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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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Barbie
scheint abzufärben. Verlegen greife ich mir an die heißen Wangen.
    Connor entgeht meine Reaktion nicht, doch er
interpretiert sie falsch. Sein Gesichtsausdruck erhellt sich und ein winziges
Lächeln zuckt über seine Mundwinkel.
    »Heute Abend hat diese Theatergruppe mal wieder
Premiere. Darf ich dich dazu einladen?«
    »Ganz offiziell? Du willst ein Date?«
    »Hm, ich glaube schon.« Er sieht mir sehr ernst in
die Augen. Da ist wieder dieser milchige, schwermütige Blick. Offenbar hat er
es vor langer Zeit aufgegeben, sich um ein Mädchen zu bemühen.
    Plötzlich tut er mir unendlich leid. Bei Lichte
betrachtet sieht er unverschämt gut aus. Sein Oberkörper ist – im Vergleich zu allen
anderen Waschlappen hier auf der Premium-Sektion – extrem gut durchtrainiert.
Wenn da nur der Rollstuhl nicht wäre …
    Bist du
blöd?, blinkt es in meinem Kopf. Connor ist ein Sucher. Mit Gewalt drücke
ich alle roten Warnlämpchen aus. Ungefragt springen die Lämpchen wieder an. Hallo – er ist ein Sucher! Na und? Ein für
alle Mal, ich bin kein Rebell, versuche ich mir ins Gehirn zu meißeln. Aber
wenn Connor herausfindet, dass Becky ein Rebellenmedaillon von mir trägt, dann
bin ich tot.
    »Ich fürchte, Finn Erikson steht deinem
Unterhaltungsprogramm im Wege«, weiche ich dem Angebot auf ein Date feige aus.
    Fred, der Zimtsommersprossige dreht sich nach uns
um. Ich gebe ihm ein eindeutiges Zeichen mit meinem Mittelfinger. Connor kann
es nicht sehen, da ich meine Hand lässig über der Tischkante hängen habe.
    Der Rotschopf blinzelt und starrt ein zweites Mal
auf meine Hand. Ich reiße zusätzlich die Augen auf. Endlich hat er kapiert, was
ich meine – ich kann es nicht leiden, wenn ich so unverschämt angestarrt werde.
Er verzieht den Mund und dreht sich weg.
    Connor räuspert sich. »Bis wann geht dein Training
denn?«
    »Kurz nach acht.«
    »Das passt doch.« Sein Blick erhellt sich. Die
türkisblaue Iris strahlt wie bei unserer ersten Begegnung. »Das Stück beginnt
um neun Uhr. Ich hole dich ab. Ich wollte schon immer mal die Standard-Sektion
kennenlernen.«
    »A-alles, bloß das nicht«, stammele ich.
    Connor runzelt die Stirn. »Wieso?«
    Hilfe, was soll ich ihm antworten? Ich male mir
aus, wie er an dem kleinen Tisch sitzt und Becky aus dem Bad geschlurft kommt. Sie
hat nur ein Handtuch um den Körper geschlungen – und er kann das Medaillon
sehen.
    »Connor, bitte.« Meine Lippen zittern. Schweiß
rinnt mir den Rücken herunter. »Du weißt nicht, wie Mädchen sein können. Sie
werden mich hassen, weil ich rüber zu euch darf. Noch dazu in Begleitung …«
    »Schon verstanden.« Er lacht und greift sich
durchs Haar. »Ich gucke mir eure Räume mal an, wenn die Mädels nicht da sind.«
    Hoffentlich nicht. Ich möchte ihn am liebsten fragen,
ober er dann als offizieller Sucher erscheinen will.
    »Okaaaay«, presse ich hervor. »Dann warte ich kurz
vor neun Uhr am Eingang zur Premium-Abteilung.«

 
    Freiwillig

 
    I n den Unterrichtsstunden
fühle ich mich um ein Jahr meines Lebens zurückversetzt. Wir nehmen den Stoff
der Abschlussklasse durch. Der Lehrer gähnt und ich bläue den Zöglingen die
Matheformeln ein. Im anschließenden Sportunterricht trainieren wir Sprinten und
Ausdauerlaufen. Erikson gibt die Zeiten vor. Dann beauftragt er Connor, die
Schüler zu überwachen, und geht. Wie passend, denke ich, ein Sucher ist genau
der Richtige für diesen Job.
    Beim Mittagessen steht plötzlich eine Gill in der
Kantine und blickt uns ernst an. »Alle mal herhören! Wir haben heute Stufe Rot.«
    Schlagartig ist es still im Raum. Stufe Rot bedeutet,
mehr als zwanzig Falkgreifer wurden am Himmel gesichtet und alle Zöglinge haben
Ausgangssperre. Ein Red-Alert-Day! Die
Zwangsarbeiter und die Sträflinge müssen trotzdem raus. Am Westhang steht die
Ernte der Getreidefelder an. Das kann nicht warten, da in den nächsten Tagen
ein Wetterumschwung mit Regen erwartet wird.
    Die Offizierin hebt die Stimme. »Wer möchte
freiwillig dabei sein?«
    »Ich gehe mit«, melde ich mich und erhebe mich. Alles
ist besser als am Fließband Konserven zu füllen oder stundenlang Kirschen zu
entkernen. Außerdem wollte ich schon immer mal über ein goldenes Ährenfeld
laufen und das frische Getreide riechen. Das scheint mir das Risiko wert zu
sein.
    Connor schüttelt unmerklich den Kopf. Niemand
sonst meldet sich.
    Alle starren mich an, auch Barbie. Doch dann
räuspert sie sich. »Ich auch«, sagt sie mit unsicherer

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