Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
Vom Netzwerk:
gönne ich ihm nicht.« Seine Augen blitzen, als sei ich
irgendein Wetteinsatz. »Du kommst gefälligst zurück!« Er greift in die
Innentasche seiner Jacke und zieht einen Armreif heraus. Dann schiebt er meinen
Ärmel hoch und legt mir den Ring am Oberarm um. Mit einem leisen Klack schließt
sich der Mechanismus. Ich starre auf den titanfarbenen Reif mit den drei runden
Steinen. Ein roter und zwei schwarze.
    »In dem Band ist ein Sender. Wenn du die Knöpfe
nacheinander drückst, empfange ich dein Signal, und es bedeutet, dass ich dich
irgendwo rausholen muss. Wenn du alle drei auf einmal drückst und ein Angreifer
dich berührt, dann bekommt er einen Stromschlag ab. Der Reif soll dir in der
Not einen kleinen Vorteil verschaffen. Mehr kann ich für dich nicht tun. Viel
Glück!«
    Er erhebt sich. Ich mache Anstalten, mich trotz
meines schmerzenden, steifen Rückens zu erheben. Doch er legt eine Hand auf
meine Schulter. »Bleib sitzen, bis sie dich holen.«
    »Pa:ris?«
    »Ja.«
    »Ich bin froh, dass es Alina nicht so hart erwischt
hat.«
    »Alina? Du hättest sie da nicht reinziehen dürfen.«
    »Es tut mir leid.«
    »Sie hat mir alles im Vorgespräch zur
Gerichtsverhandlung erzählt. Das Ganze hier ist deine Schuld. Deshalb habe ich
ihr den Wunsch erfüllt. Ich habe keine Ahnung, warum sie unbedingt den Krüppel
will.«
    Pa:ris geht. In meinem Herzen nagt es. Alina hat
mir nie erzählt, was sie sich wünscht, aber sie hat alles ihm gesagt. Die beiden hatten ein Vorgespräch, so wie wir. Ob er da
auch so weit gegangen ist wie bei mir? Ohne, dass ich es will, macht sich meine
Zunge selbstständig und ich rufe ihm hinterher.
    »Hast du sie auch geküsst?« Ich drehe den Kopf, um
seine Reaktion zu sehen. In meinem Nacken zieht jeder Muskel. Die wunde Haut an
meinem Rücken spannt.
    Er bleibt stehen, dreht sich um und hebt eine
Augenbraue. »Ich mag widerspenstige Frauen wie dich. Du weißt, dass ich nur
dich zur Frau will.«
    »Ah, das ist es. Dann freue ich mich schon auf unser
Wiedersehen«, schnaube ich.
    Er kneift die Augen zusammen und grinst.

 
    Abtransport

 
    H unger nagt
mittlerweile an mir. Ich sitze auf dem Sessel und wage es kaum, mich zu rühren.
Solange ich mich nicht bewege, kann ich meinen wunden Rücken ignorieren. Stunde
um Stunde döse ich in dem dunklen Raum, in dem ich die schlimmste Folter meines
Lebens erdulden musste. Innerlich leer und zu keinem klaren Gedanken fähig,
starre ich auf die einzige Lichtquelle, eine winzige Lampe an der Wand. Sie
hängt über dem kleinen Tisch, auf dem die Karaffe und das Glas stehen. Ich
rieche das Bohnerwachs des abgetretenen Parketts und glaube zwischendurch das
Eisen meines eigenen Blutes wahrzunehmen. Aber vermutlich bilde ich mir das nur
ein. Vorsichtig taste ich über den Rücken. Der Verband fühlt sich trocken an.
    Während ich warte, habe ich Zeit nachzudenken. Ich
ahne, warum Pa:ris derart brutal zugeschlagen hat. Jeder Schlag ein Loch in
meinem Rücken. Zwanzig Schläge, zwanzig Abdrücke mit dem Siegelring – sie sind
der Beweis für Pa:ris’ Gehorsam und vor allem für die Allmacht seines Vaters.
Denn der wird sich die Beweisfotos inzwischen genau angeschaut haben. Wozu
sonst wurden sie gemacht? Wäre der Siegelring nicht abgedrückt gewesen, dann
hätte er die Bestrafung höchstpersönlich selbst wiederholt und die Peitsche
genommen, so gut kenne ich seinen Vater jetzt. Ich erinnere mich mit Grauen, wozu
der wahnsinnige Statthalter fähig ist. Mehr als einmal hat mein bester Freund
Pa:ris als Kind steif auf der Schulbank gesessen und sich nicht gerührt. Einmal
hat er aufgeschrien, als ich ihm albern auf den Rücken schlug. »Tu das nie wieder!«,
hat er mich angebrüllt und behauptet, er habe Rückenschmerzen vom
Kampftraining. Hätte er mir doch eingestanden, was die wahre Ursache war. Wie
konnte ich das auch ahnen? Mich hat Cesare nie angerührt. Bis heute nicht. Oh,
wie ich diesen Mann hasse. Nun hat er es durch seinen Sohn getan. Er hat Pa:ris
dazu gezwungen.
    Endlich erscheinen zwei Gills in der Tür. Ein Mann
und eine Frau. Mühsam erhebe ich mich. Ich kann kaum kriechen und ich frage
mich, wie weit ich laufen werde, bevor ich zusammenbreche. Aber alles ist
besser, als noch länger in diesem Raum zu sitzen.
    »Geht es?« Die Offizierin sieht mich mitfühlend
an. Sie trägt zwei Sterne auf dem Schulterriegel.
    Hat Pa:ris
arrangiert, dass sie mich begleitet?
    »Danke, ich schaffe das«, flüstere ich und setze
langsam einen Fuß vor den

Weitere Kostenlose Bücher