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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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Beim
Essen hat sie mir zugeflüstert, dass ihre Eltern sie als erzieherische Maßnahme
hierher geschickt haben, weil sie die Abschlussprüfung nicht bestanden hat. Vom
gefährlichen Außendienst ist sie freigestellt. Deshalb darf sie auch ihre
eigenen Kleider tragen. Damit ist sie ein Exot, eine Modepuppe zwischen
graugrüner Zweckkleidung. Insgeheim halte ich den Spitznamen Barbie für angebrachter.
    Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist, aber ich
glaube, sie mag mich. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich also mit einer
echten Tussi befreundet. Besser so, denke ich. Obwohl wir vermutlich so
verschieden wie Tag und Nacht sind, freut es mich doch auch ein wenig.
    Am Kantinenausgang ruft mich Connor an seinen
Tisch. Ich trete näher. »Was gibt’s?«
    »Bist du jetzt mit Babette befreundet?« Er spricht
ihren Namen albern aus und schneidet eine Grimasse.
    »Falls du dich für sie interessierst, bringe ich
dich gern bei ihr ins Gespräch«, feixe ich zurück.
    »Nee, lass mal! Ich mag lieber die sportlichen Amazonen,
die auch in Trägertop und Lederhose eine gute Figur machen. Vor allem die, die
kämpfen können.«
    Lachend blicke ich mich um. »Da bist du hier wohl falsch.
Alles Premiumware, die Gills haben ihre eigene Kantine.«
    »Na ja, aber eine hat sich verirrt.«
    Im ersten Moment kapiere ich gar nicht, wen er
damit meint. Allmählich klappt mir der Unterkiefer runter. »D-du täuschst dich«,
stottere ich schließlich. »Ich wäre wirklich gern eine von denen, aber mein
Vater sagt, nie und nimmer schaffe ich die Prüfung.«
    »Ich hab dich gesehen.« Er hält den Daumen hoch. »Glaub
mir, dein Vater irrt sich.«
    »Das würde ich nur zu gern glauben«, seufze ich
und gehe zur Tür. Ich habe das Gefühl, Connors Blick wirft Hitzewellen auf
meinen Rücken.
    Kurz darauf befinde ich mich in einem der hinteren
Seitenflügel im Erdgeschoss. Ich drehe die Karte mit dem Gebäudeplan auf den
Kopf herum, und spähe über den leeren Gang. Dann vergleiche ich erneut die leuchtend
gekennzeichneten Wege und drehe die Karte wieder richtig herum. Mist, ich bin
ein Stockwerk zu tief gelaufen. Einen direkten Weg zur Packstation gibt es nur
im ersten Obergeschoss, also über mir. Dann
zurück … oder …, grübele ich und spähe nach rechts.
    Ich husche
am Gefangenentrakt vorbei , beschließe ich spontan, denn ich hasse es, denselben
Weg rückwärts zu laufen.
    Also gehe ich weiter. Mir begegnet eine Gill-Truppe.
Ich drücke mich an die Wand und lasse die Truppe vorbeiziehen. Dann biege ich
um die Ecke. Mehrere Gänge gehen von diesem Flur ab. Zügig strebe ich der Tür
am Ende des langen Ganges zu, denn ich will nicht zu spät kommen.
    Plötzlich spüre ich ein unerklärliches, feines
Kribbeln unter der Haut. Mir wird beunruhigend heiß und mein gesamter Körper
spannt sich an. Noch bevor ich den nächsten Quergang erreicht habe, ahne ich
den Grund. Mein Schritt verlangsamt sich. Lautlos setze ich einen Fuß vor den
anderen. Er ist hier. Ich weiß es.
Ich kann ihn spüren.
    Bevor ich ihn sehe, höre ich ihn.
    »Was ist ein …?«, grummelt er. Das letzte Wort
spricht er so leise, dass ich es nicht verstehe.
    »So etwas wie ein Adrenalin-Junkie«, antwortet
mein Sportlehrer.
    »Und du glaubst, Raya ist so eine?«
    »Wir werden es bald wissen.«
    »Auf welche Art?«
    »Versuche sie zu töten!«, zischt mein Lehrer.
    »Mit Vergnügen!« Kill lacht, es ist ein kehliges,
dunkles Lachen, das meine Atemreflexe zum Erliegen bringt. Ich höre mein Herz
klopfen. Bumbum, bum, bum.
    Erschrocken weiche ich zurück und drücke mich an
die Wand. Raya? Reden die beiden etwa
über mich? So-raya? Soll ich zurück
laufen? Plötzlich höre ich sie nicht mehr. Ich nehme allen Mut zusammen, beuge
mich vor und blinzele um die Ecke. Irgendwo hinten im Gang klappt eine Tür. Sie
sind verschwunden.
    Was führen sie im Schilde? Eines ist ziemlich
eindeutig – mein Sportlehrer und Kill sind Verbündete. Kann es sein, dass die
beiden uns von innen heraus schwächen wollen, indem sie die hoffnungsvollen
Nachwuchskämpfer herauspicken und töten? Jedenfalls geht es nicht mit rechten
Dingen zu, was sie hier machen. Ich muss schnellstmöglich mehr über sie
herausfinden.
    Nein, das
musst du nicht, redet mir mein Überlebensinstinkt gut zu. Verhalte dich einfach unauffällig! Ich
kann nicht. Es ist ein innerer Zwang.
    Auf Zehenspitzen tappe ich den beiden hinterher
und drücke die angelehnte letzte Tür am Ende des Ganges auf. Wenn mich jemand
erwischt,

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