kopf wirbelt herum. Ich blinzele den
Tränenschleier weg. Der Statthalter schreitet wie ein hochmütiger König durch
den Gerichtssaal und kommt mit schnellen Schritten näher. Was für ein theatralischer Auftritt eines verbitterten, herzlosen
Mannes, fährt es mir durch den Sinn. Sicher wird er mit all seiner Macht
verhindern, dass ich noch einmal lebend in die Nähe seines Sohnes gelange.
Überrascht zieht der Richter eine Augenbraue hoch.
»Der Einspruch sei Ihnen gewährt, Cesare Liberius.«
»Sie gehört noch nicht zu unserer Familie. Daher wird ihr die Erziehungsanstalt nicht gewährt.
Ich schlage vor, sie in das Erziehungslager Gute
Ernte zu geben. Dort wird sie der Gemeinschaft einen guten Dienst erweisen
und zeigen, dass sie sich nicht zu fein für harte Arbeit ist.«
Energisch schlägt der Richter mit dem Hammer auf
den Tisch. »Das Urteil ist gefällt.«
***
Ich knöpfe mein Kleid auf und streife den Stoff
von den Schultern.
»Den BH auch!«
Mit zitternder Hand taste ich nach dem Verschluss
hinter meinem Rücken. Mit einem leisen Knacksen springt er auf. Vorne halte ich
den Stoff fest, während ich mit der freien Hand die Träger hinunter schiebe.
Die Gill-Offizierin nickt zufrieden.
»Auf die Knie!«
Alles in mir sträubt sich gegen diese groteske
Situation, aber ich tue, was sie verlangt. Die Frau tritt hinter mich. Ich
höre, wie sie forschen Schrittes zur Tür geht und öffnet.
»Die Verurteilte wäre dann soweit.«
»Warten Sie draußen!«, höre ich Pa:ris reden.
»Das geht nicht«, protestiert sie. »Ich muss den
Vollzug der Strafe bezeugen.«
»Dann warten Sie an der Tür.« Pa:ris klingt
verärgert. Ich höre, wie er sich mir nähert, vernehme seine vertrauten Schritte
und unterdrücke einen leisen Schluchzer. Er hockt sich neben mich, ein Knie auf
dem Boden, den anderen Fuß aufgestellt. Ich verdecke meine entblößte Brust mit
den Armen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er zögernd die Hand nach mir
ausstreckt, fühle, wie er federleicht über mein Haar streicht.
»Glaub mir, ich tue das nicht gern«, sagt er leise
und fasst vorsichtig nach meinen abwehrend verschränkten Armen. Ich spüre das
kalte Leder seines Jackenärmels an meiner Wange und drücke traurig meinen Kopf
gegen seinen Unterarm.
»Ich muss dir jetzt wehtun«, flüstert er. »Du
kannst in meinen Ärmel beißen.«
Dann spüre ich auch schon den ersten Schlag, der
auf meiner rechten Schulter niedergeht, der zweite Hieb erwischt mich zwischen
den Schulterblättern und der dritte knallt auf mein linkes Schulterblatt.
Pa:ris macht eine Pause.
»Was ist das? Verdammt, womit schlägst du zu?«,
zische ich, denn jeder Schlag schmerzt, als hielte er einen Hammer in der Hand.
Das ist nicht einfach nur eine flache Hand. Da ist noch etwas, das auf meiner
Haut niederprasselt und sie zum Reißen und Platzen bringt.
»Halt still! Mir wurde befohlen, dabei den
Siegelring der Familie zu tragen.«
»Oh nein!«, stöhne ich. »Dein verdammter Va…«
Der vierte und fünfte Schlag erwischt mich unter den
Schulterblättern. Ich beiße wütend in Pa:ris’ Jackenärmel, kralle mich an
seinem hingehaltenen Arm fest.
Mit jedem weiteren Hieb grabe ich meine Zähne so
fest in seinen Unterarm wie ich kann. In mir beginnt sich die Rebellin zu
regen. Nichts auf dieser Welt ist gut, gar nichts. Meine Augen brennen und mein
Atem geht stoßweise, aber ich schaffe es, nicht zu weinen oder zu jammern. Nach
dem letzten Schlag muss ich mich an seinem Arm festhalten, um nicht umzufallen.
Ich zittere und ich spüre durch den Lederärmel, dass auch Pa:ris zittert.
Hoffentlich
tut es dir ebenso weh!
Die Offizierin macht ein Beweisfoto. Klack-Klack
zerschneidet das leise Geräusch die Stille des Raums.
»Jetzt ist es aber gut. Bring mir gesalbte Tücher!«,
herrscht er sie an. Seine Stimme bebt und sein Atem geht schwer. Er
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