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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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meine Achse und verlasse den Saal. Die Tür schließt
sich mit schabendem Geräusch hinter meinem Rücken. Verwirrt laufe ich den Gang
entlang.
    Wo ist Kill?
    Und wieso hat der General mich für einen Kadetten
gehalten? Mein Hemd hat keine Wappen des Gill-Corps. Ich blicke an mir herab.
Ich bin voller Staub und Schmutz. Meine Haare haben sich aus dem Seidenband
gelöst, sie fallen über die Brusttasche und verdecken das Emblem. Die Ärmel
habe ich wegen der schweißtreibenden Arbeit hochgekrempelt. Meinen linken Arm
ziert eine frisch verheilte Greifer-Krallenspur – eindeutige Zeichen eines
Kampfes. Die Unterarme sind zerkratzt von der Arbeit. Ich sehe aus, als hätte
ich mit einer Katze gerungen. Unruhig zupfe ich an meinem Hemd und werde mit
jedem Schritt langsamer.
    Mein Puls beginnt zu rasen und mein Atem geht
stoßweise. Was ist bloß los mit mir? Irritiert blicke ich auf meine Hände. Sie
zittern. Als ich endlich begreife, was mein Herzklopfen zu bedeuten hat, packt
mich jemand von hinten, hält mir den Mund zu und zieht mich aus dem Gang in
einen kleinen Raum. Eine Besenkammer. Er hält mich an den Schultern. Ich
wirbele herum und lass mich in seine Arme ziehen.
    »Kill«, seufze ich erleichtert. »Was machst du
hier?«
    Er legt einen Finger auf meinen Mund. »Ich wollte
wissen, ob es dir gut geht.«
    »Jetzt ja«, hauche ich, lächele selig und schmiege
mich erschöpft an ihn. Ich zittere so heftig, dass auch Kill es zu bemerken
scheint, denn er presst mich fest an sich und drückt meinen Kopf an seine
Brust. Ich höre seinen gleichmäßigen Atem, spüre seine Ruhe und langsam, ganz
langsam werde auch ich ruhiger.
    Kill riecht so wunderbar nach frischer Waldluft,
Holz und Sonne, ich schließe die Augen und atme seinen betörenden Duft tief
ein. Er beugt sich zu mir herunter, legt seine Wange an meine. Das Verlangen,
ihn zu küssen, beherrscht plötzlich alle meine Sinne. Meine Haut kribbelt und
mein Herz schüttet heiße Schauer aus, die mir die Vernunft und den Atem rauben.
    Ich will ihn küssen.
    Jetzt!
    Es ist mir egal, ob ich danach sterbe.
    Er küsst mich auf die Schläfe. Ich seufze. Warum
nur dorthin? Ich will mehr. Viel mehr. Ich will ihn ganz und gar für mich
haben. Ihn, den Wolfer, den ich so sehr liebe. Dafür nehme ich alles in Kauf.
    Bitte, Kill!, flehe ich stumm.
    Nur dieser
eine Kuss.
    Sag ja!
    Sein Mund wandert weiter über meine Wange und meinen
Hals zur Schulter. Vorsichtig öffnet er den obersten Knopf, greift unter meinen
Hemdkragen und schiebt den Stoff von der Schulter. Seine kühlen, samtweichen Lippen
berühren meine Haut und ich erschaure. Ich kann mich nicht mehr bremsen.
Verlangend schlinge ich meine Arme um seinen Hals. Ich giere so sehr nach
seinem Mund, dass ich mich wie Wachs in seine Arme schmiege. Die verlangende
Hitze wird stärker. Sein wunderschöner Mund kommt meinem näher.
    Endlich.
    Er greift mir in den Nacken, hält mich fest und
der Abstand zwischen unseren Lippen ist nur noch ein Hauch, dünner als ein
Rosenblatt.
    Seine Hände sind so fest und warm.
    Er atmet schwer.
    Sein Verlangen ist auch meine Sehnsucht.
    Jetzt, wird
es passieren.
    Wir sind füreinander bestimmt. Doch Kill zieht
ganz langsam den Kopf zurück. Verwirrt blicke ich ihm in die Augen. Sein Blick
ist so unendlich traurig. Tränen schwimmen am Rande seiner bernsteinfarbenen
Iris.
    »Du weißt ja gar nicht, was du da von mir
verlangst«, murmelt er.
    Enttäuscht senke ich den Blick. »Vermutlich nicht.«
    »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, was mit euch
passiert.« Er weicht einen Schritt zurück. »Ich habe ein Mädchen qualvoll sterben
sehen.«
    Erschrocken klammere ich mich an seinen Arm. »Bitte
erzähl mir davon!«
    Seine Stimme klingt belegt, als er nach einer
gefühlten Ewigkeit weiterspricht. »Wusstest du, dass eure Priester Mädchen
opfern?«
    »Wie meinst du das? Ich verstehe kein Wort. Welche
Mädchen?«
    »Ehrlich gesagt habe ich es auch nicht so ganz verstanden.
Sie hat gesagt, sie wollte nicht heiraten. Deshalb habe man sie zu den Göttern
geschickt.«
    Mühsam versuche ich die Puzzleteile zusammen zu
setzen. »Manchmal, wenn es uns ganz schlecht geht, dann gibt sich eine der jungen
Priesterinnen den Göttern hin. Sie opfert sich, in der Hoffnung, damit die
Götter zu besänftigen. Aber wie das funktioniert, erfährt man erst, wenn man
erwachsen ist.«
    Kill kneift die Augen zusammen. »Ihr bringt sie in
die Götterhöhlen und überlasst sie
dort ihrem Schicksal. Aber ihr irrt, das

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