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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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nicht?«
    »Sie können trotzdem beißen.« Babette rollt mit
den Augen.
    »Echt jetzt?«
    »Ja, mein Onkel besitzt Pferde. Er hat eine
riesige Narbe an der Wange. Angeblich von einem Falkgreifer. Aber alle grinsen
hinter seinem Rücken, weil es eine seiner Zuchtstuten war. Sie wollte sich
nicht decken lassen.«
    Das Schreien einer Arbeiterin reißt uns aus dem
Gespräch. »Ihr seid verrückt … verrückt … ihr alle!«, ruft sie und stolpert uns
mit fuchtelnden Armen und einem irren Blick entgegen. Ihr Haar ist wirr und das
Hemd voller Staub.
    »Was machst du hier?« Die Frau hält Babette am
Ärmel fest und sieht von ihr zu mir. »Ihr müsst hier weg. Ihr seid noch viel zu
jung zum Sterben.«
    »Halts Maul!« Einer der Gills schubst sie grob vorwärts.
Sie fällt. Er tritt nach ihr, entsichert sein Gewehr und richtet den Lauf auf
ihren Rücken. »Weiter! Alte Hexe!«, schreit er. »Oder ich erschieß dich!«
    Wimmernd steht sie auf und klettert auf den Wagen.
    Noch mehr Erntearbeiter kommen uns entgegen. Ihre
Gesichter sind verschmutzt, das Haar ist stumpf vom Staub. Ich sehe ihnen die
Erleichterung an, mit der sie auf den Wagen klettern, mit dem wir gerade eingetroffen
sind. Der Kutscher wendet, ich höre hinter meinem Rücken die Peitschen knallen.
    Dann ist Stille.
    Wir verteilen uns auf die Felder. Die Gills
bleiben im Abstand von mehreren Metern am Feldrand stehen. Ihre schwarzen Helme
glänzen in der Sonne. Ich beneide sie nicht um ihren Kopfschutz. Vermutlich ist
es mordsheiß darunter.
    Wir beginnen sofort mit der Arbeit. Die Männer und
Jungs schneiden mit großen Sicheln das Korn. Wir Frauen und Mädchen bündeln es
und stellen es am Weg auf.
    Am Horizont erscheint auf einem Hügel ein voll
beladener Pferdewagen. Er rast den Berg hinunter, kommt schnell näher und
wirbelt eine riesige Staubwolke hinter sich her. Die Pferde schwitzen und jagen
schnaubend, mit der goldenen Ernte im Anhänger, an uns vorbei.
    Ich möchte mit Babette zusammenbleiben. Aber nachdem
wir eingearbeitet sind, dirigiert uns einer der Gills in verschiedene
Richtungen. Enttäuscht folge ich zwei älteren Männern und einer Frau. Immer
weiter fräsen wir uns über das Feld vorwärts. Für eine Weile schufte ich so
hart, dass ich die Greifer über mir vergesse.
    Aus dem Augenwinkel nehme ich plötzlich eine
Gestalt auf dem abgeernteten Acker wahr. Ich richte mich auf und lege zum
Schutz gegen die tiefstehende Sonne die Hand über die Augen. Es ist eine Frau.
Sie läuft mit einem Bündel Ähren quer über das Feld zum Rand hin.
    Die Abkürzung über das Stoppelfeld würde die
Arbeit deutlich beschleunigen. Warum machen wir es nicht alle so?
    Ich blicke fragend die Erntearbeiter an. Einer
schüttelt den Kopf. »Mädchen, wenn dir dein Leben lieb ist, machst du das nicht
nach. Immer am Rand der Ähren bleiben …«
    »Angriff!«, schreit jemand am Feldrand.
    Ein Falkgreifer hat die Leichtsinnstat der Arbeiterin
bemerkt und stürzt auf sie herab. Er packt sie an den Schultern. Die Frau
schreit.
    Einer der Gills feuert in die Richtung der beiden.
Die Bestie lässt los und flüchtet. Der Offizier blickt neben sich und rudert
mit einem Arm in der Luft.
    »Mir nach!«, brüllt er.
    Sofort folgt ihm einer der Schwarzhelme. Die
beiden laufen mit erhobenen Gewehren zu der Bewusstlosen. Während sie die Frau
vom Acker schleifen, nutzen die Falkgreifer die entstandene Lücke unserer
Bewacher zum alles entscheidenden Angriff. Als könnten sie untereinander
Gedanken lesen, stürzen drei dieser Biester gleichzeitig auf die Arbeiter am
Feldrand herab. Ich höre einen gellenden Schrei.
    Plötzlich sind über mir dunkle Schatten. Das
Rauschen der Schwingen kenne ich mittlerweile zu gut, um nicht zu wissen, was
es bedeutet. Panisch schmeiße ich mich auf den Boden und krieche unter die
Ähren. Auf allen Vieren robbe ich immer weiter in die Mitte des dichten,
schützenden Kornfeldes.
    Erneut höre ich Schüsse und Schreie. Ich will nur noch
weg hier, habe die Orientierung verloren. Der Kampflärm hallt als Echo von
Horizont zu Horizont.
    Die Sonne flammt mittlerweile glutrot am Himmel.
In spätestens einer Stunde verschwindet sie hinter der Anhöhe. Dann harre ich
hier im Dunkeln. Das kann ich auf gar keinen Fall riskieren. So weit draußen, nach
Anbruch der Dunkelheit. Das käme einem Todesurteil gleich. Ein Wolferrudel würde
mich sehr wahrscheinlich aufspüren und reißen. Manchmal klettern auch die
scheuen Tigare aus den Bergen runter. Nein, ich kann

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